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Gedächtnisstärkung — „Verfaulte Aepfel wollen Sie gestern von mir

gekriegt haben? Ich hab' Ihnen im Leben noch
leine Aepfel verkauft."

— „And 'nen Fünfmarkschein haben Sie mir auch
zu viel 'rausgegeben."

— „Ia freilich, - jetzt erkenn' ich Sie wieder, Lerr."

Möglich

— „Seit drei Monaten suche ich ein
Lemd, das mir fehlte, und nun raten
Sie mal, wo ich's fand?"

— „Sie werden 's angehabt haben."

Empfehlung

— „Gib mich ihm zur Frau, Papa — 's
ist 'n guter, treuer Mcnsch — und anßer-
dem 'n langjähriger Kunde von unsl"

Mißverstanden

— „Sie haben Ihren Gegner mit dem
Maßkrug niedergeschlagen; die Tat ist
wohl im Affekt geschehen?"

— „Nein, im weißen Rößl."

Halbiert

— „Äier bringe ick Ihren Lund,
Fräulein, der ist vom Auto überfahren
wordenl"

— „Um Gottes willen l Lebt er noch?"

— „Ick weeß nich, diese Lälfte ist dot!"

I)öhenmenschen

kin Ifommz lieble einen punkl
plalonilch unä mil?euer,
llzs llomma wrrä von ikm geliebt —
8enau lo ungeheuer.

In sllen Sphsren lchwebten lie,
llergahen gsnr äsr ßeute:
wenn man lchon liebt, äann liebl msn nicht
ülie slle snäern Leute.

Ihr hoher 6eist bekliigell ihm
l)ie vichterlieäeikehle.

„lch liebe," lprsch ste lsnll unä rein,

„lch liebe äeine Seele!"

llie beiäen trennten stch nicht mekr
— kin sterr unä ein geäsnkel —
(vrsn wsr äie Seelenlreunälchslt lchulä
Unä nicht äer Setzer Ksnke.)

Mil llllcklicht sul äie llonvention
8ing msn rur kke über
voch eine Spiesterehe nicht,
vein, eine hoch äsrllberl

kin Leunälchsltskult, ein Leelenbunä
Ilrch plston (oäer Solon).

— voch wenn msn näher rusteht, ist'r
voch blost ein Semikolon. lucunckur

Lleberflüssiger Gang

— „Auf 'm Kreisamt haben s' mich heute
ein Rindvieh geheißen!"

— „And deshalb machst den weiten
Weg in die Stadt? Das hätten wir dir
hier im Dorf auch sagen können!"

„Was Sie mir sagen

möchten"-- —

Dienstjubiläum des Lerrn Regie-
rungsratBreitsprecher. Im Bllro harren
die Antergebenen, den Iubilar würdig zu
empfangen. Sekretär Nokhase ist zum
Sprecher ausersehen und hat eine schöne
kleine Rede memoriert, die, wie er darin
behaupten will, seinen und seinerKollegen
Empfindungen nur schwach Ausdruck ge-
ben kann.

Während des Wartens nun bekommt
der Sekretär Nothase Lust, anderen,
weniger offiziellen Empfindungen Aus-
druck zu geben, und zwar nicht schwach,
sonvern recht kräftig. Er stelll sich in
Nedepositur, grinst und spricht: „Was
ich dem Kerl sagen möchte, wäre ungefähr
folgendes:

Lochverehrter Lerr Negierungsrat!

Sie Ochsel

Seit nunmehr dreißig Iahren fallen
Sie dem Staat zur Last und lassen sich
von ihm Gehalt bezahlen unter dem Vor-
wande, für ihn zu arbeiten. In Wirklich-
keit hat Sie noch kein Mensch ernstlich
arbeiten gesehn, indem bekannllich die
Arbeit von Ihren hier versammelten
Antergebenen erledigt wird, die zu Ihnen
leiver nicht als einem leuchtenden Vor-
bilde aufschauen können, Sie vielmehr für
ein ganz hervorragendes Nindvieh an-
sehn. Bedauerlicherweise aber sind Sie
in der Lage, uns nach Kräften chikanieren
zu können, und dies ist das einzige, worin
Sie allerdings große Leistungen aufzu-
weisen vermögen. Wir hoffen und wün-
schen deshalb alle von Lerzen, daß Sie
recht bald der Teufel holen möge!" —

Kaum hat der Sekretär Nothase
diese Nede unter allgemeinem Beifall
und Gelächter beendet, da öffnet sich die
Tür, und der Lerr Negierungsrat Breit-
sprecher tritt herein. Sekretär Nothase
nähert sich ihm mit feierlicher Miene, ver-
beugt sich und beginnt: „Lochverehrter
Lerr Negierungsrat!-"

Da aber legt ihm der Negierungsrat
Vreitsprecher freundschaftlich die Land
auf die Schulter, schaut ihn gerührt an
und sagt: „Lassen Sie nur, mein lieber
Lerr Sekretär, lassen Siel Ich weiß schon,
was Sie mir sagen möchten. Ich danke
Ihnen und den anderen Lerren von gan-
zem Lerzen." -on.

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