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Sportinteresse

„Seh'n tu i zwar gar nix vom Gspiel, aber i versteh ja a nix davo."

Die künstliche Tante Von Nin»

Eines muß ich voranschicken: ich habe nämlich keine
Tantel Ich bin mir tief bewußt, daß dies für einen an-
ständigen Bürger eigentlich eine Schande bedeutet, aber
schließlich bin ich ja schuldlos an diesem Mangel und —
anderseirs: der Tatsache, daß ich keine Tante habe, und den
langweiligen Einladungen zu den alten Steuerrats verdanke
ich mein Glückl Das klingt seltsam, nicht wahr? Aber
bitte, laßt mich nur erzählen.

Also: der alte Steuerrat a. D. Kugelmann und seine
würdige Gattin hatten in mir sozusagen ein Elixir gegen
die Langeweile ihrer kleinstädtischen Sonntage entdeckt und
luden mich mit nie versagender Regelmäßigkeit zu ihrem
Mittageffen ein. Einmal abzusagen wäre zwecklos gewesen.

sie hielten mein Erscheinen für ihr verbrieftes Necht und
hätten mich an den Laaren herbeigeholt. Man soll nicht
undankbar sein: mancher knnsprige Schweinebraten und
manche würzige Lammelkeule ist mir in duftender Er-
innerung geblieben, aber schließlich: man ist doch ein junger
Mann, und draußen lockt einen die Sonne des Feiertags.
Eines Tages nun war die Sabe kritisch iür mich geworden,
denn ich hatte mit der schlanken, blonden Leni einen Sonn-
tagsausflug verabredet und mußre um jeden Preis dem
steuerrätiichen Feierkagsbraten zu entrinnen versuchen. Als
ich noch gerade über diesem Problem grübelte, raulchte die
Sleuerrätin um die Ecke der Marktgasse. — „Nun," meinte
sie wohlwollend, „morgen also seben wir Sie wohl zu
Miltag wieder bei uns?" — „Zu meinem unendlichen

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