EwarkkoppS Derlobungen
merke, daß da was mit dem
Kurs nicht stimmt. And mir
fällt auch auf. daß Iochen
Stanlien mich fo merkwürdig
ankuckt. „Wo willst du denn
hin, Mensch?" srag' ich.
Da grinst er mich ganz
niederträchtig an. „O, ich will
nach Danzig," sagt er ganz
ruhig. „Du hast dich ja in
Lamburg um rein gar nichts
bekümmert, bloß um die
Emma, sonst hättest du das
auch wissen müssen. Wir
haben diesmal noch Stück-
güter mit für Danzig, und
jetzt gehn wir nach Neufahr-
wasser, und da werden wir
ja wohl über Weihnachten
bleiben."
So 'n schönen Brief an
die Emma hatte ich mir aus-
gedacht, aber jetzt war das
alles vergessen. War das
nun nicht 'ne Gemeinheit?
Nachher fand stch, daß bloß
Kapitän Claassen dran schuld
war, der wegen seiner Deck-
last 'n paar eigene Geschäft-
chen nach Danzig hatte, was
er nicht hätte machen können,
wenn er nicht so dick Freund
mit dem Rheder gewesen
wäre. Ich vcrfluche nun die
,Adele' und Kapitän Claassen
und Danzig und bin über-
haupt ganz außer mir. Iochen
Stantien grinst noch nieder-
trächtiger und meint: „Na,
die hundert Mark kannst du
mir nun wohl gleich geben,
denn mit dem Verloben sind
das jetzt man sehr schlechte
Aussichten."
Das ärgert mich natür-
lich, und ich krieg's mit der
Wut, und in meiner Wut
sage ich: „Wird stch schon
finden. Wenn ich mal gesagt
habe, ich verlobe mich zu
Weihnachten, dann tu' ich
das auch, und jetzt halt' dein
Maul von der Geschichte, bis
du mir zur Verlobung gra-
tulierst."
So fidel, wie ich dabei tat,
war mir aber gar nicht zu
Mute. Bloß eigensinnig war
ich, mächtig eigenstnnig. Ich
hatte nun mal gewettet, und
jetzt sollte es auch so sein.
Natürlich fand ich auch die
schönsten Gründe. Ob es die
Emma oder das Lannchen
Rleine Legenäe von heule
5ankt peter war jüngstens wieäer einmal
Sestiegen ins iräische ssammertal.
Sewanäert ist er äie !<reuz unä Quer,
voch alles hat ihm misifallen sehr,
Mas er vom vreiben äec Menschen gewahrt.
Unä wie er nun nach äer langen §ahrt
Ein wenig Ieit zum Uasten sich nahm,
Oa fanä sich ein Cnglein zu ihm, äas kam
Lin wenig furchtsam herangeschlichen.
Sankt Peter hat sich äen 6art gestrichen:
„Oas sinä ja äachen! Keihaus genommen, —
Ivie anäers wärst äu sonst hergekommen?
Must immer gleich ein Unfug geschehn,
Lleib' ich am Himmel nicht wache stehnl
IVas hast äenn äu auf äer Lräe zu lun?
Oie Menschen wollen nach Lngeln nun
voch wirklich auch nicht ein bisichen verlangen.
Ls ist ckir wohl auch recht schlecht ergangen."
Oas Lnglein aber lächelt unä spricht:
„0 lieber Lankt Peter, zürne mir nicht,
vaß ich ganz heimlich entschlüpft äem Himmell
Mich haben im bunten Lräengetümmel
vie lieben kleinen Uinäer gelockt,
Ois sinä nicht böse, äie sinä nicht verstockt.
sse kleiner sie waren, je besser gefielen
Lie mir, — äas war ein lustiges Spielenl
Ls wirä wohl alles noch gut auf Lräen,
wenn äiese Uinäer erst grötzer weräen.'
va hat Lankt Peter zuerst gelacht,
vann aber sprach er unä seufzte sacht:
.sietzt wollen wir beiäe nach tzause gehn. —
3n äer Lcke sollst äu zur Ltrafe stehn.
Ooch höre: wir wollen nach äreitzig siahren
Uuf äie Cräe wieäer mitsammen fahren.
vann sinä äie kleinen Uinäer von heute
Oie wirkenäen, schaffenäen grotzen peute.
vann wirst äu es sehn: äie Lräe ist immer
Noch so wie jetzt, — am Lnäe noch schlimmer!"
Peter Robinson
sein sollte, — das hatte ich
dem Schicksal überlassen, und
jetzt hatte das Schicksal ge-
meint, keine von beiden, und
vielleicht hatte es nun eine
dritte für mich parat. Denn
in Danzig würden ja wohl
auch recht nette Mädchen
sein, und die Fixigkeit, die
jetzt nötig war, schadete am
Ende gar nichts.
Ia, undalsnun die,Adele'
in Neufahrwasser >ag, nahm
ich Arlaub von Kapitän
Claassen und fuhr mit so'nem
kleinen Dampfer nachDanzig.
Wie ich dann so von weitem
dieStadt sah und all die vielen
spitzen Dächer, da war ich or-
dentlich gerührt und dachte:
„Llnter einem von all den
Dächern, da wohnt nun deine
liebe Braut." Aber eigentlich
lag mir ja doch bloß die ver-
fluchte Wette im Kopf, und
ich beschwindelte mich selber.
Ich war vorher noch nie
in Danzig gewesen und sah
mich nun erst mal ordentlich
um. Schifferkneipen und Vall-
Lokale waren genug da und
solche Gelegenheiten, wo ich
hätte auf Brautschau gehn
können, aber das war nicht
das Rechte, denn bei mir
war's doch eine solide An-
gelegenheit. „Geh' einen gra-
den Weg!" dachte ich mir.
„Wenn ein Seefahrer was
braucht aber nicht weiß. wo
er es kriegen kann,dann fragt
er einen Ship Chandler; die
Sorte Leute sind immer ent-
gegenkommend, denn ste leben
ja von uns." Schön; gleich
zum nächsten geh' ich hinein.
Daniel Skibbe hieß er und
war etn kleines altes Mann-
chen. Er hatte auch bloß 'n
kleines Geschäft und um diese
Zeit, so vor Weihnachten,
nichts zu tun. Er saß ganz
allein da und pfiff einem Pa-
pagei vor: Du bist verrückt,
mein Kind. — Das scheint 'n
netter, vernünftiger Mann
zu sein, denk' ich mir; mit dem
wird sich reden lassen. And so
stell' ich mich vor und erzähl'
ihm, daß ich baldKapitän wer-
den könnte, und daß ich gern
eine gute, tüchtige Frau hätte,
und ob er nicht eine wüßte.
Daniel Skibbe kuckt mich
erst groß an und pfeift noch
I8Z
merke, daß da was mit dem
Kurs nicht stimmt. And mir
fällt auch auf. daß Iochen
Stanlien mich fo merkwürdig
ankuckt. „Wo willst du denn
hin, Mensch?" srag' ich.
Da grinst er mich ganz
niederträchtig an. „O, ich will
nach Danzig," sagt er ganz
ruhig. „Du hast dich ja in
Lamburg um rein gar nichts
bekümmert, bloß um die
Emma, sonst hättest du das
auch wissen müssen. Wir
haben diesmal noch Stück-
güter mit für Danzig, und
jetzt gehn wir nach Neufahr-
wasser, und da werden wir
ja wohl über Weihnachten
bleiben."
So 'n schönen Brief an
die Emma hatte ich mir aus-
gedacht, aber jetzt war das
alles vergessen. War das
nun nicht 'ne Gemeinheit?
Nachher fand stch, daß bloß
Kapitän Claassen dran schuld
war, der wegen seiner Deck-
last 'n paar eigene Geschäft-
chen nach Danzig hatte, was
er nicht hätte machen können,
wenn er nicht so dick Freund
mit dem Rheder gewesen
wäre. Ich vcrfluche nun die
,Adele' und Kapitän Claassen
und Danzig und bin über-
haupt ganz außer mir. Iochen
Stantien grinst noch nieder-
trächtiger und meint: „Na,
die hundert Mark kannst du
mir nun wohl gleich geben,
denn mit dem Verloben sind
das jetzt man sehr schlechte
Aussichten."
Das ärgert mich natür-
lich, und ich krieg's mit der
Wut, und in meiner Wut
sage ich: „Wird stch schon
finden. Wenn ich mal gesagt
habe, ich verlobe mich zu
Weihnachten, dann tu' ich
das auch, und jetzt halt' dein
Maul von der Geschichte, bis
du mir zur Verlobung gra-
tulierst."
So fidel, wie ich dabei tat,
war mir aber gar nicht zu
Mute. Bloß eigensinnig war
ich, mächtig eigenstnnig. Ich
hatte nun mal gewettet, und
jetzt sollte es auch so sein.
Natürlich fand ich auch die
schönsten Gründe. Ob es die
Emma oder das Lannchen
Rleine Legenäe von heule
5ankt peter war jüngstens wieäer einmal
Sestiegen ins iräische ssammertal.
Sewanäert ist er äie !<reuz unä Quer,
voch alles hat ihm misifallen sehr,
Mas er vom vreiben äec Menschen gewahrt.
Unä wie er nun nach äer langen §ahrt
Ein wenig Ieit zum Uasten sich nahm,
Oa fanä sich ein Cnglein zu ihm, äas kam
Lin wenig furchtsam herangeschlichen.
Sankt Peter hat sich äen 6art gestrichen:
„Oas sinä ja äachen! Keihaus genommen, —
Ivie anäers wärst äu sonst hergekommen?
Must immer gleich ein Unfug geschehn,
Lleib' ich am Himmel nicht wache stehnl
IVas hast äenn äu auf äer Lräe zu lun?
Oie Menschen wollen nach Lngeln nun
voch wirklich auch nicht ein bisichen verlangen.
Ls ist ckir wohl auch recht schlecht ergangen."
Oas Lnglein aber lächelt unä spricht:
„0 lieber Lankt Peter, zürne mir nicht,
vaß ich ganz heimlich entschlüpft äem Himmell
Mich haben im bunten Lräengetümmel
vie lieben kleinen Uinäer gelockt,
Ois sinä nicht böse, äie sinä nicht verstockt.
sse kleiner sie waren, je besser gefielen
Lie mir, — äas war ein lustiges Spielenl
Ls wirä wohl alles noch gut auf Lräen,
wenn äiese Uinäer erst grötzer weräen.'
va hat Lankt Peter zuerst gelacht,
vann aber sprach er unä seufzte sacht:
.sietzt wollen wir beiäe nach tzause gehn. —
3n äer Lcke sollst äu zur Ltrafe stehn.
Ooch höre: wir wollen nach äreitzig siahren
Uuf äie Cräe wieäer mitsammen fahren.
vann sinä äie kleinen Uinäer von heute
Oie wirkenäen, schaffenäen grotzen peute.
vann wirst äu es sehn: äie Lräe ist immer
Noch so wie jetzt, — am Lnäe noch schlimmer!"
Peter Robinson
sein sollte, — das hatte ich
dem Schicksal überlassen, und
jetzt hatte das Schicksal ge-
meint, keine von beiden, und
vielleicht hatte es nun eine
dritte für mich parat. Denn
in Danzig würden ja wohl
auch recht nette Mädchen
sein, und die Fixigkeit, die
jetzt nötig war, schadete am
Ende gar nichts.
Ia, undalsnun die,Adele'
in Neufahrwasser >ag, nahm
ich Arlaub von Kapitän
Claassen und fuhr mit so'nem
kleinen Dampfer nachDanzig.
Wie ich dann so von weitem
dieStadt sah und all die vielen
spitzen Dächer, da war ich or-
dentlich gerührt und dachte:
„Llnter einem von all den
Dächern, da wohnt nun deine
liebe Braut." Aber eigentlich
lag mir ja doch bloß die ver-
fluchte Wette im Kopf, und
ich beschwindelte mich selber.
Ich war vorher noch nie
in Danzig gewesen und sah
mich nun erst mal ordentlich
um. Schifferkneipen und Vall-
Lokale waren genug da und
solche Gelegenheiten, wo ich
hätte auf Brautschau gehn
können, aber das war nicht
das Rechte, denn bei mir
war's doch eine solide An-
gelegenheit. „Geh' einen gra-
den Weg!" dachte ich mir.
„Wenn ein Seefahrer was
braucht aber nicht weiß. wo
er es kriegen kann,dann fragt
er einen Ship Chandler; die
Sorte Leute sind immer ent-
gegenkommend, denn ste leben
ja von uns." Schön; gleich
zum nächsten geh' ich hinein.
Daniel Skibbe hieß er und
war etn kleines altes Mann-
chen. Er hatte auch bloß 'n
kleines Geschäft und um diese
Zeit, so vor Weihnachten,
nichts zu tun. Er saß ganz
allein da und pfiff einem Pa-
pagei vor: Du bist verrückt,
mein Kind. — Das scheint 'n
netter, vernünftiger Mann
zu sein, denk' ich mir; mit dem
wird sich reden lassen. And so
stell' ich mich vor und erzähl'
ihm, daß ich baldKapitän wer-
den könnte, und daß ich gern
eine gute, tüchtige Frau hätte,
und ob er nicht eine wüßte.
Daniel Skibbe kuckt mich
erst groß an und pfeift noch
I8Z