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Eine sonderbare Aeberraschung

— „Ich muß an meiner Kunst schon verzweifeln! Wie nichts-
sagend, wie tot ist wieder dieser Vesuv-Ausbruch ausge-
fallen! Es ist rein zum einschlasen.

Was ist das? Wie großartig, wie natürlich!"

Begreifliche Nücksicht

— „Wir haben eine kleine Silvestergesellschast, Äerr Vetter-
ling, — wollen Sie uns auch das Vergnügen machen? Viel-
leicht gibt es Punsch; das weiß ich noch nicht. Wir haben
nämlich jeyt einen Mieter, und wenn der auch dabei ist,
dann müsssn wir uns allerdings auf Tee beschränken."

— „Nanu?"

— „Ia, Mister Lopkins ist nämlich abstinenter Amerikaner."
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Im ?Iü5tei'n

„lssir ßloplt clss tierr, mein I^reun6, sn cleiner örust.
^s bebt vc>r lVonne uncl es jsucbrt vor bust,
VVenn sus clen Ztrsucbern sbencis Ounlcel lpsbt,
ünct, mir vernebmlicb nur, clss ptortcben gebt."

„V/ie Isnglsm, biebsse, clocb csse Lonne reik,

6is Osmmerung mir clen lVeg rum Lsrten weitt!
lVie clebnt licb encüos tsgs mir Ltuncl um Ltuncl!
Wie Icurr iü clieter Kub sn 6einem btuncl!"

„O Isst micb! — tist es nicbt im 6sng gersutcbt?
V/enn nun clie blutter sn cler ssüre Isutcbt!

Icb böre Ltimmen, uncl es Icreitcbt ein Lcblost,
üncl ssritte geben. biebtter, Isll micb los!"

,,/scb, wie clie Vorticbt, clie uns tcbweigen beillt,
3tets bluncl von bluncl uncl blerL von iierren reistt! —
blocb einmsl blübt sm Eitter öort 6er V/ein —

^s Icommt 6ie 2eit — 6snn bist 6u ewig mein!"

n v.

Im Eiser

— „Merkwürdig, daß der §>err Direktor immer verreist ist,
wenn ich mik der Rechnung komme!"

— „O bitte sehr, mit Ihrer Rechnung hat das nichts zu tun;
der Lerr Direktor ist auch verreist, wenn andere mit der
Rechnung kommen!"

Ein anderer Arnftand

Der Ingenieur Kneisel verkündete am Silvesterabend:
„Ia, liebe Freunde, im nächsten Iahre werde ich ein anderes
Leben anfangen, ein ganz anderes Leben. Ich werde sparen
sparen, sparen!"

„Sparen? Bist du verrückt geworden? Sparen ist doch
gegenwärtig der ungeheuerste Blödsinn."

Da ergänzte Kneisel seine Mitteilung: „Ia, ich habe
nämlich einen Posten in Schweden bekommen."

Die Spinne

Reulich war Tante Paula ein paar Tage bei uns zu
Besuch. Als wir am ersten Abend gemütlich beisammen
saßen, entdeckte ich zu meiner etwas peinlichen Aeberraschung

— aber es war natürlich Ansinn, daß mir das peinlich war,
denn so etwas kann ja vorkommen, besonders hsutzutage,
wo die Dienstboten sich so wenig Mühe geben! — entdeckte
ich also, daß da in einer Ecke eine vereinsamte Spinne eine
anscheinend träumerische Existenz führte.

Ich wollte dieser Existsnz ein Ende bereiten. Aber Tante
Paula fiel mir in den Arm „Wie kannst du! Weißt du

denn nicht: Spinne am Abend-erquickend und labend!

Das gute Tierchen bringt doch Glück, dem darf man nichts
tun."

Also schön, mochte die Spinne hocken bleiben. Ich ver-
gaß sie auch nachher. Am nächsten Morgen aber, als wir
beim Frühstück waren, machte Tante Paula auf einmal ent-
setzte Augen, sprang auf, nahm ein Stück Dings zur Land
und arbeitete damit in einer Ecke an der Wand herum.
Dann atmete sie auf. „Da war eine Spinne!" erklärte ste.

„Schrecklich! Spinne am Morgen-Kummer und Sor-

gen! So ein Vieh muß man auf der Stelle tot machen."
Es war »atürlich dieselbe vereinsamte Spinne gewesen.

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