Eine grätzliche Berufsangewohnheik
Mädchen. Nicht mehr ganz jung, etwa sechsundzwanzig,
aber das hätte ja gut zu mir gepaßt. Lieb, sehr lieb und
herzensgut und — aber davon kann ich nicht reden, sonst
müßte ich ja gleich auf der Stelle überschnappen. Bessere
Familie als die meine; schon immer studierte Leute darin
gewesen. Der Valer ist tot, war Gymnasiallehrer. Die
Mutter hat ihre Pension und wohl auch sonst noch etwas
Geld. Aber natürlich: ein Zuschuß ist jetzt erwünscht, und
deshalb haben sie ein Zimmer vermietet. Das habe ich, —
seit einem Iahre. Sonst hätte ich die Leute auch kaum
kennen gelernt; ich komme ja, offen gesagt, sonst nicht in
solche Kreise. Erst haben Sie wohl auch gedacht, daß mit
mir nicht besonders umzugehn wäre. Ist ja auch zu ver-
stehn: gerichtlich vereidigter Taxator — sowas ist fttr solche
Art Leute grade kein angenehmer Begriff. Kann ich ihnen
auch nicht verdenken; da sind ja große Klüfte. Aber wie
das heule so ist: in dieser schweren Zeit spricht man doch
gerne mal ein Wort, und das hat die Frau Rübling
— nämlich die Mutter — dann öfters zu mir getan, und
dann kam ich auch mit der Tochter in ein Gespräch, und
sie haben dann ja wohl gemerkt, daß man doch mit mir
verkehren könnte. Ich hab' mir aber auch Mühe gegeben,
mich in gutem Licht zu zeigen. Llnd warum? Ganz einfach:
weil mir allmählich klar wurde, daß ich die Erna haben
wollte, und daß ich mir gar nichts Befferes wünschen
könnte.
Die Mutter wäre gleich einverstanden gewesen, das
merkte ich schließlich, — Gedanken an Versorgung usw.
And das Mädchen? Nun, ich will's ganz offen sagen: ich
hab' mir gedacht, mit sechsundzwanzig Iahren sagt ein
Mädchen nicht mehr so leicht nein. Aber wahrhaftig:
nüchtern und kaltschnäuzig hab' ich mit diesem Amstand nicht
gerechnet; ich war froh darüber, glücklich war ich. Ia, und
in diesen Tagen wollte ich mit ihr reden. Eigentlich heute,
vielleicht grade jetzt, wenn es sich so gemacht hätte. Grade
jetzt vielleichtl Aber nun sitze ich hier und traue mich
überhaupt nicht mehr hin. And warum nicht? Wegen des
verfluchten Taxierens nicht. Weil die Maschine doch wiedcr
los gegangen ist.
Leute vormittag war das. Die beiden Damen gehen
immer am Sonntag vormiltag etwas spazieren. Leute bin
ich mitgegangen . ich hab' ganz einfach gebeten, daß ich mit-
kommen dürfte. Denn bei meinen Absichten mußte ich mir
das doch mal getrauen.. Ich war auch sehr glückiich auf
dem Spaziergang. Auf dem Rückweg nun kommcn wir an
einein Lause vorbei, von dem die Damen sagen, daß da
die Tante Agnes wohne, und daß sie ihr einen Besuch
machen möchten. Von dieser Tante Agnes hatle ich schon
allerlei gehört, — ein altes Fräulein, das so eine Art
Familienheiligtum ist. Ich will mich nun verabschieden,
aber da sagt die Frau Rübling, ich möchte nur mit hinauf
kommen, die Tante Agnes freue sich immer über Besuch-
Aha, ich merke die Absicht: ich soll der Tante Agnes vor-
gestellt werden, damit sie mich nachher begutachten kann.
Ganz richtig, vollkommen begreiflich.
Ich gehe also mit hinauf. Tante Agnes ist ein sehr
nettes altes Fräulein, das eine schöne, für sie eigentlich zu
große Wohnung hat. Aber sonst ist die Wohnung nicht
zu groß, sondern eher viel zu klein, denn sie ist überfüllt,
gradezu vollgestopft mit einer solchen Maffe vvn Antiqui-
täten, wie sslbst ich sie sellen auf einem Fleck beisammen
gesehen habc. Ich stehe ganz starr da und sehe rundum,
rundum. Das alte Fräulein freut sich barüber und sagt:
„Nicht wahr, ich habe hübsche Sachen? Das alles soll jetzt
meine Nichle Erna bekommen." Sie erzählt dann auch noch,
gesprächig, wie solche alten Damen sind, warum das so sein
soll; ich glaube, sie sagte. sie hätte Gelegenheit, in ein sehr
gutes, feines Stift zu gehn, und da lönnte sie die Sachen
nicht mitnehmen, und es wäre schon längst ihr Wille, daß
alles einmal der Erna gehören sollte. Irgend so elwas
war es; ich habe nicht genau aufgepaßt, denn ich sah mir
einen Schrank an, einen echten alte» Danzigcr Schrank.
Wiffen Sie, was das für wunderbare Schränke sind? Vor
vier Wochen hatte ich einen zu verkaufen gehabt, der hatte
zweihunderttausend Mark gebracht. Aber dieser hier war noch
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Figur zu erzielen. Beseiügi in iurz. Zeii stark. Leib, Hüsten,
Magen, Hais u. Nacken, Füße u. Fessein. Frei von Iod,
garaniieri sicher wirk. Preis Mk.888.- iPorio u. Verpack.
extra). Wird nur an den gewünschienSiellen eingerieben.
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iesen wir „Little Puck" und „Le Petit Parisien",
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kenninifse anfzufrischen und zu erwcitern. .Sumorvoll, an-
regend, leicht verständlich i gerade das, was auch Sie snchen.
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