SesEgkelt
Wir schickten eine sorgfältig ausgewählte Deputation
in das entlegene Speisezimmer, lauter mutige Männer,
ehemalige Offiziere. Sie gingen mit genauen Anweisungen
meiner Frau auf diese Patrouille. Die Minuten sickerten
endlos, schließlich, nach ungefähr einer Srunde, während
der wir uns etwas gezwungen vom Eisenbetonbau unter-
hielten, kam einer von ihnen wieder und meldete, daß er
allein zum Ziel gelangt sei, das Schicksal seiner Kameraden
war unbekannt. Aber dieser eine hatte viel erreicht. Gert
Schneider hatte stch bereit erklärt, vermittels Willensan-
strengung den Kontakt wieder herzustellen, und wollte stch
zu diesem Zweck auf die Suche nach der Schalttafel be-
geben, um des Erfolges aus größcrer Nähe stcher zu sein.
Ansere besten Wünsche begleiteten den schneidigen Mediziner.
Auch das Thema Budohlsmus, auf das man bekannt-
lich immer vom El>enbeton gerät, war erschöpft und immer
noch sah man nicht die Land vor Augen. Was in den
übrigen Zimmern vor stch ging, wo das Efsen blieb, und warum
eigentlich ab und zu ein dumpfes Dröhnen, untermischl mit
gedämpflem KUrren, und schlürfende Schritte irgendwo zu
vernehmen waren, blieb unentschteden. Natürlich sprachen
wir jetzt von Gespenstern. Eine Dame behauptete, fie habe
einen kalten Luftzug verspürt, eine andere wollte von einer
weichen Land gestreift woroen sein. Iemand sagte er sei
soeben in Ohnmacht gefallen, was die allgemeine Verwirrung
noch vergrößerte. In diesem Moment fiel irgendwas mit
dumpfem Plumpen auf den Teppich. Geheimrat von Röcknitz
packte krampfhaft meinen Arm und behauptete, jemand habe
ihm Äimbeersauce ins Lörrohr gegossen. Wirklich, er war
ganz klebrig! Mein Gott, irgend was hatte sich auf ihm
materiaUstert.
Dann ließen die seltsamen Geräusche nach, und wir
verfielen in dumpfes Brüten. Mitten hmein hörte ich Flüstern,
und die Stimme meiner Frau traumhaft sagen: „Bist du
es, Evachen? Ia, seid glücklich, Kinder!" Sie träumte wohl.
Dann wurde alles still.
Am Morgen sahcn wir die Verwüstungen dieses Ge-
sellschaftsabends. Ich ging im ersten Dämmerlicht rekogno-
s ieren, es war schauerlich. Die Suppe, der Zander, der
R>.hrücken waren in ihren verschiedenen'Auflagen für die
beiden Tafeln von der pflichltreuen Kathinka in alle mög-
lichen Räume in die Luft htnein serviert worden. Ietzt waren
die Geistertöne erklärt. Eva hatte sich aus Versehen mit
Burg-Rarität
— „In dieses Faß hat sich Graf
Dietrich anno 1525 vor den auf-
rührerischen Vauern gerettet."
— „Ist ja nicht möglich-so
alt kann das Faß gar nicht sein."
— „Das Aeußere ist allerdmgs
erneuert-aber das Znnere
ist alt."
Dankbarkeit
— „Daß Sie dieses Morgen auf-
gestandensind und denweitenWeg
gemacht haben, um mir Lilfe zu
bringen, werde ich Ihnen mein
ganzes Leben nicht vergessen, Äerr
Doktor—ä propos, 's war schon
sechs Ahr, rechnen Sie das noch
als Nachtvifite?"
Beim Nasieren
— „Verzeihung — i hab den Lerrn
gejchnitten. Aber i hab Alaun .. "
— „Was geht's mi an, was d'
für a Laun hast, Depp damischerl"
Gute Verhältniffe
— „Das lasse ich mir nicht ge-
fallen, Äerr Kulpe, daß Sie in
einem so unschönen Zuftand nach
Äause kommen. Ich habe nur an
einen soliden Lierrn vermietet."
— „Na, erlauben Sie: wenn einer
noch am 28. besoffen sein kann,
das ist doch gewiß was Solides."
Der dürre Gast — „Das Mittagessen war gutl Ich werde Sie empfehlen!"
— „Lassen Sie 's lieber, Sie stnd keine Empsehlung l"
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Wir schickten eine sorgfältig ausgewählte Deputation
in das entlegene Speisezimmer, lauter mutige Männer,
ehemalige Offiziere. Sie gingen mit genauen Anweisungen
meiner Frau auf diese Patrouille. Die Minuten sickerten
endlos, schließlich, nach ungefähr einer Srunde, während
der wir uns etwas gezwungen vom Eisenbetonbau unter-
hielten, kam einer von ihnen wieder und meldete, daß er
allein zum Ziel gelangt sei, das Schicksal seiner Kameraden
war unbekannt. Aber dieser eine hatte viel erreicht. Gert
Schneider hatte stch bereit erklärt, vermittels Willensan-
strengung den Kontakt wieder herzustellen, und wollte stch
zu diesem Zweck auf die Suche nach der Schalttafel be-
geben, um des Erfolges aus größcrer Nähe stcher zu sein.
Ansere besten Wünsche begleiteten den schneidigen Mediziner.
Auch das Thema Budohlsmus, auf das man bekannt-
lich immer vom El>enbeton gerät, war erschöpft und immer
noch sah man nicht die Land vor Augen. Was in den
übrigen Zimmern vor stch ging, wo das Efsen blieb, und warum
eigentlich ab und zu ein dumpfes Dröhnen, untermischl mit
gedämpflem KUrren, und schlürfende Schritte irgendwo zu
vernehmen waren, blieb unentschteden. Natürlich sprachen
wir jetzt von Gespenstern. Eine Dame behauptete, fie habe
einen kalten Luftzug verspürt, eine andere wollte von einer
weichen Land gestreift woroen sein. Iemand sagte er sei
soeben in Ohnmacht gefallen, was die allgemeine Verwirrung
noch vergrößerte. In diesem Moment fiel irgendwas mit
dumpfem Plumpen auf den Teppich. Geheimrat von Röcknitz
packte krampfhaft meinen Arm und behauptete, jemand habe
ihm Äimbeersauce ins Lörrohr gegossen. Wirklich, er war
ganz klebrig! Mein Gott, irgend was hatte sich auf ihm
materiaUstert.
Dann ließen die seltsamen Geräusche nach, und wir
verfielen in dumpfes Brüten. Mitten hmein hörte ich Flüstern,
und die Stimme meiner Frau traumhaft sagen: „Bist du
es, Evachen? Ia, seid glücklich, Kinder!" Sie träumte wohl.
Dann wurde alles still.
Am Morgen sahcn wir die Verwüstungen dieses Ge-
sellschaftsabends. Ich ging im ersten Dämmerlicht rekogno-
s ieren, es war schauerlich. Die Suppe, der Zander, der
R>.hrücken waren in ihren verschiedenen'Auflagen für die
beiden Tafeln von der pflichltreuen Kathinka in alle mög-
lichen Räume in die Luft htnein serviert worden. Ietzt waren
die Geistertöne erklärt. Eva hatte sich aus Versehen mit
Burg-Rarität
— „In dieses Faß hat sich Graf
Dietrich anno 1525 vor den auf-
rührerischen Vauern gerettet."
— „Ist ja nicht möglich-so
alt kann das Faß gar nicht sein."
— „Das Aeußere ist allerdmgs
erneuert-aber das Znnere
ist alt."
Dankbarkeit
— „Daß Sie dieses Morgen auf-
gestandensind und denweitenWeg
gemacht haben, um mir Lilfe zu
bringen, werde ich Ihnen mein
ganzes Leben nicht vergessen, Äerr
Doktor—ä propos, 's war schon
sechs Ahr, rechnen Sie das noch
als Nachtvifite?"
Beim Nasieren
— „Verzeihung — i hab den Lerrn
gejchnitten. Aber i hab Alaun .. "
— „Was geht's mi an, was d'
für a Laun hast, Depp damischerl"
Gute Verhältniffe
— „Das lasse ich mir nicht ge-
fallen, Äerr Kulpe, daß Sie in
einem so unschönen Zuftand nach
Äause kommen. Ich habe nur an
einen soliden Lierrn vermietet."
— „Na, erlauben Sie: wenn einer
noch am 28. besoffen sein kann,
das ist doch gewiß was Solides."
Der dürre Gast — „Das Mittagessen war gutl Ich werde Sie empfehlen!"
— „Lassen Sie 's lieber, Sie stnd keine Empsehlung l"
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