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https://doi.org/10.11588/diglit.29769#0015
Geselligkeit
dem Theologen Klapperich verlobt, und meine Frau in dem
Glauben, daß es Schneider sei, diesen Bund gesegnet. Auch
Paul war verlobt — mit Gretchen Massenbach. Wir schickten
ihn sofort auf die Aniversität zurück. Ich nahm Kathinka
scharf ins Gebet, und sie gestand, daß sie mit dem Installateur
verlobt sei, der mit Absicht, um seine Braut schnell wiederzu-
sehen, das Licht so repariert habe, daß es bald wieder durch-
brennen mußte. Kathinka hatte übrigens bis zwei Ahr in
der Nacht das Essen aufgetragen und war der Meinung,
daß alles in bester Ordnung sei.
Den Limbeerpudding hatte sie auf den Geheimrat
v. Röcknitz serviert, der einen bejammernswerten Anblick
bot und gänzlich verklebt war.
Gert Schneider war nirgends zu finden. Erst am Mit-
tag brachte ihn ein Mann von der städtischen Müllabfuhr,
der ihn aus dem Müllschacht geholt hatte. Seine Willens-
übungen gab er fortan auf.
Die Tinte
Als ich neulich in das Schreibwarengeschäft von Ladrian
Mugger trat, stand da Lerr Blaufuß. Die Galle war ihm
in großem Amfange übergelaufen, er sah aus wie ein Stil-
leben von gekochten Krebsen, und auf seiner Stirne war eine
nette Auswahl von geschwollenen Zornesadern versammelt.
So hatte ich Lerrn Blaufuß nie gesehen.
Verkäuferinnen liesen ängstlich wie aufgescheuchte Glucken
umher, Lehrmädchen flüchteten auf die Regale und leckten
verstört an Wassersarben.
„Nein, nein," schrie Äerr Blaufuß, „ich nehme diesen
Pofel nicht! Zch habe vor zehn Zahren hier 5 Kilo Kaiser-
tinte gekauft, ich bin ein alter Kunde von Ihnen. Warum
soll ich jetzt Ihre sogenannte Deutsche Reichstinte nehmen?
Ein Schmarrn ist das! Ich Pfeife auf die Republik. Was
Frühling wird es nun bald-
— „Donnerkiel, der Frühling geht heuer
scharf ins Zeug, sogar die Ski fchlagen aus!"
hat Tinte mit der Politik zu tun? Ich verlange Kaiser-
tinte. Rufen Sie mir den Chef!"
Der Chef kam im Auto an. Lerr Blaufuß nannte ihn
charakterlos und verlangte unter militaristischen Flüchen
dem Theologen Klapperich verlobt, und meine Frau in dem
Glauben, daß es Schneider sei, diesen Bund gesegnet. Auch
Paul war verlobt — mit Gretchen Massenbach. Wir schickten
ihn sofort auf die Aniversität zurück. Ich nahm Kathinka
scharf ins Gebet, und sie gestand, daß sie mit dem Installateur
verlobt sei, der mit Absicht, um seine Braut schnell wiederzu-
sehen, das Licht so repariert habe, daß es bald wieder durch-
brennen mußte. Kathinka hatte übrigens bis zwei Ahr in
der Nacht das Essen aufgetragen und war der Meinung,
daß alles in bester Ordnung sei.
Den Limbeerpudding hatte sie auf den Geheimrat
v. Röcknitz serviert, der einen bejammernswerten Anblick
bot und gänzlich verklebt war.
Gert Schneider war nirgends zu finden. Erst am Mit-
tag brachte ihn ein Mann von der städtischen Müllabfuhr,
der ihn aus dem Müllschacht geholt hatte. Seine Willens-
übungen gab er fortan auf.
Die Tinte
Als ich neulich in das Schreibwarengeschäft von Ladrian
Mugger trat, stand da Lerr Blaufuß. Die Galle war ihm
in großem Amfange übergelaufen, er sah aus wie ein Stil-
leben von gekochten Krebsen, und auf seiner Stirne war eine
nette Auswahl von geschwollenen Zornesadern versammelt.
So hatte ich Lerrn Blaufuß nie gesehen.
Verkäuferinnen liesen ängstlich wie aufgescheuchte Glucken
umher, Lehrmädchen flüchteten auf die Regale und leckten
verstört an Wassersarben.
„Nein, nein," schrie Äerr Blaufuß, „ich nehme diesen
Pofel nicht! Zch habe vor zehn Zahren hier 5 Kilo Kaiser-
tinte gekauft, ich bin ein alter Kunde von Ihnen. Warum
soll ich jetzt Ihre sogenannte Deutsche Reichstinte nehmen?
Ein Schmarrn ist das! Ich Pfeife auf die Republik. Was
Frühling wird es nun bald-
— „Donnerkiel, der Frühling geht heuer
scharf ins Zeug, sogar die Ski fchlagen aus!"
hat Tinte mit der Politik zu tun? Ich verlange Kaiser-
tinte. Rufen Sie mir den Chef!"
Der Chef kam im Auto an. Lerr Blaufuß nannte ihn
charakterlos und verlangte unter militaristischen Flüchen