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„Od einer fich wokl" - lo äenkt er beklomnien -
„Liinnett an meinen — kbrentag?"

Oa tönt äa; Olöcklein mit filbemem 5chlag
bchon ?rüb um lechs clurch äie Morgenlutt.
6r öttnel clie Lüre — aus 6Ianr uncl Outt
?Iiegt ibm entgegen ein Llumenfiraufi!

6r taumelt, er blinrelt — kein Menlch vor äem
fiaus!

finä äoch kein Qaum, äenn er balt in äer fianä

Ner kelmUcke 0r»NN»nt

^lus ölumen unä ölüten ein leuchtenäes
fitanä.

llnä mäklich beginnt er: „lller war äar wobl?
vie blonäe Lochier vom llachbar fiobl?
fiai ibn äer lvirt »rum Ochlen" lpenäiert?
lllar äas äer btammtilch, äer lo gratuliert?
Oäer Irau Kunke, äie einfi recht gern
Mich bätt genommen rum kbeberrn?"
llnä cvie er ficb lo ins Lrüdeln verlenkt

llnä lchmunrelnä an alle Möglichen äenkt,
va firablt ins Ämmer äer go äene Lag,
llnä äer -Ilte ifi tröbüch mit einem 5cblag.
vieweil er nichl weifi, cver äen 5traufi ibm
gebracbt,

llnä äankbar sn alle öekannten geäacht,
Vrum gucht er ins Leben mit neuem Mut
llnä ifi wieäer mit äen Menschen gutl

Nadiosterei

Spät am Osterabend kam noch Onkel Paul, bewaffnet
mit einem Osterei mittlerer Größe, schmetterte einen gut-
gemeinten Osterglückwunsch etwas hastig heraus, enthüllte
mit einer bei ihm sehr ungewohnten und recht umständlichen
Feierlichkeit das vorerwähnte Osterei und ließ indessen eine
ausführliche Rede vom Stapel. Eine anscheinend wohlein-
studierte Rede, deren Zweck die Erklärung seines Geschenkes
als einer ganz neuartigen Abart der sonst allgemein bekannten
Ostereier war. Nämlich, meinte Onkel Paul, dies Osterei sei
eigentlich gar kein Osterei, sondern ein Radio-Empsänger,
und eine Antenne sei auch gleich mit drin. And wenn man
den Apparat schnell einbaue, was er gern übernehmen wolle,
so werde man sogar die Engländer Ostern feiern hörenl

Damit entzauberte der Onkel seiner Tasche Litze und Kops-
hörer und baute ein, welchem mühsamen Beginnen die beiden
fünsjährigen Sprößlinge der Familie nicht ganz verständnis-
innig zusahen. And dann war's sertig, man setzte sich erwar-

tungsvoll um den Tisch, die Lörer wurden an die Ohren ge-
preßt — und es ertönte jenes undcsinierbare Geräusch, das
stets den Lauptteil der Radiodarbietungen bestreitet, und das
in diesem Fall die kleine Arsel zu der Frage veranlaßte, ob
das nun die Ant-Äenne sei, die da gackere ... ? Eine Frage,
die vom Vater lachend bejaht und von Onkel Paul wütend
verneint wurde.

„Aber jetzt wird's!" prophezeite dann der tapfere Onkel.
And richtig, es wurde: Es begann jenes bewußte Pfeisen,
für das man die schwingenden Apparate der Schwarzhörer
verantwortlich macht.

And dies Pseifen brachte die Katastrophe: das kleine
Fritzchen sprang plötzlich auf, griff wütend nach dem Ei und
warf es krachend auf die Erde — —

Entsetzen! Fritzchen fühlte sich jäh und schmerzlich über
die Motive seiner Tat interviewt.

„Es war doch schlecht!" salvierte sich Fritzchen. „Es hat
doch gepiept! Es war doch schon bebrütet!" Deha

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— „Wenn in 'ner Gesellschaft Charakterdeutung aus der Äand und solche Sachen gemacht
werden, da drücke ich mich immer." — „Ach, Sie glauben also daran, Lerr Doktor?"
 
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