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Der Gutgläubige — „Wenn ich aus dem Katalog nicht wüßte, daß hier die Riesen-

schlange haust, würde ich das Vieh für ein Meerschweinchen haltenl"

Beim Photographen Einladend

— „Sie sind zu sechs Personen. Da wäre es am beften, — „Du willst auch zum Bahnhof, Kleiner? Kann ich gleich

wenn wir das Bild quer nehmenl" mit dir kommen?"

— „Müssen wir uns da hinlegen?" — „Meinetwegenl Ich hänge mich hier an den Omnibusl"

Wechsel der Llmstände

Strieblinger wohnt in der Etage über
mir und ist Beamter. Trotzdem gehe ich
manchmal mit ihm ein Stück Wegs zu-
sammen, wenn wir uns grade in der
Äaustür getroffen haben. Dann erzählt
mir Strieblinger allerlei aus seinem
Amtsleben. Meistens schimpst er über
den Gebeimen Regierungsrat Brentzlich,
seinen Vorgesetzten. Nach allem, was mir
Strieblinger schon berichtet hat, muß
Breutzlich der gemeinste Lund und dabei
auch der allergrößte Ochse sein.

Gestern spazierte ich wieder einmal
mit Strieblinger. Er war ein bißchen
in sich gekehrt. Ich suchte ihn aufzumun-
tern. „Nun,Lerr Strieblinger,was macht
der Geheimrat Brentzlich?"

Strieblinger wiegte bedenklich das
Laupt. „Ia, denken Sie: er ist plötzlich
erkrankt, — Grippe. Sein Zustand soll zu
Besorgnissen Anlaß geben. Ia, wie das
manchmal so schnell über den Menschen
kommt l Alles in allem: Der schlechteste
Vorgesetzte war er schließlich doch nicht.
Ieder Mensch hat ja seine Schwächen.

Morgenz

lch geke gem cien lrühen 6allen nach.
Oer?u>5 äer Oinge i'lt noch ohne Zchlag.
6s kreilcht ein Lor, unci lerne rollt ein llaä,
Nm sianci äer Lebens blinrelnä liegt
äie Lat,

Ooch träge, äenn es isi noch nichts getan.
Oa reckt lie ßch empor. 8ie lpringt
mich an.

Oun hillt kein Äehren mir, kein
Iliehen nun,

8ie greiit nach mir unä will. ich loll l>e tun.
6etan, entlaß ich ße aut ihre kahn,

Unä immer ilt lie snäers, als ich lie getan.
Ich weih. sie wachsi lich aur unä wirä
tür sich

llnä wenäet lich von neuem gegen mich.

6in lllagen kommt äaher in vollem Lauk,
In 6olä gebaäet steht äer Kirchturmknauk,
Unä Määchen gekn vorüber, rwei unä ärei,
llnä äenken was unä lächeln lo äabei.

. Nrlur ro»gncr

Unser guter Geheimrat war eigentlich ein

vortrefflicher-"

In diesem Augenblick kam uns der
Sanitätsrat Strübel in den Weg. Strieb-
linger hielt ihn an. Einen Moment,
Lerr Sanitätsrat! Nicht wahr, Sie
behandeln doch unsern verehrten Ge-
heimrat Brentzlich? Darf man fragen,
wie es ihm geht? Steht es wirklich so
schlimm?"

Sanitätsrat Strübel schüttelte ener-
gisch den Kopf. „Llnsinn — alles über-
trieben. Morgen fteht er wieder auf."—
Strieblinger und ich spazierten wei-
ter. Strieblmger verzog das Gestcht ganz
greulich. And dann sagte er: „Ia, dann
wird der Kerl wohl bald wieder ins Amt
kommen. Na, dann werden wir ja wieder
was Nettes an Chikanen erleben. Sie
können sich gar nicht denken, auf was
für Gemeinheiten er verfällt. And dabei
ist er ein Zdiot, ein vollkommener Idiot.
Vorige Woche z. B. hat doch dieses nie-

derträchtige Rindvieh-"

And dann kam Strieblinger gründ-
lich ins Erzählen und Schimpfen. -on.

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