Angeln
versagen, nur wenn Band 7, 13 und 16 in meiner Magen-
grube schaukeln, nimmt mich Morpheus in seine Arme.
Bitte, lachen Sie nicht, Lerr Doktorl So etwas ist ein
Schicksal, für das niemand das richtige Verftändnis haben
kann, sogar meine Frau lacht mich aus. Aber bitte: stellen
Sie es sich einmal vor, was es heißt, von Ziegenkäse und
Meyers Lexikon abhängig zu sein! Ich entsinne mich mit
Schrecken einer Sommerfrische, in der mein Gepäck verloren
gegangen war, und wo ich mich mit Limburger und Brehms
Tierleben fristen mußte."
Dr. Senkebacke hatte während defsen mit einem Schlauch
gespielt. „Sehr, sehr interefsant!" sagte er jetzt. „Laffen Sie
mich doch mal sehen, nehmen Sie den Schlauch mal in den
Mund!" Ich glaubte, er wolle hindurchgucken, aber er stieß
den Schlauch ruckweise in mich hinab, und gleich darauf
feierte ich ein betrübtes Wiedersehen mit meinem zweiten
Frühstück.
Während er im Nebenzimmer die Diagnose zusammen-
braute, triumphierte ich, aber Dr. Senkebacke hatte die
Stirn, mich wiederum für gesund zu erklären. „Ihnen fehlt
nichts," sagte er, „als die landesübliche Nervosität. Nuhige,
ablenkende Belätigung würde sie heilen. Ich empfehle Ihnen
für Ihre freien Stunden das Angeln. volce ksr nienie
in großen Dosen, am besten nach dem Essen, ist für solche
Fälle wie für den Ihren ein herrliches Mittel. Angeln Sie
sich in Gottes freier Natur gesund, und laffen Sie sich nach
einiger Zeit mal wieder blicken! Dann werden alle Schmerzen
von selbst vergangen sein, und ich hoffe, daß Sie Altenburg
und den Meyer nicht weiter zu bemühen brauchen!"
Ich besorgte sofort die nötigen Einkäufe. Ia, Nuhe tat
dem modernen Menschen so not. Ich wollte angeln, angeln!
Angeln Sie sich gesund in Gottes freier Natur! hatte der
Doktor gesagt. Wie recht er hatte! Daß ich auch nicht früher
darauf gekommen war! Lerrlicher Gedanke, den so wohl-
schmeckenden Karpfen blau aus den murmelnden Fluten zu
holen, oder das melancholische Neunauge aus den überall
vorkommenden Tümpeln zu ziehen. Sollte es nicht auch
Oelsardinen oder Spickaal im Kanal geben! Ich sah mich
mit völlig entspannten Nerven stundenlang am Fluffe sitzen,
die beruhigende Sensation des Anbeißens erleben und ließ
im Geiste Ziegenkäse und Meyer in der Versenkung ver-
schwinden.
Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll,
Ein Fischer saß daran,
Sah nach dem Angel ruhevoll,
Kühl bis ans Lerz hinan.
Kühl bis ans Lerz hinan, na, dagegen konnte man sich
durch sachgemäße Kleidung schützen, aber ruhevoll, das war,
was mir fehlte.
Meine Frau machte Augen, als ich mit der Patent-
wurfangel und allem Zubehör ankam. Sie meinte aller-
dings, daß 10 Pfund Idealköder Beißfix etwas viel sei,
aber sie ließ sich überzeugen.
Am schwierigsten bei der ganzen Sache schien mir das
richtige Auswersen der viele Meter langen Schnur. Man
mußte die Angelrute über dem Kopf schwingen, dann rollte
die Schnur über zwei Messingwalzen ab. Zum Einholen war
eine kleine Kurbel vorhanden. Ich schlug eine Äbungsftunde
an der Flußbrücke vor, wozu mir die dunkle Nacht sehr
geeignet schien, und der delikate Fleischsalat, den Minna zum
Abendessen bereitet hatte, schmeckte mir vor lauter Aufregung
garnicht.
Auf dem Fluffe fuhren mehrere Boote voll junger Leute
mit Lichl««, aber bie Brücke war drttckel und menschenleer,
Das praktische Schwesterchen
— „Ia, Karlchen, warum weinst denn du so schrecklich?"
— „Der Vater hat g'sagt, ich muß, weil ich meine Lose
zerrissen hab', jetzt die große Lose von meinem Bruder
tragen, und da lachen mich die Buben aus!"
— „Na, laß nur gut sein, Karlchen, das werden wir gleich
haben! -
Mythologie
— „Strohmeier, wir haben vorige Stunde vom Lades, der
Lölle der Alten, gesprochen. Wie heißt der Löllenhund?"
— „Der Löllenhund heißt Paul Thieme."
— „Strohmeier, willst du zwei Stunden nachsitzen?"
— „Aber Sie haben doch vorige Stunde zum Thieme ge-
sagt: Du Löllenhund hafi wieder deinen Aufsatz abge-
schriebenl"
versagen, nur wenn Band 7, 13 und 16 in meiner Magen-
grube schaukeln, nimmt mich Morpheus in seine Arme.
Bitte, lachen Sie nicht, Lerr Doktorl So etwas ist ein
Schicksal, für das niemand das richtige Verftändnis haben
kann, sogar meine Frau lacht mich aus. Aber bitte: stellen
Sie es sich einmal vor, was es heißt, von Ziegenkäse und
Meyers Lexikon abhängig zu sein! Ich entsinne mich mit
Schrecken einer Sommerfrische, in der mein Gepäck verloren
gegangen war, und wo ich mich mit Limburger und Brehms
Tierleben fristen mußte."
Dr. Senkebacke hatte während defsen mit einem Schlauch
gespielt. „Sehr, sehr interefsant!" sagte er jetzt. „Laffen Sie
mich doch mal sehen, nehmen Sie den Schlauch mal in den
Mund!" Ich glaubte, er wolle hindurchgucken, aber er stieß
den Schlauch ruckweise in mich hinab, und gleich darauf
feierte ich ein betrübtes Wiedersehen mit meinem zweiten
Frühstück.
Während er im Nebenzimmer die Diagnose zusammen-
braute, triumphierte ich, aber Dr. Senkebacke hatte die
Stirn, mich wiederum für gesund zu erklären. „Ihnen fehlt
nichts," sagte er, „als die landesübliche Nervosität. Nuhige,
ablenkende Belätigung würde sie heilen. Ich empfehle Ihnen
für Ihre freien Stunden das Angeln. volce ksr nienie
in großen Dosen, am besten nach dem Essen, ist für solche
Fälle wie für den Ihren ein herrliches Mittel. Angeln Sie
sich in Gottes freier Natur gesund, und laffen Sie sich nach
einiger Zeit mal wieder blicken! Dann werden alle Schmerzen
von selbst vergangen sein, und ich hoffe, daß Sie Altenburg
und den Meyer nicht weiter zu bemühen brauchen!"
Ich besorgte sofort die nötigen Einkäufe. Ia, Nuhe tat
dem modernen Menschen so not. Ich wollte angeln, angeln!
Angeln Sie sich gesund in Gottes freier Natur! hatte der
Doktor gesagt. Wie recht er hatte! Daß ich auch nicht früher
darauf gekommen war! Lerrlicher Gedanke, den so wohl-
schmeckenden Karpfen blau aus den murmelnden Fluten zu
holen, oder das melancholische Neunauge aus den überall
vorkommenden Tümpeln zu ziehen. Sollte es nicht auch
Oelsardinen oder Spickaal im Kanal geben! Ich sah mich
mit völlig entspannten Nerven stundenlang am Fluffe sitzen,
die beruhigende Sensation des Anbeißens erleben und ließ
im Geiste Ziegenkäse und Meyer in der Versenkung ver-
schwinden.
Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll,
Ein Fischer saß daran,
Sah nach dem Angel ruhevoll,
Kühl bis ans Lerz hinan.
Kühl bis ans Lerz hinan, na, dagegen konnte man sich
durch sachgemäße Kleidung schützen, aber ruhevoll, das war,
was mir fehlte.
Meine Frau machte Augen, als ich mit der Patent-
wurfangel und allem Zubehör ankam. Sie meinte aller-
dings, daß 10 Pfund Idealköder Beißfix etwas viel sei,
aber sie ließ sich überzeugen.
Am schwierigsten bei der ganzen Sache schien mir das
richtige Auswersen der viele Meter langen Schnur. Man
mußte die Angelrute über dem Kopf schwingen, dann rollte
die Schnur über zwei Messingwalzen ab. Zum Einholen war
eine kleine Kurbel vorhanden. Ich schlug eine Äbungsftunde
an der Flußbrücke vor, wozu mir die dunkle Nacht sehr
geeignet schien, und der delikate Fleischsalat, den Minna zum
Abendessen bereitet hatte, schmeckte mir vor lauter Aufregung
garnicht.
Auf dem Fluffe fuhren mehrere Boote voll junger Leute
mit Lichl««, aber bie Brücke war drttckel und menschenleer,
Das praktische Schwesterchen
— „Ia, Karlchen, warum weinst denn du so schrecklich?"
— „Der Vater hat g'sagt, ich muß, weil ich meine Lose
zerrissen hab', jetzt die große Lose von meinem Bruder
tragen, und da lachen mich die Buben aus!"
— „Na, laß nur gut sein, Karlchen, das werden wir gleich
haben! -
Mythologie
— „Strohmeier, wir haben vorige Stunde vom Lades, der
Lölle der Alten, gesprochen. Wie heißt der Löllenhund?"
— „Der Löllenhund heißt Paul Thieme."
— „Strohmeier, willst du zwei Stunden nachsitzen?"
— „Aber Sie haben doch vorige Stunde zum Thieme ge-
sagt: Du Löllenhund hafi wieder deinen Aufsatz abge-
schriebenl"