Pririzipien
Ich war hoch geschmei-
chelt. Aufder Slraße redete
mich der berllhmte Maler
an, bat mich mit in eine
kleine Likörstube und er-
zählte mir, er reise in einer
Stunde nach Baden-Baden
und käme nie wieder nach
München. Das sei leider
eine stahlharte Notwendig-
keit. Aber er könne diese
Stadt nicht verlassen, ehe
er nicht mein markantes
Profil seinem Skizzenbuch
einverleibt habe, und er bäte
mich dringend, ihm doch
zwanzig Minuten fllr eine
flllchtige Skizze zu schenken.
Ich bestellte Kognak sllr uns
beide und schenkte ihm 20
Minuten. Nun entsaltete der berühmte Maler eine fieber-
hafte Tätigkeit, und am Ende der zwanzig Minuten stellte
sich heraus, daß er mich in der Siedehitze des künstlerischen
Schaffenstriebes ganz in Gedanken zweimal skizziert hatte.
Die Profile waren glänzend gelungen, nur einen Fehler
hatten sie, es waren nicht meine Profile. Eins hatte er machen
wollen, zwei hatte er gemacht, so intereffant war mein Profil!
Nun besand sich aber der berllhmte Maler in peinlich-
ster Verlegenhcit. Was sollle mit dem andern Vild geschehen?
Er Pflegte nie mehr als eine Skizze seiner Sammlung
interessanter Köpfe einzuverleiben. Das war eine Art Aber-
glauben von ihm. Er verschenkte anderseits nie etwas, das
war sein unverrllckbares Prinzip. Er litt sichtlich unter diesem
Stand der Dinge.
Ich machte ihm den Vorschlag, daß ich ihm ja das eine
Bild abkaufen könne. Darauf ging er nur unter der Ve-
dingung ein, daß ich den Preis absolut selbst bestimmen
mllffe. Es sei ihm alles recht von 500 Mk. bis herunter zu
1 Mk., wenn nur sein Prinzip gewahrt bleibe.
Ich gab ihm zehn Mark, und dann reiste er nach
Baden-Baden. Nach drei
Tagensaßichwiederinjener
Likörstube. Aus einer Ne-
bennische drang solgendes
Gespräch:
„Sehen Sie, jetzt habe
ich in den 20 Minuten im
Eifer gleich zwei Skizzen
gemacht und habe es gar
nicht gemerkt. So interes-
sant ist Ihr Profil." Ich
stllrzte zwei Kognaks hin-
unter.
Dann lauschte ich wieder:
„Ich habe nämlich das
Prinzip, von jedem interes-
anten Kopf nur ein Exem-
plar meinem Album ein-
zuverleiben. Das ist ein
Künstleraberglauben von
mir. Zweikens nie etwas
Ich sprang auf und begab mich an die Nebennische.
Da saß der berühmte Maler nnt einem Lerrn. Er trug alle
Zeichen peinlichster Verlegenheit im Gesicht.
„Zweitens," fuhr ich fort, „nie etwas von mir zu ver-
schenken. Nicht wahr? Aber Ihnen ist jeder Preis recht
von 500 Mk. bis herunter zu l Mk."
„Sie irren sich," sagte der berühmte Maler kalt, „bei
diesem Lerrn lautet meine Bedingung: von 600 Mk. bis
1.50 Mk.!" A. W.
TMIingzIieä
Nun blichn äie 6o!oquinlhen,
Zchneeglöckchen kommen an,
llnä irgenäwo gan? hinten
ver lluckuck rukt irn Lann.
vie 6anr putzt jeäe ?eäer,
vie?inkenhähne lchrein,
llnä Liele geht mit Oeter
Ztracks in äen lllalä hinein.
ächau, Nkelei unä llrokur
llnä Lausenägüläenkraut!
ver Kuckuck treibt äen sjokus
fieuk wirklich gar ru laut.
va; lleilchen kennt wohl jeäer,
voch hier blüht Zrauenschuh-
llnä Liele kommt mit Oeter
llnä lagt ihm lchon: vul
Druckfehler im Bädeker
— „Lier scheint ein i statt
— „Das Denkmal ist von
ganz schlichterAusführung."
e gesetzt worden zu sein."
Vereits feststehend - „3a, nun ist unser
guter Geheimrat da-
hingegangen, und mit unserm Skat ift es nichts mehr.
Ietzt können wir beide Sechsundsechzig spielen, lieber
Freund. Was aber wird dann der machen, der zum Schluß
allein llbrig bleibt?" — „O, ich werde Patiencen legen."
6; winken äie vaiAllen,
6s schwankt äer 6ilenhut.
llein Menlch kann wirklich wislen,
lllas l'ch im lllaläe tut.
Mk jeäer grünen (lliele
Macht Löweiwahn l'ch breit,
llnä Veler geht mit Liese,
lch kürchte, heut sehr weit.
Etwas anderes
— „Gestern habe ich den ,Rausckfl von Strindberg gesehen!
Großartig!"
— „Na, den Rausch von meinem Mann hätten Sie sehen
mllffen, der war noch großartiger!"
Nequirierung
— „Sagen Sie, liebe Frau, kann man hier im Dorf nicht
etwas Benzin kriegen? Vielleicht von jemand, der 'nen
Dreschmotor hat."
— „Ia mei, der Bllrgermeister hat einen, aber der nimmt
halt 's Benzin selber von die Automobüle, wenn's a Vieh
bei uns totfahren."
Ich kinäe, äiese vinge
§inä wnklich skanäalör!
lllenn ich mit Liele ginge —
voch Liese ifi mir bös.
Ich wahre äas vekomm
llnä geb mein lllort äakür:
Im Mai sleht ?e>er lo rum,
llnä Liele geht mit mir!
n. ro.
66
Ich war hoch geschmei-
chelt. Aufder Slraße redete
mich der berllhmte Maler
an, bat mich mit in eine
kleine Likörstube und er-
zählte mir, er reise in einer
Stunde nach Baden-Baden
und käme nie wieder nach
München. Das sei leider
eine stahlharte Notwendig-
keit. Aber er könne diese
Stadt nicht verlassen, ehe
er nicht mein markantes
Profil seinem Skizzenbuch
einverleibt habe, und er bäte
mich dringend, ihm doch
zwanzig Minuten fllr eine
flllchtige Skizze zu schenken.
Ich bestellte Kognak sllr uns
beide und schenkte ihm 20
Minuten. Nun entsaltete der berühmte Maler eine fieber-
hafte Tätigkeit, und am Ende der zwanzig Minuten stellte
sich heraus, daß er mich in der Siedehitze des künstlerischen
Schaffenstriebes ganz in Gedanken zweimal skizziert hatte.
Die Profile waren glänzend gelungen, nur einen Fehler
hatten sie, es waren nicht meine Profile. Eins hatte er machen
wollen, zwei hatte er gemacht, so intereffant war mein Profil!
Nun besand sich aber der berllhmte Maler in peinlich-
ster Verlegenhcit. Was sollle mit dem andern Vild geschehen?
Er Pflegte nie mehr als eine Skizze seiner Sammlung
interessanter Köpfe einzuverleiben. Das war eine Art Aber-
glauben von ihm. Er verschenkte anderseits nie etwas, das
war sein unverrllckbares Prinzip. Er litt sichtlich unter diesem
Stand der Dinge.
Ich machte ihm den Vorschlag, daß ich ihm ja das eine
Bild abkaufen könne. Darauf ging er nur unter der Ve-
dingung ein, daß ich den Preis absolut selbst bestimmen
mllffe. Es sei ihm alles recht von 500 Mk. bis herunter zu
1 Mk., wenn nur sein Prinzip gewahrt bleibe.
Ich gab ihm zehn Mark, und dann reiste er nach
Baden-Baden. Nach drei
Tagensaßichwiederinjener
Likörstube. Aus einer Ne-
bennische drang solgendes
Gespräch:
„Sehen Sie, jetzt habe
ich in den 20 Minuten im
Eifer gleich zwei Skizzen
gemacht und habe es gar
nicht gemerkt. So interes-
sant ist Ihr Profil." Ich
stllrzte zwei Kognaks hin-
unter.
Dann lauschte ich wieder:
„Ich habe nämlich das
Prinzip, von jedem interes-
anten Kopf nur ein Exem-
plar meinem Album ein-
zuverleiben. Das ist ein
Künstleraberglauben von
mir. Zweikens nie etwas
Ich sprang auf und begab mich an die Nebennische.
Da saß der berühmte Maler nnt einem Lerrn. Er trug alle
Zeichen peinlichster Verlegenheit im Gesicht.
„Zweitens," fuhr ich fort, „nie etwas von mir zu ver-
schenken. Nicht wahr? Aber Ihnen ist jeder Preis recht
von 500 Mk. bis herunter zu l Mk."
„Sie irren sich," sagte der berühmte Maler kalt, „bei
diesem Lerrn lautet meine Bedingung: von 600 Mk. bis
1.50 Mk.!" A. W.
TMIingzIieä
Nun blichn äie 6o!oquinlhen,
Zchneeglöckchen kommen an,
llnä irgenäwo gan? hinten
ver lluckuck rukt irn Lann.
vie 6anr putzt jeäe ?eäer,
vie?inkenhähne lchrein,
llnä Liele geht mit Oeter
Ztracks in äen lllalä hinein.
ächau, Nkelei unä llrokur
llnä Lausenägüläenkraut!
ver Kuckuck treibt äen sjokus
fieuk wirklich gar ru laut.
va; lleilchen kennt wohl jeäer,
voch hier blüht Zrauenschuh-
llnä Liele kommt mit Oeter
llnä lagt ihm lchon: vul
Druckfehler im Bädeker
— „Lier scheint ein i statt
— „Das Denkmal ist von
ganz schlichterAusführung."
e gesetzt worden zu sein."
Vereits feststehend - „3a, nun ist unser
guter Geheimrat da-
hingegangen, und mit unserm Skat ift es nichts mehr.
Ietzt können wir beide Sechsundsechzig spielen, lieber
Freund. Was aber wird dann der machen, der zum Schluß
allein llbrig bleibt?" — „O, ich werde Patiencen legen."
6; winken äie vaiAllen,
6s schwankt äer 6ilenhut.
llein Menlch kann wirklich wislen,
lllas l'ch im lllaläe tut.
Mk jeäer grünen (lliele
Macht Löweiwahn l'ch breit,
llnä Veler geht mit Liese,
lch kürchte, heut sehr weit.
Etwas anderes
— „Gestern habe ich den ,Rausckfl von Strindberg gesehen!
Großartig!"
— „Na, den Rausch von meinem Mann hätten Sie sehen
mllffen, der war noch großartiger!"
Nequirierung
— „Sagen Sie, liebe Frau, kann man hier im Dorf nicht
etwas Benzin kriegen? Vielleicht von jemand, der 'nen
Dreschmotor hat."
— „Ia mei, der Bllrgermeister hat einen, aber der nimmt
halt 's Benzin selber von die Automobüle, wenn's a Vieh
bei uns totfahren."
Ich kinäe, äiese vinge
§inä wnklich skanäalör!
lllenn ich mit Liele ginge —
voch Liese ifi mir bös.
Ich wahre äas vekomm
llnä geb mein lllort äakür:
Im Mai sleht ?e>er lo rum,
llnä Liele geht mit mir!
n. ro.
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