Meine Frau kocht Bohnen Von Gerhart Lerrmann
Ich bin von meiner Frau erst vor kurzem geheiratet
worden. Es war mir sehr angenehm, daß sie den Ehrgeiz
hatte, mich zu heiraten. Aber es ist mir sehr unangenehm,
daß sie auch den Ehrgeiz hat, für mich zu kochen.
Immerhin: In letzter Zeit hatte ich etwas Vertrauen
zu ihr und ihren gastronomischen Talenten gefaßt. Sie hat
es aufgegeben, ihre Erkenntnisse auf dem deduktiven Wege
übcr das Kochbuch zu gewinnen, und geht empirisch vor.
Sie entdeckte bereits vor zwei Monaten, daß Milch ver-
blüffend schnell sauer wird, wenn man sie aus die Zentral-
heizung stellt. Llnd vor sechs Wochen kam sie sogar dahinter,
daß man für Nhabarber-Kompott keine langen Schüsseln
braucht, da die Stangen im Geschmack nicht leiden, wenn
man sie zerschneidet.
Wie gesagt: ich saßte langsam Vertrauen. Llnd so bat
ich sie denn in einer jener glücklichen Stunden, die doch schon
den Keim künftigen Leides in sich tragen, mir einmal eine
Bohnensuppe zu bereiten, — eine ganz ordinäre, klein-
städtische Bohnensuppe, deren Bereitung die Stärke meiner
Mutter war, weshalb ich dasür eine Schwäche habe.
Meine Frau fiürzte sich sofort mit Begeisterung in die
Bohnensuppe. Das heißt, zunächst in einen Kolonialwaren-
laden, wo sie zehn Pfund weiße Bohnen erstand, weil ich sie
doch so gern äße, meinte sie, und außerdem pflegten Bohnen
beim Kochen zusammenzuschrumpfen. Anschließend beschaffte
sie sich einen sagenhaft großen Topf, der die zehn Pfund
tatsächlich faßte.
Dann aber zog sie — Frauen sind in solchen Dingen
unbelehrbar — doch wieder das Kochbuch zu Nate. Das tat
sie heimlich, dann aber fragte sie mich offen, was darunter
zu verstehen sei, wenn Bohnen quellen. Zch wußte es leider
auch nicht. Zch wußte nur, daß in Geographiebüchern Flüsse
entquellen und in lyrischen Gedichten Gefühle sogar über-
quellen. Aber meine Frau meinte, Flllsse und Gefühle stän-
den nur in sehr entfernter Beziehung zu weißen Bohnen.
Also wurde die Lausmeisterin um Rat gefragt. Sie er-
klärte, die Bohnen müßten im Wasser quellen, und sie hätte
keine Zeit. Lausmeisterinnen haben immer keine Zeit, wenn
man sie braucht.
Trotzdem befolgte meine Frau den etwas sybillischen
Nat. Von nachmittags 2 Llhr an bis abends 10 Ahr depo-
nierte sie die 10 Pfund Bohnen nach und nach unter der
Wasserleitung — als Quellenersatz gewissermaßen. Dann
führte sie aus, daß die Bohnen nun bloß noch zwei Stunden
zu kochen brauchten — laut Kochbuch. And das werde sie
morgen tun. Llnd mit vorfreudigem Knurren im Magen
schliefen wir ein. —
Am nächsten Morgen entdeckten wir, daß die Vorfreude
noch größer geworden war, die Menge der Bohnen merk-
würdigerweise aber auch. Sie standen 20 Zentimeter über
Der bessere Weg — And a recht forsche Aebung müssen wir machen vorm Lerrn Bezirksamtmann, daß wir
die neue Spritzen bewilllgt kriegen." — „Ah was, wir machen's wie immer, — nachher sagt
er: Die Trottel können schon gar nix; die müssen wenigstens a tllchtige Spritzen ham."
Ich bin von meiner Frau erst vor kurzem geheiratet
worden. Es war mir sehr angenehm, daß sie den Ehrgeiz
hatte, mich zu heiraten. Aber es ist mir sehr unangenehm,
daß sie auch den Ehrgeiz hat, für mich zu kochen.
Immerhin: In letzter Zeit hatte ich etwas Vertrauen
zu ihr und ihren gastronomischen Talenten gefaßt. Sie hat
es aufgegeben, ihre Erkenntnisse auf dem deduktiven Wege
übcr das Kochbuch zu gewinnen, und geht empirisch vor.
Sie entdeckte bereits vor zwei Monaten, daß Milch ver-
blüffend schnell sauer wird, wenn man sie aus die Zentral-
heizung stellt. Llnd vor sechs Wochen kam sie sogar dahinter,
daß man für Nhabarber-Kompott keine langen Schüsseln
braucht, da die Stangen im Geschmack nicht leiden, wenn
man sie zerschneidet.
Wie gesagt: ich saßte langsam Vertrauen. Llnd so bat
ich sie denn in einer jener glücklichen Stunden, die doch schon
den Keim künftigen Leides in sich tragen, mir einmal eine
Bohnensuppe zu bereiten, — eine ganz ordinäre, klein-
städtische Bohnensuppe, deren Bereitung die Stärke meiner
Mutter war, weshalb ich dasür eine Schwäche habe.
Meine Frau fiürzte sich sofort mit Begeisterung in die
Bohnensuppe. Das heißt, zunächst in einen Kolonialwaren-
laden, wo sie zehn Pfund weiße Bohnen erstand, weil ich sie
doch so gern äße, meinte sie, und außerdem pflegten Bohnen
beim Kochen zusammenzuschrumpfen. Anschließend beschaffte
sie sich einen sagenhaft großen Topf, der die zehn Pfund
tatsächlich faßte.
Dann aber zog sie — Frauen sind in solchen Dingen
unbelehrbar — doch wieder das Kochbuch zu Nate. Das tat
sie heimlich, dann aber fragte sie mich offen, was darunter
zu verstehen sei, wenn Bohnen quellen. Zch wußte es leider
auch nicht. Zch wußte nur, daß in Geographiebüchern Flüsse
entquellen und in lyrischen Gedichten Gefühle sogar über-
quellen. Aber meine Frau meinte, Flllsse und Gefühle stän-
den nur in sehr entfernter Beziehung zu weißen Bohnen.
Also wurde die Lausmeisterin um Rat gefragt. Sie er-
klärte, die Bohnen müßten im Wasser quellen, und sie hätte
keine Zeit. Lausmeisterinnen haben immer keine Zeit, wenn
man sie braucht.
Trotzdem befolgte meine Frau den etwas sybillischen
Nat. Von nachmittags 2 Llhr an bis abends 10 Ahr depo-
nierte sie die 10 Pfund Bohnen nach und nach unter der
Wasserleitung — als Quellenersatz gewissermaßen. Dann
führte sie aus, daß die Bohnen nun bloß noch zwei Stunden
zu kochen brauchten — laut Kochbuch. And das werde sie
morgen tun. Llnd mit vorfreudigem Knurren im Magen
schliefen wir ein. —
Am nächsten Morgen entdeckten wir, daß die Vorfreude
noch größer geworden war, die Menge der Bohnen merk-
würdigerweise aber auch. Sie standen 20 Zentimeter über
Der bessere Weg — And a recht forsche Aebung müssen wir machen vorm Lerrn Bezirksamtmann, daß wir
die neue Spritzen bewilllgt kriegen." — „Ah was, wir machen's wie immer, — nachher sagt
er: Die Trottel können schon gar nix; die müssen wenigstens a tllchtige Spritzen ham."