Der Naulwurf unö öie Spahen
Doppelfinnig
— „Bitte zu entschuldigen, Lerr
Lehrer, daß mein Sohn so lange
gefehlt hat, indem er acht Tage
nichts essen konnte. Er wird aber
alles nachholen."
Der Chef
— „Mllller, schlafen Sie eigent-
lich?"
— „Nein, Lerr Nosental!"
— „Die Antwort hätte ich mir
denken können; ja werden Sie
natürlich nicht sagenl"
Der Kleinstädter
— „So eine Geldverschwendung
hier an der See. Bei Vollmond
zllnden sie das Licht im Leuchtturm
an...!"
Meine Frau kocht Vohnen
dem Topfrand. Ich wagte zu be-
merken, daß man bei einer der-
artigen Aufplusterung nicht gut
von Zusammenschrumpfen reden
könne. Worauf meine Frau llber-
legen erwiderte, die Bohnen hät-
ten ja auch noch nicht gekocht. Und
ich wllrde schon sehen. And ich solle
endlich ins Büro gehen und sie
nicht dauernd mit meinen laien-
haften Ratschlägen behelligen.
Aber lle wolle doch nur fllnf Pfund
von den Bohnen kochen, damit ich
meine Ruhe hätte.
Ich hatte meine Nuhe nicht.
Die Spannung war zu groß. Voll-
kommen teilnahmslos saß ich im
Büro. Meinem Chef, der mich
fragte, warum ich so apathisch sei,
und was es denn gäbe, antwortete
ich: „Weiße Bohnen!" And dann
sah ich nach der Llhr, ob es schon
11 Ahr war. Zu dieser Stunde
wurden die Bohnen angesetzt! Am
1 Ahr aber nahm ich fllr mein
letztes Geld ein Auto und raste
geflllgelteu Nades nach Lause.
Die Bohnen standen nicht auf
dem Tisch vor meiner Frau, son-
dern meine Frau am Lerd vor den
Bohnen, mit der Miene einer
aufopfernden Krankenpflegerin.
Mein Lerz wurde weich bei diesem
Anblick, die Bohnen leider nicht.
Seit zwei Stunden kochten sie,
sagte meine Frau, aber sie wllrden
immer härter. Ich sah schüchlern
in den Topf. Die Bohnen lagen
weiß, rund und unschuldig im
brodelnden Wasser wie Kiesel-
steine im Bach. Sie ließen sich
„Hochzeit hat man heut' gemacht?
So! Aa ja — ich gratuliere.
Aber hat man auch bedacht,
Wie man sicher existiere?
Hat man schon ein Aest bereit?
Guten Vorrat auch, ;u atzen?
Knapp wohl wird es mit Ler Zeit,
Kommen erst die kleinen Spatzen."
Also sprach öer Maulwurf. Nämlich:
Wie ihn L>ie Natur erschuf,
Jst er von Gemütsart grämlich.
Dazu kommt noch sein Beruf,
Der von allem frohen Schimmer
„Was brauchen wir schon ein Nest? Wir gehn
Zuerst auf die Hoch;eitsreise,
And lang ist der Sommer und überall stehn
Die Bäume und Feläer voll Speise,
Und der Winter ist fern, und die Sorge noch weit,—
Was soll sie uns jetzt schon verdrießenl
Es findet sich alles wohl mit der Zeit, —
Die Gegenwart muß man genießenl"
Die Spatzen gaben sich einen Kuß
And sind auf Lie Reise geflogen.
Der Maulwurf hat sich voller Berdruß
2ns Dunkel ;urückge;ogen
Und brummte etliches vor sich hin
Bon lockeren Dptimisten,
Die mit unverständigem leichten Sinn
Sich frech -urch -as Leben fristen.
§ern ihn in der Tiefe hält,
Doch -ie Spatzen schauen immer
Nunter in -ie helle Welt.
„Jch dagegen," sprach er Lann,
„Laß' mich nicht auf solchen Spaß ein,
Geh' als ein geplagter Nann
Grnst durch Lieses schwere Dasein.
2ene werden sicherlich
Schon noch was ;u spüren kriegen;
Das ist wenigstens für mich
Doch ein Trost unä ein Bergnügen." —on.
71
Doppelfinnig
— „Bitte zu entschuldigen, Lerr
Lehrer, daß mein Sohn so lange
gefehlt hat, indem er acht Tage
nichts essen konnte. Er wird aber
alles nachholen."
Der Chef
— „Mllller, schlafen Sie eigent-
lich?"
— „Nein, Lerr Nosental!"
— „Die Antwort hätte ich mir
denken können; ja werden Sie
natürlich nicht sagenl"
Der Kleinstädter
— „So eine Geldverschwendung
hier an der See. Bei Vollmond
zllnden sie das Licht im Leuchtturm
an...!"
Meine Frau kocht Vohnen
dem Topfrand. Ich wagte zu be-
merken, daß man bei einer der-
artigen Aufplusterung nicht gut
von Zusammenschrumpfen reden
könne. Worauf meine Frau llber-
legen erwiderte, die Bohnen hät-
ten ja auch noch nicht gekocht. Und
ich wllrde schon sehen. And ich solle
endlich ins Büro gehen und sie
nicht dauernd mit meinen laien-
haften Ratschlägen behelligen.
Aber lle wolle doch nur fllnf Pfund
von den Bohnen kochen, damit ich
meine Ruhe hätte.
Ich hatte meine Nuhe nicht.
Die Spannung war zu groß. Voll-
kommen teilnahmslos saß ich im
Büro. Meinem Chef, der mich
fragte, warum ich so apathisch sei,
und was es denn gäbe, antwortete
ich: „Weiße Bohnen!" And dann
sah ich nach der Llhr, ob es schon
11 Ahr war. Zu dieser Stunde
wurden die Bohnen angesetzt! Am
1 Ahr aber nahm ich fllr mein
letztes Geld ein Auto und raste
geflllgelteu Nades nach Lause.
Die Bohnen standen nicht auf
dem Tisch vor meiner Frau, son-
dern meine Frau am Lerd vor den
Bohnen, mit der Miene einer
aufopfernden Krankenpflegerin.
Mein Lerz wurde weich bei diesem
Anblick, die Bohnen leider nicht.
Seit zwei Stunden kochten sie,
sagte meine Frau, aber sie wllrden
immer härter. Ich sah schüchlern
in den Topf. Die Bohnen lagen
weiß, rund und unschuldig im
brodelnden Wasser wie Kiesel-
steine im Bach. Sie ließen sich
„Hochzeit hat man heut' gemacht?
So! Aa ja — ich gratuliere.
Aber hat man auch bedacht,
Wie man sicher existiere?
Hat man schon ein Aest bereit?
Guten Vorrat auch, ;u atzen?
Knapp wohl wird es mit Ler Zeit,
Kommen erst die kleinen Spatzen."
Also sprach öer Maulwurf. Nämlich:
Wie ihn L>ie Natur erschuf,
Jst er von Gemütsart grämlich.
Dazu kommt noch sein Beruf,
Der von allem frohen Schimmer
„Was brauchen wir schon ein Nest? Wir gehn
Zuerst auf die Hoch;eitsreise,
And lang ist der Sommer und überall stehn
Die Bäume und Feläer voll Speise,
Und der Winter ist fern, und die Sorge noch weit,—
Was soll sie uns jetzt schon verdrießenl
Es findet sich alles wohl mit der Zeit, —
Die Gegenwart muß man genießenl"
Die Spatzen gaben sich einen Kuß
And sind auf Lie Reise geflogen.
Der Maulwurf hat sich voller Berdruß
2ns Dunkel ;urückge;ogen
Und brummte etliches vor sich hin
Bon lockeren Dptimisten,
Die mit unverständigem leichten Sinn
Sich frech -urch -as Leben fristen.
§ern ihn in der Tiefe hält,
Doch -ie Spatzen schauen immer
Nunter in -ie helle Welt.
„Jch dagegen," sprach er Lann,
„Laß' mich nicht auf solchen Spaß ein,
Geh' als ein geplagter Nann
Grnst durch Lieses schwere Dasein.
2ene werden sicherlich
Schon noch was ;u spüren kriegen;
Das ist wenigstens für mich
Doch ein Trost unä ein Bergnügen." —on.
71