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Kletner Landel

Der Beamte prüft, nickt und erklärt: „Macht zehn Mark^
Lerr Knauerhase."

Knauerhase wundert sich. „Nanu, zehn Mark? Da soll
doch eener lang hinschlagen. Zehn Mark! Ick hab' doch jrade
die Waffe, weil ich nich' beraubt werden will. Det kostet
doch bloß fünf Mark. Barfuß, wat mein Flurnachbar is',

— der Mann hat fünf Mark bezahlt."

Der Beamte überlegt. „Na schön: also acht Mark."

Knauerhase wundert sich noch mehr. „Nu sagen Se mal:
bin ick hier uff 'nem Amt, oder bin ick uff'm Fischmarcht?
Wird hier jehandelt? Sie haben wohl keene festen Preise.
Am Ende jeben Se ooch Nabatt?"

„Zch möchte doch sehr bitten-I" Der Beamte hat

Lust, streng zu werden. Aber dann erklärt er: „Es besteht
keine feste Gebühr für Waffenscheine. Die Taxe ist jetzt von
1 Mark 50 bis 10 Mark festgesetzt, — es steht in unserm
Ermessen, die Inhaber von Waffenscheinen entsprechend ein-
zuschätzen."

„Det is wohl det Allerneuste? Na hören Se: da haben
Se mich aber jewaltig überschätzt. Ick soll mehr bezahlen
wie Barfuß? Der Mann hat Ield, sage ick Ihnen, und ick
habe nischt. Sie haben stch da jeirrt: der Mann heißt bloß
Barfuß, aber er jeht nich' so. Der trägt sojar Lackstiebel."

„Na, aber Ihr Pelz-!"

„Der Pelz? Iarantiert echt Karnickel. And überhaupt:
det is jarnich' mein Pelz. Der jehört meinem Schwager
Emil. Mit dem is nämlich 'ne dolle Sache passiert. Vor
'ner Woche war er bei mir zu Besuch. Ianz fidel sind wir
jewesen. Aff eenmal aber kriegt Emil Schmerzen im Bauch,

— an der Stelle, wiffen Sie, die man fühlt, wenn man die
Land in die rechte Losentasche steckt. And die Schmerzen
werden immer doller, und Emil muß sich bei mir ins Bett
legen, und den Arzt müssen wir holen, und der sagt: „Blind-
darm! Nu aber fix ins Krankenhaus!" And dann haben wir
'n Krankenauto kommen laffen, und Emil is wegjefahren
worden, und der Pelz is bei mir hängen jeblieben. Nun
trag' ick ihn 'n bißken. Ick hoffe aber, Sie werden diskret
sein und det Emil nich' erzählen, wenn Sie ihn mal sehn,

— er kann nämlich bald wieder 'raus aus 'm Krankenhaus."

„Also sieben Mark!" Dabei deutet der Beamte aber
auf Knauerhases Ahrkette, die jetzt sichtbar gcworden ist,
nachdem Knauerhase den Pelz geöffnet hat, um das Ka-
ninchenfell vorzuweisen.

„Laha, die Kette! Nein von Iold, sage ick Ihnen, ab>

solut rein, — nich' 'ne Spur is drin. Wenn Se 'n Ilas
Ioldwafser trinken, da haben Se mehr Iold drin. Sehn Se
doch mal die Ahr an! Kavalieruhr, — Preis zehn Mark
und 'n Füllhalter nebst Notizbuch als Zujabe."

„Na, dann meinetwegen: fünf Mark."

„Fünf Mark? Fünf Mark hat doch Barfuß bezahlt,
und ick habe Ihnen doch jesagt, det der viel mehr leisten
kann. Wisscn Se, wat Barfußens vor'jen Sonntag zu
Mittag jehabt haben? Iänsebraten hat die Bande jehabt.
And wat hat's bei mir jejeben? Kartoffelsuppe mit pom-
merscher Wurst drin, aber man bloß 'n Stückchen. And wo
is Barfuß vorjestern jewesen? In der Oper. Alle vierzehn
Tage geht er in die Oper. Ick bin in meinem Leben bloß
eenmal in der Oper jewesen. Schön war's, kann ick Ihnen
sagen, aber wie die Oper hieß, det hab' ick verjessen. Da
kam 'n Kerl mit 'nem Schwan anjereist, und denn hat er 'ne
Frau jeheirat', der er seinen Namen nich' nennen wollte.
Det war aber bloß möglich, weil die Ieschichte vor Ein-
führung des Standesamtes passierte. And von mir wollen
Se fünf Mark haben?"

„Also vier!"

„Vier Mark? Von 'nem Mann, der solche Manschetten
trägt? Sehn Se mal an, wie ausjefranst die Dinger sind!
Noch eenmal jewaschen, dann jehn se als feine Spitzen-
manschetten."

„Lerrgott noch mal-also drei Mark!"

Knauerhase holt ein Papier aus der Tasche. „Da —
hab ick heute jekriegt. Zahlungsbefehl über zehn Mark, —
von meinem Schuster. Wenn ick mir wegen zehn Mark 'nen
Zahlungsbefehl schicken laffe, — na, da werden Se sich wohl
denken können, wie solvent ick bin."

Der Beamte sagt nichts mehr. Er quittiert über 1 Mark
50 und bucht diese Summe. And jetzt, da das erledigt und
nicht mehr zu ändern ist, zieht Knauerhase seine Brieftasche.
„Verflucht — ick hab' keen kleenes Ield. Können Se mir
uff hundert Mark 'rausjeben?" Peter Robinson

Zukunftsbild

— „Wie kommt's, daß man hier im Dorf fast keine Ein-
heimischen sieht?"

— „Sehr einsach, die Bauern haben alle so glänzend
vermietet, daß sie sich selbst 'ne Sommerfrische leisten
können."


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