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Zeichnung von K. Etirner

— „Das ist interefsant, was die Lerren da erzählen: In Amerika tst
die Trockenlegung staatlich. Da möcht ich hin als Kindermädchen!"

Nervös

Nervöse Menschen sind manchmal merkwürdig. Kribb-
ler und Zapplig stritten sich beinahe darum, wem von ihnen
der Titel Neurastheniker gebühre, und wer lediglich nervös
zu nennen wäre.

„Ich halte Sie für einen gewöhnlichen Nervösen," sagte
Zapplig, „während ich Neurastheniker bin. Das Entscheidende
ist dies: lönnen Sie bei einem tropfenden Wafserhahn schla-
fen? Können Sie das?"

Kribbler bestätigt in den stärksten Ausdrücken, daß ein
tropfender Wasserhahn das fürchterlichsie sei.

„Dabei versagen alle Mittel," fährt Zapplig fort, „da
versagt sogar mein sicherstes Mittel gegen Schlaflosigkeit:
die Kompagrnefront. Wenn ich nämlich gar nichl schlafen
kann, dann laffe ich eine Kompagnie Soldaten in langer
Front über eine Wiese marschieren, vor meinem geistigen
Auge. An einer bestimmten Stelle kommandiere ich rechts
schwenkt — Marsch! und dann schwenken sie, schwenken und
schwenken, bis ich sanft hinüber schlummre. Was machen
Sie eigentlich, wenn Sie nicht einschlafen können?"

„Jch," sagt Kribbler, „ich drehe den Wafferhahn auf
und lasse ihn tropfen."

„Aber lieber Lerr, Sie haben doch vorhin erst gesagt,

daß ein tropfender Wafferhahn-! Also, das verstehe

ich nicht l"

„Ein tropfender Wafferhahn ist für mich das schlimmste,

aber wie gesagt, ich drehe ihn auf, und wenn es nun ping
— ping geht, dann stelle ich mir vor: der tropft nun bis
ans Ende aller Tage, wenn du ihn nicht abdrehst. Du
brauchtest nur aus dem Bett zu steigen und das zu tun.
Aus dem Vett zu steigen, Lerr Zapplig! And das wirkt!
Denn ehe ich noch mal aufstehe, nee, wissen Sie, da schlafe
ich schon lieber ein!" A. W.

Diagnose

Sanitätsrat Sausewetter ist ein bißchen — und leider
nicht nur in seinem Fach — hinter seiner Zeit zurückgeblie-
ben. Neulich kam ein Rennfahrer in seme Sprechstunde.
Der Mann sah ein wenig angegriffen aus, und das fand
auch der Sanitätsrat gleich heraus.

„Mein Lieber," sagte er — zu seiner Zeit müssen wohl
noch alle Patienten lieb gewesen sein — „Sie sehen ein wenig
angegriffen aus."

Der Mann erzählt, er habe ein Sechstagerennen hinter
sich, dann fünf Tage Ruhe, und dann wieber ein Sechstage-
rennen, und nun sei er kaput, und er wolle doch mal wlffen,
ob da irgend etwas mit seinem Lerzen-

„Aber mein Lieber," lachte der Sanitätsrat, „wo denken
Sie hrn l Seckstagerennen, ein paar Tage Ruhe, dann wieder
Seckstagerennen, das ist ja typlsch. Sie haben einen Darm-
kalarrh l" A. W.

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