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Zeichnung von E. Nanz

Das Volkslied

— „Ietzt wollmer ä Lied singa, wo alle kennet!"

— „Ia fein l Eins — zwei — drei — gsuffa!"

Die Last deS Ruhmes

wie wir mit Vergnügen vernehmen, be-
reits auf dem Wege der Besserung",
— welche Nachricht dann weiter ihren
Weg durch die Tagespresse machte, so>
daß schließlich jenes Büro, bei dem
Kulenkamp zwecks Erlangung aller ihn
betreffenden Notizen abonniert war,
ihm nicht weniger als 347 Zeitungs-
ausschnitte übersenden konnte. Sie waren
ein wohllätiges Pflaster für den erlit-
tenen Bauchschnitt, denn er verkannte
nicht, daß eine so weite Ausstreuung
seines Namens — und dabei waren
doch sicherlich dem Ausschneidebüro noch
viele Zeitungen entgangen — grade so
gut wie ein zweites erfolgreiches Buch
wirken mußte, ja, ihn dem Publikum
nun erst recht vertraut machte, mit der
Abstempelung: der Dichter des „Schim-
melhauses." Darauf konnte er ohne Ge-

6äume

siagenäe öäume, äem Vunkel enflprolsen,
Lefle sich wiegenci im himmsi'lchen Licht,
lhr, meiner träumenäen Zlunäen 6enoflen,
öergt ihr 6eheimes — unä künäet es nicht?

6rüsit ihr, wenn Tlweige si'ch lenken unä heben,
sieimlich äie legnenäen örälte äer lvelt?
7ühlt ihr im Marke äas kreilenäe Leben,
lvenn es im Lenre äie llnospen euch lchwcllt?

Ztreckt ihr in 8chmer^en äie äorrenäen üeste
Ilehenä rur lengenäen bonne empor?
lvisit ihr vom Lau, äer äie örone euch näsite,
kh' lie äie grünenäen öränre verlor?

örüäer, äie lchvveigenä äem 81urme lich neigen,
öennt ihr äie 8ehnluchl, äie betet unä wachl?
öiüäer.es äunkelt—in lchcvankenäen ^weigen
visien äie 8chatten äer ewigen vacht.

fahr, vergessen zu werden, nun seine
Muße noch verlängern, und das war
ihm wirklich angenehm, denn zu einigen
vagen Zdeen, die er schon länger mit
sich herumtrug, hatte sich noch kein klarer
Einsall gesellen wollen, der eine ordent-
liche Gestaltung ermöglicht hätte.

Die Blinddarmoperation hatte noch
weitere erfreuliche Folgen. Zustus Kulen-
kamp war kaum in sein übrigens präch-
tiges Leim zurückgekehrt, als auch schon
der Korrespondent einer großen Zeitung
stch einfand und von dem Dichter des
„Schimmelhauses" einpaar nette, so recht
intime — der Korrespondent schnalzte
ordentlich bei diesem Wort — Erleb-
nisse während seines Krankenlagers zu
vernehmen begehrte. Bald darauf kamen
von drei anderen Zeitungen Briefe, die
ähnliche Wünsche ausdrückten, und Iu-
stus Kulenkamp ließ es sich nun zwei

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