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Oie Last des RuhmeS

Leitern wohltätiger Anternehmungen usw. — und hier mußte
er nun nicht mit der Feder, sondern mit seiner Person
wirken und mit Mund, Mienenspiel, Gesten und Gesamt-
erscheinung bedeutend sein. Lange Aebungen vor dem Spiegel
sorgten Ansangs dafür, daß er mit Ehren bestand, aber
schließlich hatte er die Aebung, und die Achtung, mit der
man ihn empfing, der Applaus, mit dem er verabschiedet
wurde, kräftigten ihn und gaben ihm die Gewißheit seiner
gefestigten Stellung.

Meist suchte er für solche Vorträge einzelne Kapitel aus
seinem „Schimmelhaus" heraus; später, als er den Wunsch
des Publikums, doch einmal etwas anderes zu vernehmen,
nicht mehr verkennen konnte, half er sich — es war in der
Tat nur eine Aushilfe — mit fragmentarischen Stückchen
und Skizzen, die er als Konftruktionsteile für seine weiteren
Werke nach und nach mühsam angefertigt hatte. Lier sei
nun erwähnt, daß er fünf Fahre nach dem „Schimmelhaus"
doch noch ein zweites Buch erscheinen ließ, einen kleineren
Noman, der aber jeder selbfiändigen Erfindung ermangelte.
Man überging das Werk in wohlwollendem Schweigen, und
Iustus Kulenkamp blieb der „Dichter des Schimmelhauses."
Zwar sagte er sich heimlich, daß er eigentlich mehr von sich er-
wartet hätte, und unternahm oft höchst strapazierende Iagd-
expeditionen in seinem Gehirn, brachte aber nie auch nur
einen einzigen Einfall zur Strecke, sodaß es wohl am Iagd-
gebiet liegen mußte. In trüben Stunden gestand er sich das
selber, aber wenn einer gesteht, soll ihm verziehen werden,
und das tat Iustus Kulenkamp. And wenn einem verziehen
worden ist, dann soll an die Sache nicht mehr gedacht wer-
den, und das tat Iustus Kulenkamp auch.-

Sicherlich hatte er kein leichtes Leben, den vielen An-
forderungen der Oeffentlichkeit gerecht zu werden, aber diese
Anstrengungen hätten ihn nicht zermürbt, wenn er in seinem

Privatleben fich hätte erholen können. Daß er auch dies nicht
dürfte, ließ ihn eines Tages ein banaler Amstand erkennen.
Ein Dienstmädchen ging ab, der Lausherr füllte den Abmel-
dezettel aus, da kam die Rubrik: Wohin? — und das
Mädchen gab die Adresse eines Nedakteurs an. Kulenkamp
war der Name bekannt, — es handelte sich noch dazu um
einen Feuilletonredakteur. Er zitterte: wie hatte er solche
Möglichkeit ganz außer Acht lassen könnenl Was würde das
Mädchen an seinem neuen Platz vielleicht erzählen: wie er,
Iustus Kulenkamp, der Dichter des „Schimmelhauses", sich
aufgeführt hatte, als ihm damals die Kaffeetasse auf die
Lose geworfen worden war, oder als der Gänsebraten miß-

raten war, oder als-ach, hundert lächerliche Intimi-

täten der Läuslichkeit ließen sich erzählen, die seiner Würde
und Bedeutung Abbruch zu tun wohl geeignet waren!

And dann die Kinder, deren ihm eine blühende Schar
heranwuchs! Wenn sie alte Leute sein würden, würde es
dann nicht schön sein, wenn sie bei wesentlichen Gelegenheiten
etwa sprechen könnten: „Ia, in solchem Falle sagte mein Vater

Iustus-" oder: „Bezüglich dieser Frage hat mein Vater

Zustus einmal die bemerkenswerte Aeußerung getan-"

And schließlich auch die Gattin! Wenn sie ihn überlebte,
und wenn dann auf Drängen eines tüchtigen Verlegers etwa
ein Buch erscheinen würde: „Erinnerungen an Iustus Kulen-

kamp. Von Iosephine Kulenkamp."-Teufel auch, er

mußte sorgen, daß sllr dieses mögliche Buch anständiges
Material da sein würde. Denn natürlich würde die Tages-
presse nicht versäumen, einzelne Kapitel daraus zum Abdruck
zu bringen.

So wurde Iustus Kulenkamp auch im eigenen Lause
ein Märtyrer seiner Würde und Bedeutung und mußte vom
Aufschlagen der Augenlider in der Frühe bis abends nur
teilweise befreiender Schlaf — denn auch Träume gemahnten
ihn an seine Stellung als Dichter des „Schimmelhauses"—

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O.oäs.1ctiob»sok1nL: 30. Illsi 1925.
 
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