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Dte Last des NuhmeS

ihn befiel, der unentrinnbaren Notwendigkeit
eingedenk bleiben, in Worten und Blicken, in
der simpelsten Geringfügigkeit des Alltagsle-
bens den großen Mann spllren zu laffen. Die
kräftigste Natur hätte dieser ungeheuren An-
spannung aus die Dauer nicht standhalten
können. Ein lächerlicher Amstand leitete den
Zusammenbruch ein.

Iustus Kulenkamp spazierte auf einer be-
lebten Promenade, da ließ durch einen tllcki-
schen Windstoß sein Äut sich entsühren. Er
setzte dem Flüchtling nach, wobei ihm ein im
Wohlstande gewachsener Bauch ziemlich hinder-
lich war, und keuchte lächerlich den Strasien-
damm enrlang, aber da kam ein Automobil
um die Ecke und zerquetschte den L>ut, wie er
das auch verdient hatte. Kulenkamp wischte
sich den Schweiß von der Stirn und sah sich
um: eine Menge grinsender Gesichter begeg-
nete ihm. Ia, das hatte er also verkehrt ge-
macht. Er hätte den Satan von Lut dahin-
rollen laffen sollen, wohin er wollte, und ge-
lassen und unbekllmmert bleiben, — das wäre
die rechte Geste gewesen. Llnd nun, mit einem
Schlage, kam ihm diese Aeberlegung: Wie,
wenn sein ganzes bisheriges Verfahren auch
verkehrt gewesen wäre? Angenommen: er hätte
nicht Würde und Bedeutung gezeigt, sondern
munter und fidel als ein rechter Sausewind
seine Tage verbracht — — dann wllrde in der
Literaturgeschichte ftehn: „Mit seinem ,Schim-
melhaus' gab der Dichter ein Werk von höch-
ster Bedeutung, dem weitere solgen zu laffen,
ihn aber seine heitere Lebensfreude, die einen
genialen Mllßiggang vorzog, leider verhindert
hat." — Wllrde das sich nicht vortresflich
machen? Würde das nicht eine Prächtige Er-
klärung sür die Nachwelt sein, warum Iustus
Kulenkamp außer dem „Schimmelhaus" nichts
weiter zustande gebracht hatte?

Scheußliche Zweifel befielen ihn. Zunächst
wollte er Rache nehmen an seinem Bauch, der
ihn bei der Verfolgung seines Lutes so lächer-
lich hatte erscheinen lassen, und da man an einem
Bauch am besten Nache nimmt, wenn man
nach Marienbad reist, so tat er das und kam
nach drei Monaten blaß und mager zurllck,
aber auch in einer weit vorgeschrittenen Ge-
mütsverwirrung, denn seine Zweisel hatten ihn
nicht mehr verlaffen. Da tat das Schicksal, wie
gewöhnlich, einen zweiten Schuß. Ein nieder-
trächtiger Witz kam ihm zu Ohren. Iemand
hatte geäußert: „Dem Kulenkamp ist der Bauch
aber gehörig eingefallenl" und darauf hatte
ein gemeiner Spötter gesagt: „Na, das ift aber
auch das einzige, was dem Manne jemals
eingefallen ist!" Entsetzlichl Vor diesem grau-
samen Lervorzerren der Wahrheit, die er für
seine eigene Nuhe schon längst in den tiefsten
Schacht geworfen hatte,zerbrach er. Nur noch die
lächerliche Ideenverbindung zwischen „Bauch"
und „einfallen" beherrschte ihn, die er vielleicht
noch auf das Einfallen der Backen oder der
Brust ausdehnte, und so kam es zu jenen pein-
lichen Szenen, die indiskrete Eingeweihte ver-
raten haben: wie der bedauernswerte Irre in

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