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Anna



Aufmerksame Bedienung

— „Ietzt weint sie und
Eltern telegraphiercn."
wir gleich ein Zimmer

— „Ihr Portrait ist von einem echten Künstler gemaltl
Besonders der Mund und die Ohren sind Meisterwerke,
wie ich sie noch nicht größer gesehen habe!"

Pümpligs wohnen an der
Ostgrenze. Kurz vor Weih-
nachten bekamen sie ein neues
Dienstmädchen. Sie hieß so
polnisch, dasi man sie kurz ent-
schloffen Anna ries. Am ersten
Tage sollte Anna Nähma-
schinenöl und Laarnadeln ho-
len. Sie sagte: „Wolll" und
brachte Laaröl und Nähma-
schinennadeln.

Man schärste ihr größere
Aufmerksamkeit ein und schickte
sie wieoerum vertrauensvoll
nach lO Psennig-Zigarren und
Freimarken. Sie brachte bloß
die 10 Pfennig-Marken, Frei-
zigarren hatte sie nirgends
bekommen können.

Durch solche Erfahrungen
gewitzigt, sagte ihr Lerr Püm-
plig, als man gerade Eisbein
und Sägemehl benötigte:

„Anna, holen Sie mal rasch
eine Eissägeund einMehlbein!"
aber Anna brachte — warum,
ist noch nicht aufgeklärt, —
Klavierkerzen und Wasch-
pulver.

Deshalb bekam Anna zu
Weihnachten ein Notizbuch
geschenkt. Da schrieb ihr Frau
Pümplig am 27. Dezember
hinein:Bohnerwachs,Büchsen-
erbsen, Sardellenbutter, Wal-
nüsse, Krachmandeln, Makka-
roni. Anna lief damit vom
Stapel.

Nach einer Stunde hörte
man aufderTreppeeinen Äund
winseln, Frau Pümplig ging
hinaus. Da saß Anna, ein
Paketchen in den Länden, und
weinte faffungslos.

„Aber Anna," sagte Frau
Pümplig milde, und entnahm
ihr 10 Dosen Schuhkreme, „ich hatte ihnen doch alles aufge-
schriebenl Sie haben wohl das Buch verloren?"

„Nee", sagte Anna, „aber ich kann doch man gar nich lesen."


sagt, sie wird an ihre
— „Schön, reservieren
sür die Lerrschaften."

A. W.

Guten Morgen, Herr Gendarme!
Heut' habt Jhr mehr Glück als ich:
Lauf' nicht gern Luch in L>ie Arme,
Aber 2hr trefft gerne mich.

So viel Straßen sind im Reiche,
Uni> man trifft sich L>och einmal.
Wär' es zrvischen uns L>as Gleiche
Doch wie zwischen Berg unL> Tall

Sonne, NonL> unL> Sterne wandern,
Doch L>er Nensch heißt Vagabund,
Wenn er brav nicht wie L>ie andern
Eine Heimat finden kunnt.

Der Vagabunö

Wenn ihn L>ie Gendarmen kriegen,
WirL> ins Kittchen er gesteckt,
Daß er merkt, wie L>as Vergnügen,
Seßhaft mal ;u sein, ihm schmeckt.

WieLer gibt es jetzt sechs Wochen.

Herr Gendarm, Loch L>ann Aoe!
Ausgeruht sinL> L>ann Lie Knochen,
G, wie leicht wirL> Lie Lhaussee!

Hunöert StäLte, tausenö Gassen
Warten wohl noch hier unL> L>ort.
2rgenL> was ;um Staunenlassen
Hat am Enöe jeder Grt.

Das nur ist ein rechtes Leben,
Wandernd Lurch L>as LanL> ;u gehn.
Jmmer muß es Neues geben,
2mmer will ich Andres sehn.

Doch L>en armen Vagabunden
Schilt man, L>aß es stets ihn treibt,
Daß er keinen Zleck gefunden,
Wo er still unL> ehrbar bleibt.

Dünkt sich mancher auch gerechter,
Der ;u Haus am Dfen hockt,

2st am LnL>e L>och nicht schlechter,
Wen L>as Unbekannte lockt.

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Jhrer gibt es groß uni> kleine,
UnL> L>as Glück bedenkt sie bunt:

Lin Kolumbus wirL> L>er eine,
UnL> L>er andre Dagabund.
 
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