Zugeherlnnen
auf gut empfohlene Zugehfrauen hineinzufallen. Eines Nach-
mittags schwärmten wir nach verschiedenen Richtungen aus
und fielen bei sämtlichen Bekannten und Lieferanten ein.
Fleischer, Bäcker, Äausmeister, alle guten und besonders die
nicht guten Freunde erklärten, mindestens drei bis vier zu-
verlässige Frauen zu kennen, die gerade das suchten, was
wir boten. Die halbe Welt schien mit tüchtigen Zugeherinnen
übervölkert zu sein. Ich sreute mich über die Lilssbereit-
schast meiner Mitmenschen, denn ich ahnte noch nichts von
der bodenlosen Verderbnis des Menschengeschlechts. And
wir hofften, daß morgen doch wenigstens eine erscheine, und
schliefen unruhig, weil der Raum zwischen Glaube und Zwei-
fel so eng ist.
And siehe: am andern Morgen klingelte es, und es kam
— o Wunder! — unsreZugeherin von vorgestern und geftern.
Meine Frau verschluckte einen Iubellaut und eine Frühstücks-
semmel. Es gab noch edle Menschen: Zugeherinnen, die
einen dritten Arbeitstag kannten l Neich beschenkt trat die
Treueste der Treuen den Küchendienst an.
Zehn Minuten später klingelte es wieder. O Staunen
— die Zugeherin von vorvor- und vorvorvorgestern. Sie
trat freundlich, aber auch etwas gekränkt lächelnd ein, was
nicht mehr zu verhindern war. Ich zog es vor, fie in mein
Zimmer zu steuern — es verstimmt auch seinfühlige Men-
schen, wenn sie sehen, daß sie ersetzbar sind. Drinnen er-
zählte sie mir, der Milchhändler hätte ihr gesagt, daß wir
schon wieder eine neue Lilfe suchten, und warum, wo wir
doch sie engagiert hätten, und sie hätte doch bloß zwei Tage
krank gelegen, und das sei doch nichts ehrenrühriges, und-
Es klingelte nochmals. O Schrecken — die Zugeherin
vom Ende der vergangenen Woche. Ich lavierte sie in die
Badestube. Der Fleischer hätte ihr erzählt, was los war.
And ihr Mann wäre doch bloß krank gewesen. And sie
hätte ja eigentlich gar nicht wieder kommen wollen,'aber-
Es klingelte. Die Zugeherin vom Ansang der vergange-
nen Woche. Aussprache in der Speisekammer. Diesmal
war's der Bäcker. Diesmal war das Kind krank. Ich dachte
nur immer krampfhaft nach: welchen Naum jetzt...
Es klingelte. . . klingelte. . . klingelte — noch drei alte
und vier neue Zugehfrauen . . Bereits bei der siebenten
war ich Fatalist geworden und sah mit morgenländischem
Gleichmut in den Antergang des Abendlandes.
Der sand, sür mich und meine Frau wenigstens, para-
doxer Weise noch diesen Morgen statt. Er begann mit einem
erregtenMeinungsaustausch der in der Küche vollzählig ver-
sammelten Zugeherinnen. Die Äochschätzung der bei uns zu
versehenden Stelle wuchs im entsprechenden Verhältnis zur
Wut jeder auf jede. Das Reibeisen und einige Quirle waren
bereits haarscharf an einigen Köpfen vorbei in die Glas-
tür des Küchenschranks geflogen. Äier rüttelte mich meine
Frau aus meiner Lethargie auf und bat mich händeringend
um Einleitung einer Vermittlungsaktion. Ich trat in die
Küchentür. So mochte Leonidas in den Engpaß der Ther-
mopylen getreten sein.
And siehe: die Aktion gelang! Schon mein Anblick
wirkte Wunder. Der Streit verstummte. Alle Zugeherinnen
bekannten sich zu einer Meinung, die in dem Ausspruch
gipfelte, daß ihnen allen so eine gemeine Bande von einer
Lerrschast überhaupt noch nicht vorgekommen sei. Diese
Meinung wurde bekrästigt durch einen Teller, den eine der
Empörten so unglücklich fallen ließ, daß er sich entgegen allen
Schwergewichtsgesetzen in horizontaler Linie auf meinen
Kops zu bewegte und dort einiges Anheil anrichtete. Das
steigerte die allgemeine Erregung derart, daß auch das übrige
Geschirr den Weg allen Steinguts ging, meine Frau in
Weinkrämpse fiel und ick aus dem Äaus ftürzte, zum Arzt...
Als ich heimkehrte, waren die Zugeherinnen verschwun-
den. Mitten in einem Zimmer unserer verwüsteten Woh-
nung saß zwischen Scherben und Splittern meine unglückliche
Frau und weinte noch immer laut und herzzerreißend. Ich
tröstete sie: es werde sich ja alles wieder machen laffsn-
„Ia," heulte sie, „ja — huhu! — aber wo kriege ich bloß
— huhu! — eine neue Zugeherin her .... ?"
Entfernt
— „Ist der Dienstmann Krause nicht Ihr Vater?"
— „Ia, aber 'n sehr entfernter. Er hat vor einiger Zeit
meine Stiefmutter geheiratet!"
Der Kenner
— „Er kann tanzen — sie nicht!"
— „Woran merkst du das?"
— „Er schaut ihr ins Gesicht, sie ihm auf die Füße!"
Er und die Mitgist
— „Seine Augen sind unergründlich wie Kreuzworträtsel,
seine Ideen intereffant wie Mah-<Dong ..
— „And seine Gesühle für dich?"
— „Die des Gewinners im Preisausschreiben!"
Ausrede
— „Wie kamen Sie dazu, die Kleider, die am Afer lagen,
an sich zu nehmen?"
— „Ich dachte, die hätten keinen Äerrn gehabt!"
— „Aber Sie sahen doch, daß eine Dame im Fluß badete?"
— „Die habe ich für 'ne Nixe gehalten!"
auf gut empfohlene Zugehfrauen hineinzufallen. Eines Nach-
mittags schwärmten wir nach verschiedenen Richtungen aus
und fielen bei sämtlichen Bekannten und Lieferanten ein.
Fleischer, Bäcker, Äausmeister, alle guten und besonders die
nicht guten Freunde erklärten, mindestens drei bis vier zu-
verlässige Frauen zu kennen, die gerade das suchten, was
wir boten. Die halbe Welt schien mit tüchtigen Zugeherinnen
übervölkert zu sein. Ich sreute mich über die Lilssbereit-
schast meiner Mitmenschen, denn ich ahnte noch nichts von
der bodenlosen Verderbnis des Menschengeschlechts. And
wir hofften, daß morgen doch wenigstens eine erscheine, und
schliefen unruhig, weil der Raum zwischen Glaube und Zwei-
fel so eng ist.
And siehe: am andern Morgen klingelte es, und es kam
— o Wunder! — unsreZugeherin von vorgestern und geftern.
Meine Frau verschluckte einen Iubellaut und eine Frühstücks-
semmel. Es gab noch edle Menschen: Zugeherinnen, die
einen dritten Arbeitstag kannten l Neich beschenkt trat die
Treueste der Treuen den Küchendienst an.
Zehn Minuten später klingelte es wieder. O Staunen
— die Zugeherin von vorvor- und vorvorvorgestern. Sie
trat freundlich, aber auch etwas gekränkt lächelnd ein, was
nicht mehr zu verhindern war. Ich zog es vor, fie in mein
Zimmer zu steuern — es verstimmt auch seinfühlige Men-
schen, wenn sie sehen, daß sie ersetzbar sind. Drinnen er-
zählte sie mir, der Milchhändler hätte ihr gesagt, daß wir
schon wieder eine neue Lilfe suchten, und warum, wo wir
doch sie engagiert hätten, und sie hätte doch bloß zwei Tage
krank gelegen, und das sei doch nichts ehrenrühriges, und-
Es klingelte nochmals. O Schrecken — die Zugeherin
vom Ende der vergangenen Woche. Ich lavierte sie in die
Badestube. Der Fleischer hätte ihr erzählt, was los war.
And ihr Mann wäre doch bloß krank gewesen. And sie
hätte ja eigentlich gar nicht wieder kommen wollen,'aber-
Es klingelte. Die Zugeherin vom Ansang der vergange-
nen Woche. Aussprache in der Speisekammer. Diesmal
war's der Bäcker. Diesmal war das Kind krank. Ich dachte
nur immer krampfhaft nach: welchen Naum jetzt...
Es klingelte. . . klingelte. . . klingelte — noch drei alte
und vier neue Zugehfrauen . . Bereits bei der siebenten
war ich Fatalist geworden und sah mit morgenländischem
Gleichmut in den Antergang des Abendlandes.
Der sand, sür mich und meine Frau wenigstens, para-
doxer Weise noch diesen Morgen statt. Er begann mit einem
erregtenMeinungsaustausch der in der Küche vollzählig ver-
sammelten Zugeherinnen. Die Äochschätzung der bei uns zu
versehenden Stelle wuchs im entsprechenden Verhältnis zur
Wut jeder auf jede. Das Reibeisen und einige Quirle waren
bereits haarscharf an einigen Köpfen vorbei in die Glas-
tür des Küchenschranks geflogen. Äier rüttelte mich meine
Frau aus meiner Lethargie auf und bat mich händeringend
um Einleitung einer Vermittlungsaktion. Ich trat in die
Küchentür. So mochte Leonidas in den Engpaß der Ther-
mopylen getreten sein.
And siehe: die Aktion gelang! Schon mein Anblick
wirkte Wunder. Der Streit verstummte. Alle Zugeherinnen
bekannten sich zu einer Meinung, die in dem Ausspruch
gipfelte, daß ihnen allen so eine gemeine Bande von einer
Lerrschast überhaupt noch nicht vorgekommen sei. Diese
Meinung wurde bekrästigt durch einen Teller, den eine der
Empörten so unglücklich fallen ließ, daß er sich entgegen allen
Schwergewichtsgesetzen in horizontaler Linie auf meinen
Kops zu bewegte und dort einiges Anheil anrichtete. Das
steigerte die allgemeine Erregung derart, daß auch das übrige
Geschirr den Weg allen Steinguts ging, meine Frau in
Weinkrämpse fiel und ick aus dem Äaus ftürzte, zum Arzt...
Als ich heimkehrte, waren die Zugeherinnen verschwun-
den. Mitten in einem Zimmer unserer verwüsteten Woh-
nung saß zwischen Scherben und Splittern meine unglückliche
Frau und weinte noch immer laut und herzzerreißend. Ich
tröstete sie: es werde sich ja alles wieder machen laffsn-
„Ia," heulte sie, „ja — huhu! — aber wo kriege ich bloß
— huhu! — eine neue Zugeherin her .... ?"
Entfernt
— „Ist der Dienstmann Krause nicht Ihr Vater?"
— „Ia, aber 'n sehr entfernter. Er hat vor einiger Zeit
meine Stiefmutter geheiratet!"
Der Kenner
— „Er kann tanzen — sie nicht!"
— „Woran merkst du das?"
— „Er schaut ihr ins Gesicht, sie ihm auf die Füße!"
Er und die Mitgist
— „Seine Augen sind unergründlich wie Kreuzworträtsel,
seine Ideen intereffant wie Mah-<Dong ..
— „And seine Gesühle für dich?"
— „Die des Gewinners im Preisausschreiben!"
Ausrede
— „Wie kamen Sie dazu, die Kleider, die am Afer lagen,
an sich zu nehmen?"
— „Ich dachte, die hätten keinen Äerrn gehabt!"
— „Aber Sie sahen doch, daß eine Dame im Fluß badete?"
— „Die habe ich für 'ne Nixe gehalten!"