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— „Du kannst dich doch wirklich nicht über mich be-
klagen, Paula. Ich gebe immer nach."

— „Zm Gegenteil: die Klubabende und die geschäft-
lichen Besprechungen — das ist alles vorgegeben."

Das Wunder des

Stahlfachs

Froböse trifft Striepling
am ersten April. Er macht ein
Gesicht, als wäre ihm eben was
gewaltig Staunenswertes pas
siert. „Sachen gibt es, ich sage
Jhnen: Sachen! Sie werden
es nicht glauben; Sie werden
sagen, ich sei ein Lügner oder
übergeschnappt. Aber hören
Sie: ich habe also ein Stahl
fach in der Stahlkammer der
Deutschen Bank. Da kann nie-
mand anders heran, als bloß
ich allein. Verstehen Sie?"

„Aber gewiß doch!" sagt
Striepling. „Ich habe zwar
kein Stahlsach; ich habe das
auch nicht so nötig, da ich Be-
amter mit Pensionsanspruch
bin, aber ich verstehe vollkom-
men."

„Schön! Das letzte Mal
bin ich vor drei Wochen an
meinem Stahlfach gewesen.
Wieich'swiederzuschloß,sagte
ich mir vergnügt: Na, da sind
jetzt also grade fuffzigtausend
Mark drin! — Llnter uns, L»err
Striepling, nicht wahr? Sie
werden das natürlich nicht
weiter erzählen."

„Aber wie können Sie den-
ken!" versichert Striepling, der
darauf brennt, weiteres zu er-
sahren.

„Gut-Nun aber bin ich eben,
vor 'ner knappen halben Stun-
de, wieder an meinem Stahl-
fach gewesen. And nun denken
Sie sich, Lerr Striepling: es
sind nicht mehr fuffzigtausend
Markdarin gewesen,sondern -"

„Weniger?" Striepling
schüttelt heftig den Kopf. „Ist
ja ausgeschloffen! Ein Stahl-
fach — und bei der Deutschen
Bank!"

Froböse klopft Striepling
auf die Schulter. „Nee —
mehr war drin! Ich hab' näm-
lich Papiere, die in den letzten
Tagen gestiegen sind. —on.

Schnieke

Am 1. April begab sich Schimmelbusch sensationslüstern
in den Delikateßladen von Alois Möstle — die Sache spielt
in einer süddeutschen Dezentrale — und verlangte ein halb
Pfund Knorke.

„Aber fein geschnitten!" fügte er hinzu.

Die Iungsrau hinter der Theke sah ihn nur ganz ver-
dattert an und schluckte wortlos.

In diesem Moment betrat Lerr Möstle selbst den
Laden.

„Was wünscht der Lerr?"

Schimmelbusch wiederholte seinen Wunsch.

„Das tut mir leid, ist gestern Abend das letzte verkauft
worden, kommt auch erst Anfang nächster Woche wieder
herein."

Schimmelbusch staunte.

„And wie ist's mit Schnieke?" fragte er.

„Können Sie haben, Lerr, aber ohne Gefäß läßt's sich
nicht gut tragen."

„Packen Sie mir's doch in Pergamentpapier!"

„Ein Pfund?" fragte Lerr Möstle und wog im Linter-
grunde irgend etwas ab.

„Kostet?"

„2,70 Mk."

„Teuer!"

Lerr Möstle zuckte bedauernd die Achseln.

Schimmelbusch eilte beflügelten Schrittes mit seinem
Psund Schnieke auf das Postamt, rief seinen Freund Plink-
fisch an und lud ihn zu einem Glas Bier mit Schnieke auf
den Abend zu sich.

Dann rannte er spornstreichs nach Lause, um das Paket
zu öffnen und endlich zu erfahren, was Schnieke eigentlich —

Nuckartig stoppte Schimmelbusch. Er hatte ja das
Paket gar nicht. Er befühlte seine Taschen. Schnieke war
fort. Für 2,70 kostbarer Schnieke.

Ohne Besinnen eilt er zurück, findet die Telephonzelle
verschlossen.

Schimmelbusch überlegt einen Moment, während er so
tut, als betrachte er eine amtliche Ankündigung. Wenn
er jetzt fragt, und man der Sache auf den Grund

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