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Meggendorfer-Blätter — 52.1903 (Nr. 627-640)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16702#0026
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Meggendorfer-Blätter, M u n ch e n

Die TanLtunöe.

tzumoreske von C. A. Hcmilg.

^^I^ie bestehen also wirklich auf Ihrer Bedingung, Fräulein
Lrna? Sie machen unser Lebensglück davon abhängig,
daß ich mich wie ein Narr im Tanze drehe und es
lernen solh da ich es noch nicht kann?"

„5ie nehmen die Sache viel zu tragisch, bserr Leopold. Sie
haben sich in mich verliebt, wie Sie mir soeben gestehen und
bitten mich um meine bsand. Nun, ich kenne Sie als ehren--
haften Lharakter, Sie find mir xersönlich symxathisch und ich
antworte Ihnen: Ia, mich ehrt Ihr Antrag, ich nehme ihn
an, aber Sie müssen sich entschließen, tanzen zu lernen, so
lächerlich Ihnen das auch erscheint."

„Aber bedenken Sie doch, Fräulein Lrna, ich bin achtund-
dreißig Iahre alt und habe nie in meinem Leben Neigung
versxürt, meine Füße nach dem Takte der Musik zu schwingen."

„Da sieht man die Selbstsucht der Männeri Meil es Ihnen
nicht gefällt zu tanzen, so wollen Sie auch mich verurteilen,
ein Vergnügen aufzugeben, das ineiner lebenslustigen Natur
ein notwendiges Bedürfnis ist. Und wenn Sie schon die Neigung
zu mir nicht zum willenlosen Sklaven meiner Wünsche macht,
so werden Sie doch der Stimme der vernunft Ihr Vhr nicht
verschließen. Mir werden Bälle und sonstige veranstaltungen
besuchen, bei welchen man tanzt, und ich würde dann unaus-
gesetzt der Gegenstand Ihrer eifersüchtigen Launen sein, wenn
ich bei Ihren und meinen Freunden das suchen inüßte, was
mir von Rechts wegen nur mein Gatte bieten soll. Also nehmen
Sie sich die Sache nicht allzusehr zu bserzen, sondern bringen
Sie einer ungetrübten ehelichen bsarmonie das kleine Vpfer.
Sie werden sehen, es wird Ihnen Genuß bereiten und Sie
werden mir eines Tages noch dankbar dafür sein."

„Gut, Fräulein Lrna, ich werde Ihren Wunsch erfüllen.
Sie haben recht, es ist töricht von mir, mich so dagegen zu
sträuben. vielleicht ist meine Abneigung gegen das Tanzen
nichts weiter als eine echte Iunggesellenmarotte. Ich werde
nicht eher wieder vor Ihnen erscheinen, als bis meine Aennt-
nisse in der edlen Tanzkunst mir die Note I von Ihnen ein-
trägen."

Und bserr Leoxold hielt Mort. Er lenkte, als er von Erna
wegging, seine Schritte direkt nach einem Tanzinstitut. Ligent--
lich war er recht ärgerlich über sich selbst. Denn er kam sich
in seiner Meigerung vor Erna nicht nur ungemein albern und
kleinlich vor, sondern er fühlte mit heimlichem Grausen, daß
er auf dem besten Wege war, ein echter, eingefleischter und
eingerosteter Spießbürger zu werden. Ia, Erna hatte recht,
wenn sie ihn selbstsüchtig schalt. Lr war es in des Wortes
vollster Bedeutung, war ein blinder, selbstsüchtiger Tor, der
ein junges, munteres, genußfrohes wesen an seine hypo-
chondrischen Launen zu ketten im Begriff war.

Der Tanzmeister empfing kserrn Leopold mit dem liebens-
würdigsten Lächeln von der N)elt, denn das gehört so zu seinem
Beruf.

„Sie werden sich doch einem meiner Aurse anschließen?"
fragte er. „Denn," setzte er hinzu, „es fehlt gerade noch ein
bserr, und Sie kommen mir wie vom bsimmel gesandt."

Bei Tanzkursen fehlt merkwürdigerweise zn jeder Zeit
gerade noch ein kserr.

bserr Leopold crrötete vor Verlegenheit, so sehr er sich
auch darüber ärgerte. „Nein," sagte. -r, „eigentlich nicht. Ich
möchte lieber einen Separatkurs nehmen, wenn Sie solche
geben."

„Natürlich, mein kserr, ganz nach wertem Belieben," ant-
wortete der Tanzmeister^ „Aber wenn Sie die Güte haben

Der kräftige Mehgergefesse.

„Alsdann, wie gesagt, ich kann ja ganz gut einen Gehilfen
brauchen; aber ich mache Sie daraus aufmerksam, daß ich nur
einen ganz kräftigen Mann brauchen kannl — Zerhacken Sie
mir einmal zur Probe hier diesen Vchsenknochenl"-

„Ich bitte schön, bserr Meister, das können wir gleich ver-
suchenl — Ich glaube daß Sie — — —

was Araft anbelangt, mit mir ganz zusrieden sein werdenl"-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Der kräftige Metzgergeselle
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Alsdann, wie gesagt, ich kann ja ganz gut einen Gehilfen brauchen; aber ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich nur einen ganz kräftigen Mann brauchen kann! - Zerhacken Sie mir einmal zu Probe hier diesen Ochsenknochen!" - - - // "Ich bitte schön, Herr Meister, das können wir gleich versuchen! - Ich glaube daß Sie - - - // was Kraft anbelangt, mit mir ganz zufrieden sein werden!" - -

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Pommerhanz, Karl
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Fleischer
Fleischerei
Beil
Geselle
Mann
Kraft
Hackklotz
Schrecken
Knochen
Vorstellungsgespräch

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 628, S. 22
 
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