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Meggendorfer-Blätter — 52.1903 (Nr. 627-640)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16702#0028
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Isieggendorfer-Blätter, INünchen

2-f

sagte die junge Dame mit einem entsxrechenden Blick auf die
tanzenden Paare.

„Bder Sie und ich," warf Leovold mit lsiser Ironie ein.

„Mich können Sie getrost ausnehmen, ohne daß Sie Ihre
Weltanschauung deswegen zu ändern brauchen. Ausnahmen
bestätigen ja die Regel, wie man sagt. Doch da koinmt Mama,
um mich zu holen. lvir haben, dünkt es mich, sür einen Tanz-
kursus eine recht merkwürdige Unterhaltung geführt. Lassen Sie
sich aber Ihr Vergnügen daran deswegen nicht verleiden."
Mit einer graziösen yerbeuguna und einem schalkhaften Lächeln
entsernte sich das Fräulein und eilte auf eine ältere Dame zu,
die suchend durch die Reihen der Tanzenden späbte.

tjerr Leopold war so verblüsft, daß er ihren Gruß nur
stumm erwiedern konnte.

„was die für cine Art hat," murmelt er. „Ich glaube,
die kann einem bis ins Innerste hineinsehen, und es hatte nicht
viel gefehlt, so hätte ich ihr gebeichtet. wie ein armer Sünder
srinem Seelenhirtcn."

Und diese Stimmung verließ ibn auch nickt. Und als er
am sxäten Abend in seine Behausung zurückkehrte, und wieder-
um in jener Sofaecke saß, wo er vor drei Tagen in so erstem
Nachdenken gesessen hatte, da hätte er wunder was darnin ge-
geben, wenn er dieses so einfache und natürlicke Wesen ncbcn
sich gehabt HLtte, um ihm alles sagen zu können, was sein
kserz bedrückte.

Sein bserz bedrückie? Ia, gab es denn ein solches Etwas?
Tr war doch glücklicher Bräutiaam und oon Rechts wegen mußte
ihm der bsiininel voller Geigen hängen. wie kam es denn,
daß diese slüchtige Lrscheinung sein ganzes wesen beeinflußte,
daß alle seine Gedanken sich um sie heruin konzentrierten? Ver-
geblich beschwor er Lrnas Lild, um sie zu bannen, immer und
immer wieder drängten sich zwei forschende Augen dazwischen,
die zu sragen schienen: Und Sie tun es doch, Sie, ein Mann?

Mchr als einmal ertaxpte er sich dabei, das Bild seiner
neuen Bekanntschaft an Stelle Ernas zu setzen, und immer ging
es wie cin erwärmender, erlösender Strahl durch sein Inneres.
wtehr und mehr überließ er sich dem Gaukelspiel seincr jdhantasie,
willenlos ließ er Scene sür Scene an seinem geistigen Auge
vorüberziehen, iminer lebendiger uud greifbarer gestaltete sich
die vision und es war ihin, als sei der verschwommene Glücks-
traum seines ganzen Lebens, der Traum von Liebe und Lust
am häuslichen lherd wie durch Zauberschlag zur schönen wirk-
lichkeit geworden.

Aber nicht Lrnas Bild lebte in diesen Träumen.-

Am Nachmittage des anderen Taaes erhielt Fräulein Lrna
lsopfen einen Brief. Wohl verfärbte sie sich ein wenig, als sie
ihn öffnete, doch ihre hochmütigen, kalten Züge zeigten keine
veränderung. Als sie ihn gelesen hatte, riß sie ihn langsam
in kleino Fegen und warf ihn in deu Papierkorb.

„Das war von so einem hausbackenen Schulmeister nicht
anders zu erwarten," murmelte sic. „Ist er's nicht, ist's ein
andererl"

Der „hausbackene Schulmeister" aber konnte es kaum er-
warten, bis die Glocke die ackte Stunde verkündete. lltit be-
stügelten Schritten eilte er sodann nack der Tanzstunde, nicht
aber um seine Lektionen fortzusetzen, sondern um dem Institut
eine Schülerin zu entführen.

Dcr Brotz.

^ommer^ienrat (welcher auf Bitten seiner Gattin ein Automobil

gekauft hat): „Siehste, Sarahleben, ä andere hätte erscht müssen
fallen ä paarmal in Vhnmacht."

Die gelopptcn Zuschauer.

(Lin Taschenspieler-Btückchen in drei Bildern.)

„ . . Zum Schlusse werde ich mir erlauben, den bserrschaften
zu zeigen, wie man aus einer wlark zweie macht; bitte aber

Sehen Sie, nun hab' ich aus einer Mark sogar zwei Mark
sünfzig gemachtl"

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Mesterreich-Ungarn für kserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in Mnnchen und Etzlingrn.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Die gefoppten Zuschauer (Ein Taschenspieler-Stückchen in drei Bildern)
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: ".. Zum Schlusse werde ich mir erlauben, den Herrschaften zu zeigen, wie man aus einer Mark zweie macht; bitte aber // zuvor um ein kleines Trinkgeld! ... So, ich danke bestens! // Sehen Sie, nun hab' ich aus einer Mark sogar zwei Mark fünfzig gemacht!"
Kommentar
Hans Horina wird erwähnt

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meggendorfer, Lothar
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Zauberkünstler
Zuschauer
Publikum
Bühne
Zauberkunst
Trinkgeld
Geld
Scherz
Täuschung

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 628, S. 24
 
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