Meggendorfer-Blätter (52.1903 (Nr. 627-640))

Meggendorfer-Blätter, Bkünchen


ein Stückchen und sprach von seinem kalten Ziinmer-
chen, von seinem warmen kserzen, von der Liebe
im allgemeinen und im besonderen und eben wollten
sich die beiden jungen Leute mit einem warmen
kjändedruck und einem noch wärmeren Blick von-
einander verabschieden, da kam Mama Schinderl
um die Lcke gebogen, packte ihr Töchterchen beim
bjandgelenk und rief:

„tllizzi, was fällt Dir ein, Du mit diesem — .—
INundantenl" dann schoß sie einen giftigen Blick
auf den armen Schreiber und sagtei „tNein kserr,
Sie haben Ihre Rolle doch schon längst ausgespielt;
ich verbiete Ihnen daher fernerhin jede Annäherung
an meine Tochter; die ist zu gut für Sie!"
„Aber, INama —I"

„Ruhigl Du kommst mitl"

Und fort rauschte die Pseudo-Lr-Schwiegermuttcr
mit dem Pseudo-Bräutchen. —

Lin paar Tage später, als der Diurnist eben
hungernd und frierend in seinem Zimmerchen saß,
klopfte es an der Türe und der Briefträger über-
brachte ihm ein großes Schreiben eines in D . .
dem Mohnorte von Tante NNna, domizilierenden
Notars, worin derselbe als Anwalt des Fräulein
Wilhelmine Schinderl, welche vorgestern verstarb,
ihm die überraschende Mittcilung machte, daß ihn
diese Dame zum Universalerben ihres vermögens
eingesetzt habe.

Ropfschüttelnd las der Schreiber immer und
immer wieder diese hochbedeutsame Nachricht und
erst ein neuorliches Rlopfen an seiner Türe störte
ihn aus seinem Dahinbrüten.

Anf sein „kjereinl" trat — Uiama Schinderl mit
ganz zerknirschtem Gesicht in die Stubc.

„bvissen Sie schon, lieber Ljerr Purzel?" slötete
sie in den süßesten Tönen. Der Diurnist stutztc;
dann flog ein Lächeln über scin Gesicht: „Ja —
leider!" erwiderte er.

„wieso leider?!"

„Nun, jetzt bin ich zu gut fllr Ihre Fräulcin
Tochterl"

„Aber, lferr jdurzel, Sic licbcn doch mcinc
Mizzil"

„Allerdings; aber ich liebtc sic schon vor ein
paar Tagen, und da war sie ja zu gut für michl"
„Ljerr Purzel! Lieber Ljerr Purzell Ach ver-
zeihen Sie mir meine damaligo Ungeschicklichkeit,
ich-"

„Gutl ich will Ihnen verzcihen; abor nur
unter einer Bedingung — "

„Und die ist?"

„Daß Sie, Frau Schinderl, mir nic ins tjaus
kommen I"

„Nie?I"

„Nie! — Ljöchstens auf ein paar Tage, sozu-

sagen — ,leihweiseU"-Mama Schinderl mußte

sich dreingeben, und als der glückliche Universalerbe
seine Mizzi heimgeführt hatte, lachte er noch oft
ob des „entlehnten Bräutigams" uud der „leihwcisen
Schwiegermutterl"

Moderner Beweis.

— „Du behauptest also, Fräulein Grcte sei das schönste Mädchen
am Vrte?"

Inhaber eines Auskunftsbureaus: „Ja, denn nach deren Mitgift
erkundigt man sich am häufigsten bei mir."

Der böfe Vepi oder: Das unterbrochene Koiyert.

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