Zeitschrift für chumor und Aunst
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Dlchümg und Wahrheii.
„Also meine Lserren, als ich das letzte Mal in tlsien
war, gebe ich so zwischen den Dschungeln sxazieren, auf cin-
mal sxringt ein Riesentiger auf mich los. Doch ich habe
Geistesgegenwartz
uud renne es deni Ticre bis ans tfeft — —
Takermentz Du infamer Aöterl
Die Znlpektionsfcchrt.
Humoreske von C. A. Hennig.
I I^Hir waren ihrer zwei in der Aanzlei, näinlich Prakti-
kanten, ein gewisser tserr Wunderlich und ich. tvir
hatten das Rechtz so viel zu arbeiten, als wir irgend
konnten und die pflicht, so zufrieden mit unserem völlig „ge-
haltlosen" Dasein zu sein, wie das einem guten Staatsbürger
uud angehsnden Beamten zukoinint. Und das taten wir denn
auch. Nur einnial im Ulonat, wenn es auf die sogenannten
Insxektionsreisen ging, rebellierten unsere staatsbürgerlichen
Gefühle bis zur offenbaren tvidersetzlichkeit. bserr Arause,
unser Aanzleivorstand, war nämlich nicht nur ein äußerst pedan-
tischer und umständlicher alter kserr, sondern ein Anicker, wie
er im Buche steht. Lr scheute sich nicht, die Spesen, die für
den Fall der Insxektionsfahrt auch für den Praktikanten bezahlt
wurden, zur gemeinsamen Reisekasse zu schlagen, uns aber dann
so knapp zu halten, daß wir kaum satt zu essen, viel weniger
zu trinken hatten. Dazu dauerte eine solche Reise oft zwei bis
drei Tage — und zwei bis drei Tage in solcher Gesellschaft,
das will etwas heißen — so daß wir die Inspektionsfahrten
fürchteten wie das bsöllenfeuer.
Der Tag dieser Reisen war nie im voraus bestimmt, so daß
wir immer in Lrwartung derselben leben mußten und uns nie
darauf vorbereiten konnten. Und so wunderte es mich auch gar
nicht, daß eines Nachmittags bferr Arause an mich herantrat
und in sciner gewöhnlichen gleichgiltigen kveise zu mir sagtei
„Morgen, lserr Praktikantl Bitte, haben Sie die Güte, sich auf
eine längere Fahrt einzurichten, wir müssen zwölfBezirke machen."
Ich verbeugte mich ganz mechanisch, und da eine Antwort
auf diese rein dienstliche Ntitteilung nicht nötig war, so wun-
derte sich kserr Arause auch gar nicht, daß keine erfolgte. Mir
aber war diesmal die freundliche Linladung dermaßen in die
Glieder gefahren, daß ich auch keine ^lntwort hätte geben
können. Denn gerade morgen war der erste diesjährige Aasino-
ball, zu dem wir Praktikanten natürlich ebenfalls geladen waren
und auf den wir uns in dem langweiligen Neste schon kindisch
gesreut hatten. Zudem hatte mich in letzter Zeit das Lwig-
kveibliche in seinen Bann gcschlagen, und morgen sollte ich zum
erstenmal Fräulein Aätchen —-. Doch das gehört nicht
weiter hierher. Aurz, ich war sprachlos vor Zorn und Schrecken
ob der vom Aanzleivorstand gemachten Lröffnung. Raum hatte
dieser die Bureautüre hinter sich zugemacht, so stürmte ich in
das" Iimmer, wo lvunderlich arbeitete.
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Dlchümg und Wahrheii.
„Also meine Lserren, als ich das letzte Mal in tlsien
war, gebe ich so zwischen den Dschungeln sxazieren, auf cin-
mal sxringt ein Riesentiger auf mich los. Doch ich habe
Geistesgegenwartz
uud renne es deni Ticre bis ans tfeft — —
Takermentz Du infamer Aöterl
Die Znlpektionsfcchrt.
Humoreske von C. A. Hennig.
I I^Hir waren ihrer zwei in der Aanzlei, näinlich Prakti-
kanten, ein gewisser tserr Wunderlich und ich. tvir
hatten das Rechtz so viel zu arbeiten, als wir irgend
konnten und die pflicht, so zufrieden mit unserem völlig „ge-
haltlosen" Dasein zu sein, wie das einem guten Staatsbürger
uud angehsnden Beamten zukoinint. Und das taten wir denn
auch. Nur einnial im Ulonat, wenn es auf die sogenannten
Insxektionsreisen ging, rebellierten unsere staatsbürgerlichen
Gefühle bis zur offenbaren tvidersetzlichkeit. bserr Arause,
unser Aanzleivorstand, war nämlich nicht nur ein äußerst pedan-
tischer und umständlicher alter kserr, sondern ein Anicker, wie
er im Buche steht. Lr scheute sich nicht, die Spesen, die für
den Fall der Insxektionsfahrt auch für den Praktikanten bezahlt
wurden, zur gemeinsamen Reisekasse zu schlagen, uns aber dann
so knapp zu halten, daß wir kaum satt zu essen, viel weniger
zu trinken hatten. Dazu dauerte eine solche Reise oft zwei bis
drei Tage — und zwei bis drei Tage in solcher Gesellschaft,
das will etwas heißen — so daß wir die Inspektionsfahrten
fürchteten wie das bsöllenfeuer.
Der Tag dieser Reisen war nie im voraus bestimmt, so daß
wir immer in Lrwartung derselben leben mußten und uns nie
darauf vorbereiten konnten. Und so wunderte es mich auch gar
nicht, daß eines Nachmittags bferr Arause an mich herantrat
und in sciner gewöhnlichen gleichgiltigen kveise zu mir sagtei
„Morgen, lserr Praktikantl Bitte, haben Sie die Güte, sich auf
eine längere Fahrt einzurichten, wir müssen zwölfBezirke machen."
Ich verbeugte mich ganz mechanisch, und da eine Antwort
auf diese rein dienstliche Ntitteilung nicht nötig war, so wun-
derte sich kserr Arause auch gar nicht, daß keine erfolgte. Mir
aber war diesmal die freundliche Linladung dermaßen in die
Glieder gefahren, daß ich auch keine ^lntwort hätte geben
können. Denn gerade morgen war der erste diesjährige Aasino-
ball, zu dem wir Praktikanten natürlich ebenfalls geladen waren
und auf den wir uns in dem langweiligen Neste schon kindisch
gesreut hatten. Zudem hatte mich in letzter Zeit das Lwig-
kveibliche in seinen Bann gcschlagen, und morgen sollte ich zum
erstenmal Fräulein Aätchen —-. Doch das gehört nicht
weiter hierher. Aurz, ich war sprachlos vor Zorn und Schrecken
ob der vom Aanzleivorstand gemachten Lröffnung. Raum hatte
dieser die Bureautüre hinter sich zugemacht, so stürmte ich in
das" Iimmer, wo lvunderlich arbeitete.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Dichtung und Wahrheit
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Also meine Herren, als ich das letzte Mal in Asien war, gehe ich so zwischen den Dschungeln spazieren,
auf einmal springt ein Riesentiger auf mich los. Doch ich habe Geistesgegenwart, // - ziehe mein Messer aus der Tasche - //
und renne es dem Tiere bis ans Heft - - // Sakerment, Du infamer Köter!
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)