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Meggendorfer-Blätter — 53.1903 (Nr. 641-653)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16703#0123
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Zeitschrift für Lfumor und Aunst

noch chinesisch sein konnte, kam Reißmüller durch eine vor-
genommene Rostxrobe auf den wirklichen Ursxrung dieses
chinesischen Lrzeugnisses.

Geraume Zeit war vergangen.

Der Regimentsgartner, Gefreiter Reißmüller, hatte nur
noch kurze Zeit zu dienen; die tserren Leutnants diese Lxisode
aber längst vergessen.

Vberleutnant von Renkwitz war unterdessen zum Regiments-
Adjutanten ernannt, und so kam es, daß Reißmüller in dienstlichen
Angelegenheiten zu dem kserrn Gberleutnant befohlen wurde.

Als Reißmüller sich melden lassen wollte, wurde ihm vom
Diener angedeutet, daß heute des bjerrn Vberleutnants Ge-
burtstag sei und es recht lustig drinnen zugehe. Verschiedene
Aameraden, darunter Leutnant bsellriegel u. s. w. seien zugegen.

Schnell entschlossen, ließ sich Reißmüller, trotz dem lVider-
streben des Dieners, melden. Reißmüller erhielt Eintritt, über-
reichte seine Meldung und wurde mit dem Bemerken: „Ls ist
gut, Sie können gehen," entlassen. Schon wollte Reißmüller
das Zimmer verlassen, als Leutnant bsellriegel im Uebermut
denselben zurückrief und ihn in aller Gemütlichkeit fragte, warum
er noch keinen Bericht erstattet habe über den Lrfolg seiner
Aussaat des vom Vberleutnant von Renkwitz imxortierten
chinesischen Samens.

Alle Anwesenden waren auf die Antwort neugierig, denn
mehr wie einmal war unter Aameraden dieser wohlgelungene
Scherz erzählt worden.

„Der bjerr Leutnant werden gütigst entschuldigen," begann
Reißmüller. „Ich wollte die Pstanze erst zur vollständigen Ent-
wickelung bringen und hätte schon bei Gelegenheit Veranlassung
genommen, dem bjerrn Vberleutnant Bericht zu erstatten. lVeil
aber die Ljerren ein so großes Interesse zeigen, diese imxortierte
Neuheit kennen zu lernen, werde ich dieselbe sofort herbeiholen."

Mit einer schneidigen Rehrtwendung war der Regiments-
gärtner verschwunden.

Alles wurde neugierig und schüttelte verwundert den Aoxf.
Wie? Sollte sich Reißmüller aus dieser Schlinge herausgebissen
haben? — Aber beoor die Antwort erteilt wurde, trat Reiß-
müller wieder ein.

Alle Augen richteten sich auf den Regimentsgärtner.

Aaum haite Reißmüller die mit einer großen Glasglocke
bedeckte Samenschale auf die Tafel gestellt, so erschallte schon
von allen Seiten ein nicht enden wollendes Gelächter. Ieder
mußte lachen, bis ihm die Tränen in den Augen standen, nur
Dberleutnant von Renkwitz fuhr mit erregter Stimme den
Regimentsgärtner an:

„Unverschämter Menschl Mas soll das bedeuten?"

„Der kserr Vberleutnant entschuldigen," antwortete Reiß-
müller, „es ist die erste Lrnte des vom bserrn Vberleutnant
aus Lhina imxortierten Samens. Daraus war effektiv nichts
anderes zu züchten."

Ietzt mußte aber auch von Renkwitz lachen, indem er an
den Lseringsrogen-Samen dachte.

(Reißinüller hatte nämlich mit Bücklingsköxfen die Samen-
schale so dekoriert, daß man glauben konnte, die Bücklinge hätten
sich soeben durch die Erde gearbeitet und beschauten nun mit
dem Aoxfe neugierig die tVelt.)

Mit einem Zwanzigmarkftückchen und einem „Ls ist gut,
Sie können gehen" wurde Reißmüller entlassen.

„Aber Verschwiegenheitl" rief ihm der Gberleutnant von
Renkwitz noch nach.

„Zu Befehl, bjerr Vberleutnantl" antwortete Reißmüller
und mit seinem Lrfolg vollständig zufrieden, war der Regiments-
gärtner verschwunden.

U9

Scharfblick.

Reitstallbesitzer (zu herrn Isidor veilchcnfeid): „Die Sporen,
kjerr, werden Ihnen nicht viel nützen, außer, wir bringen sie an
den Fußspitzen an."

Salonwih.

— „Ich sage Dir, die kleine Llla ist ein Rätsel."

— „Aber ein Preisrätsel."

Der Lmrd'-Kenner.

'dlwoa bserrn, die sand im Mirtshaus g'sessen;

bvie s' recht andächti war'n beim Essen,

Da kimmt a Dackl her an' Tisch
Und schaugt halt recht begehrerisch.

„Wie alt inag jetzt der Dackl sei'?"

Der ander' schaugt ins Maul eahm nei'

Und inoant: „Der geht ins dritte Iahr."

Der ander' lacht: „„Warum net garl

Ins vierte"" — „Schneckenl" sagt der auder'.

So streiten sie si' umanander

Und schließli macha s' halt a N)ett,

UAeviel als Iahr der Dackl hätt'.

Den lserrn vom Dackl fragen s' später.

»Ins vierte Iahr scho«, sagt der, »geht er.«
„lvie hab'n jetzt Sie dös kennt aufs kjaar?"
Fragt der, wo der Versxielte war,

„Und hab'n ihn ogschaugt gar net g'nau?"

Da hat der ander' g'lacht gar schlau:

„So schaug'n S' nur grad sei bjalsband ol
bjat ja scho 's vierte Waxxerl drol"

O. I.

Stiiniut.

Arzt: „Sie sollen mehr in die frische Luft und weniger ins
wirtshaus."

patient: „Dazu brauche ich Sie nicht; das hat mir schon
meine Frau gesagt."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Scharfblick
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Reitstallbesitzer (zu Herrn Isidor Veilchenfeld): "Die Sporen, Herr, werden Ihnen nicht viel nützen, außer, wir bringen sie an den Fußspitzen an."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Becker, Carl
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Reithalle
Mann
Hund
Gespräch
Pferd
Sporn <Reiten>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 650, S. 119
 
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