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Meggendorfer-Blätter — 55.1903 (Nr. 667-679)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16705#0026
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22

Neggendorfer-Blätter, Blünchen


„lfopxlal — Na, alsdann, ich hab's doch g'sagtl
Ietzt wann nur nichts passiertl" — —

„jdardon Fräulein! Ich bitte tausendmal um Entschuldigung,
daß ich Sie so erschreckt habe, aber wie Sie sehen, ist weiter
gar nichts geschehen!"

Der Wahlfemd.

W^ein, nichts von jdolitik und Staat!

Ich liebe tltalz und lfopfen.

Ich spiele Doppelkopf und Skat,

Trink einen guten Tropfen.
tltich störte nie die Reichstagswahl
ttnd wer dabei obsiegte.

Ich wählte nur ein einzig tltali
tttein tveib und — das genügte.

—aa.—

Die süßen ^Kufserln.

m Lxtrastübchen beim „Schwarzen Adler" ging's heute
hoch her. Der Bäckermeister Alois tttutzl, der reichsten
einer von Fischershausen, feierte nach althergebrachter
Sitte seinen Namcnstag und der gute „Röschitzer" sloß in Strömen.
Als willkommenen „Zubeiß" hatte die wackere tvirtin zu Lhren
des gefeierten Loisl eine kleine IVeinbäckerei — unter dem
Namen „Busserln" bekannt — gcbacken, welche sich großen Zu-
spruchs erfreute, um so mehr als es der lustigen Tafelrunde ein
besonderes Gaudium machte, der Aellnerin, der blitzsauberen
Resi, immer wieder zurufen zu können: „Resi, geben S' mir
g'schwind nochmal ein paar Bnsserln!"

Das schmucke Ding errötete dabei immer so züchtig und
schlug die lieben, braunen Guckäugelchen so sittig-verschämt nieder,
als ob die übermütigen Zecher ein wahrhastiges, frisches, und
und kein gebackenes Busserl von ihr verlangt hätten, das machte
ihnen natürlich einen Riesenspaß, und so ertönte immer und
immer wieder der Ruf nach einem süßen Busserl und dabei
wußten die würdigen lferren — lauter ehrbare Ehemänner —
selbst nicht rechti ob ihnen der Mund mehr nach einem ge-
backenen Busserl oder nach einem von den blühenden Lippen
des schelmisch lächelnden Mädchens wässerte.

Wohl spitzte da und dort einer die bärtigen Lippen, aber
zu einem Attentat hatte keiner den rechten Mut; in einem so
kleinen Städtchen wie Fischershausen wäre das aber auch sehr
gewagt gewesen, denn es war zehn gegen eins zu wetten, daß
die teure Gattin schon am nächsten Morgen diesen Seitensprung
vom breit ausgetretenen jdfade der Tugend erfahren haben würde
und dann wehe, dreimal wehel

Liner der lautesten und übermütigsten war Mutzl, das
Namenstagskind, selbst. Nnermüdlich forderte er seine Freunde
zum Trinken auf, ging ihnen mit gutem Beispiel voran und
rief am öftesten: „Resi, noch ein süßes Busserll"

Das ging so fort, bis der N)irt endlich tief bekümmerten
Gesichtes die Sperrstunde ankünden mußte, und die fidelen Gäste
nach einem nochmaligen ksoch auf den Bäckermeister den lfeim-
weg antraten.

Als lferr Mutzl auf die Gasse trat, mußte er die unangenehme
lvahrnehmung machen, daß sich ihm gerade heute an seinem
Namenstage alle lsäuser, Laternenxfähle und Barrisreslöcke in
den lveg stellten, und so gelangte er erst nach vielen Areuz- und
Vuerfahrten in seine Behausung. lsalb ausgekleidet, warf er sich
mit der ganzen Mucht seiner hundertundfünf Ailo auf sein Bett,
und von dem dadurch verursachten Gekrache erwachte seine Frau,
welche bis dahin so friedlich von den großen Sorgen und den
kleinen Semmeln des Mutzlschen Geschäftes geträumt hatte.

„Bist Du's, Loisl?" fragte sie. — Aeine Antwort. Mutzl
lag da wie ein Erschlagener und rührte sich nicht; nur sein
schnaufender Atcm, der die Zimmerluft mit schwerem lveindunst
schwängerte, verriet, daß noch Leben in ihm sei. Unmutig wollte
sich die Frau Bäckermeisterin schon die Decke weit über die
Vhren ziehen, da richtete sich ihr lllann ein wenig auf
und lallte:

„Resi, noch ein süßes Busserll"

„was sagst?"

„Noch — ein — süßes Busserl!"

Dann sank er wieder in die Aissen zurück, indes ihn Frau
Mutzl entsetzt anstarrte. wirre Gedanken schoßen ihr durch den
Aopf: aber nach und nach sah sie immer klarer. „Resi", so
hieß ja das hübsche Aellnermädchen beim „Schwarzen Adler",
wo, wie sie wußte, ihr Mann heute abend war, und da mußte
es ja sehr nett hergegangen sein, wenn ihr Gatte jetzt noch im
Traume ein Busserl verlangte. Im bserzen der rundlichen Bäcker-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Der Vorturner
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Hoppla! - Na, alsdann, ich hab's doch g'sagt! Jetzt wann nur nichts passiert!" - - // "Pardon Fräulein! Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, daß ich Sie so erschreckt habe, aber wie Sie sehen, ist weiter gar nichts geschehen!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Pommerhanz, Karl
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Reck
Turnen
Mann
Zuschauer
Garten
Frau
Stricken
Unfall

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 668, S. 22
 
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