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Meggendorfer-Blätter — 55.1903 (Nr. 667-679)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16705#0028
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Meggendorfer-Blätter, München


Linen Augenblick starrte er noch verzweiflungsroll auf die
geschlossene Türe hin, dann nahm auch er den bsut und verließ
das Isaus. Er wollte und mußte Gewißheit haben darüber,
ob er sich gestern abend wirklich so schwer vergangen hatte oder
nichhunddarum wandte cr seineSchritte dem,5chwarzenAdler'zu.

„Reserl," sragte er mit uusicherer Slimme die hübsche Aell-
nerin, von der er sich ein Glas Bier bringen ließ, „Reserl, sagen S'
mir ainal ganz aufrichtig, hab' ich gestern abend von Ihnen
ein — cin Busserl 'kriegt?"

„G je, bserr Alutzl, net nur eins — wenigstens zwanzig
hab'n S' bekommenl"

„Wirklich?" suhr erbleichend der Bäckermeister auf.

„Freilich! Sie haben Ihnen ja gar so gut g'schmeckt!"
lächelte die Resi und setzte dann hinzu: „Sie sollten Ihnen
das Rezext von den Busserln von der Frau Wirtin geben lassen,
damit Ihnen Ihre Frau auch welche backen kann I"

„Rezept . . . backen? . . . Iessas ja, die ,Busserlntz das
war ja die gute Weinbäckerei!" rief lNutzl, der sich erst jetzt
dieser Episode dcs gestrigen Abends wieder erinnerte. „Ia, ja,
da muß mir die wirtin das Rezept dazu geben und — und
nicht wahr, Reserl, Sie tragen's dannn gleich zu meiner Frau!"
Damit drückte er der nicht wenig überraschtcn Aellnerin einen
Silbergulden in die bjand und trank nun mit viel größerer
Gemlltsruhe sein Bier aus.

Indessen band sich die Resi eine frische Schürze um
und eilte dann mit dem bereitwilligst von der wirtin zur ver-
sügung gestellten „Busserl-Rezext" zu der Frau Bäckermeisterin.

„Aüß d' bjand, Frau Atutzl," sagte sie und knixte. „Die
Frau Adlerwirtin schickt Ihnen da das Busserl-Rezept von
gestern abend."

„Busserl-Rezext? I" rief die im Stillen noch immer wütende
Bäckermeisterin, „wollen S' mich vielleicht auch noch srotzeln,
Sie . . Siel . . . Ist's Ihnen denn nicht genug, daß Sie meinen
bisher so braven Mann verleitet haben, mir untreu zu werden?!"

„Ia, von was reden S' denn, Frau Mutzl?"

„von was ich red' — von den Busserln natürlich, die S'
gestern meinem Mann 'geben haben, Sie schamloses Ding
übereinandl"

„Aber Frau Mutzl, ich werd' doch dem blöden Menschen, ah
xardon, dem bjerrn Gcmahl, ka Busserl, nämlich ka wirklichs
geben; das waren ja nur lauter 'backene Busserln und 's Rezext
dazu hab' ich Ihnen jetzt gebracht!"

„NAe — was — gebackene Busserln?! Also hat mein
Alois nicht —"

„Aber gar ka Sxur, Frau Mutzll"

„Und ich hab' 'glaubt . . . Nein, so wasl Der

arme Loisll Ganz verschwollen war er heut' früh . . . Nein,
wie man manchmal dumm sein kannl — Na also, Reserl, da
hab'n S'," und damit steckte die so xlötzlich wieder versöhnte
Bäckermeisterin dem Mädchen auch einen Silbergnlden zu, „aber
niemand nix sagen, und bei der Frau Wirtin laß' ich mich sürs
Rezext schönstens bedankenl" —

bjochaufhorchend vernahm ein xaar Minuten sxäter tferr
Mutzl von der hübschen Aellnerin, welch günstiger Wind wieder
in seinem ksause wehe, und als sie mit ihrem Bericht zu Ende
war, da konnte er sich in seiner bserzensfreude nicht länger
beherrschen; er sxrang auf, xackte das schöne Aind beim Aops
und — küßte esl Ehe einer noch bis drei zählen konnte, war
er auch schon bei der Türe draußen, und nun nahm er zu kjause
angekommen auch seine ihm freudig entgegeneilende Anna beim
Aoxf und busselte sie ab.

Zu Mittag gab's aber heute noch eine kleine Namenstags-
Nachfeier: Frau Mutzl hatte auch „Busserln" gebacken und so
ost ste ihrem Mann eines hinreichte, gab er ihr dafür zwei
schallende Aüsse und schwor ihr zu, daß er „dieser Resi" gestern
abend kein einziges Busserl gegeben habe; von dem heute vor-
mittägigen schwieg er aber wohlweislichl

(Zin angenekures UeberöreM.

i

Nerantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn sür kjerausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Vrrlag von I. F. Schreibrr in Miinchen und Eßlingrn.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Ein angenehmes Überbrettl
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Frau
Bank
Schrecken
Kuss

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 668, S. 24
 
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