Meggendorfer-Blätter (55.1903 (Nr. 667-679))

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Meggendorfer-Blätter, Nünchen

Oie vertauschten Lhemäimer.

Als die Lohlhoferin gegen Morgen erwachte, war ihr erster
Gedanke, was für pferde ihr Mann wohl heimgebracht haben
werde. Vhne denselben erst eines Blickcs zu würdigen, kleideie
sie sich oberflachlich an, trat in den lsof hinaus und — glaubte
ihren Augen nicht zu trauen, als sie vor der Stalliüre die wohl-
bekannten alien Gäule mit tief zu Boden gcscnkten Aöpfen
stehen sah. t)or Aufreguug nach Luft schnappcud, eilie sie in
die Schlafstube zurück, und als sie bemerkte, daß ihr vermeint-
licher Gatte sich selbst auf das Geräusch der donnernd zugeschla-
genen Türe nicht rührte, da wußte sie genugi

„Der elendige Fallot hat g'wiß 's Aufgeld vasoffen, weil
er wieder dic alten Roß ham'bracht hat!" kuurrte sie und die
anr Boden liegende lfose aufraffend, begann sie, die Taschen der-
selben zn untersucheu. Ihre Erreguug steigerte sich bei jedem
leeren kfosensack immer mehr und mehr, und als sie endlich im
letzten die kläglichen Ueberreste dcs mitgegebenen Aufgeldes in
Gestalt von zwei Areuzern cntdeckte, fuhr sic wüteud auf den
schlafenden lfuberbauer los, riß mit droheud erhobcner lfand
und dem Ausrufi „Ba wart, Du lfaderlump!" das Fcdcrbett
weg und — starrte entsetzt auf ein ihr frcmdes Gcsichtl

Eine ganze lveile brauchtc sie, bis sie sich von ihrem Schreck
erholt hatte, die Aohlhoferin. Tndlich packte sie den Eindring-
ling bei der Schulter, rüttelte ihn und schriei „Aufl Aufl" —
„Laß mi, Alte!" brummtc indes der lfuberbauer und drohte sich,
ohne die Augen aufzuschlagcn, auf die andere Seite. Aber die
Aohlhoferin gab ihm keine Ruhe. „lfeh! Du lllannsbild über-
einand', wirst aufstehenl" schrie sie noch lauter und beutelte dem
Bauern dabei fast die Seele aus'm Leib, bis dieser endlich müh-
sam ein wenig die versoffenen Aeuglein öffncte. Als er abcr

ein ihm fremdes weib erblickte, gab es ihm einen Riß und er
setzte sich verwundert im Bett auf.

„Ia, wo — bin i denn?" lallte er endlich fassungslos.

„Beim Aohlhofer in Schneckenberg san S'l Aber wer sand
denn Sö??"

„I, i bin da lfuberbauerl"

„'leicht der aus Grasdorf?"

„Ia, der aus Grasdorfl Aber wie komm denn i daher?"

„Oees wollt' i aa' fragenl"

Der lfuberbauer schüttelte den schweren Aopf. lvie kam
cr nur zum Aohlhofer? Sie haben doch bloß die Rösser und
und nicht auch die weiber getauschtl Scheu streifte sein Blick
die Aohlhoferin. „Ui, dees muß erst a' hantige seinl" dachte
er sich, als er in die funkelnden Zlugen sah. „Dee und mei'
Alte, dees gab' a' G'spannl" . . . Schwerfällig erhob er sich,
zog seine lfose an und trat, gefolgt von der Bäuerin, hinaus
in den lfof; und als er dort seinen lVagen mit den vormalig
Aohlhoferischen jdferden stehen sah, da ging ihm ein Licht auf.

„Sakra, sakral" brummte er, „jetz'n woaß i wie die G'schicht
kemma isl" und sich ganz vergaffend, setzte er hinzu i „D' Roß'
hamma mitanand' aus'tauscht und 's Aufgeld hamma nacha
vasoff'nl"

„lvas — 's Aufgeld habt's vasoff'nll" gellte es jetzt in
seine abstehenden Ghren, und in ihrer wut ganz übersehend,
daß sie nicht ihrcn lllann vor sich habe, packte ihn die Aohl-
hoferin beim Aragen und walkte den vertauschten Lhemann an
Stelle ihres eigenen gehörig durch. Lhe sich's der lfuberbauer
noch recht versehen, hatte er auch schon seine Tracht Prügel weg,
eine zerschundene Nase und zerkratzte wangen. Als er aber

Äcs Mekenknhlers Rachc.