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Meggendorfer-Blätter — 55.1903 (Nr. 667-679)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16705#0064
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Meggendorfer-Blätter, München

Warum öie Nrau Äeheimrat nicht öurchbrannte.

an sollte meinen, die jungen Lhen wären die glücklichsten,
weil so ein frischgebackeues Turteltaubenpärchen vor
lauter Schnäbeln zu gar nichts anderem Zeit hätte — aber
weit gefehlt; oft ist gerade bei jungen Lheleuten die Meinung
über verschiedeue Dinge eine ganz verschiedenartige, und was
dabei herauskommt, ist dann ein sogenannter „Neinungsaus-
tausch". So war es auch bei Geheimrats. Die junge Geheiin-
rätin hatte sich ihre Ehe in den leuchtendsten Farben ausgemalt,
doch bald genug hatte es sich herausgestellt, daß diese Malerei
von keinem besonderen lverte war. Der kserr Geheimrat war
fünfzehn Iahre älter als seine Gemahlin und betrachtete es
als seiue heiligste Ausgabe, seine Frau für die Lhe zu „erziehen",
d. h. sie nach seinen etwas pedantischen Lebensgrundsätzen um-
zumodeln. Und damit stieß er auf ganz entschiedenen IViderstand
bei der lebenslustigen Frau. Sie begriff nicht, wie man es
nicht vorziehen konnte, lieber sxazieren zu fahren, anstatt seinen
Geist nutzbringend zu beschäftigen oder sich gar um Aüche und
Aeller anzunehinen. Den wundesten jdunkt der ehelichen Diffe-
renzen aber bildete die Toilettenfrage. „In der Einfachheit
liegt die wahre vornehmheit," predigte der Geheimrat, aber er
traf damit bei seinem unerfahrenen Weibchen auf taube Ghren.

„Line Perle bedarf der Fassung," arguinentierte sie eben
so schlagferiig wie selbstgefällig und vertiefte sich dabei mit

einem wahren Feuereifer in das neueste Modejournal, um ihre
Theorie sogleich ins Praktische umzusetzen.

Lines Tages aber kam es wegen eines kostbaren Brüsseler
Spitzeneinsatzes zu einer ernstlichen Verstimmung zwischen den
beiden Gatten, die zur Folge hatte, daß die tief gekränkte Geheiin-
rätin drei Stunden lang ununterbrochen weinte, darnach einen
Abschiedsbrief auf Nimmerwiedersehen schrieb, in Lile ihre
Sachen packte, eine Droschke nahm und in der Absicht nach
dem Bahnhof fuhr, zwischen sich und ihren tyrannischen Gatten
mindestens einen halben Erdball zu bringen. In dem Moment
aber, als sie ihre Fahrkarte lösen wollte, überkam sie eine
grenzenlose Bestürzung und stehenden Fußes kehrte sie wieder
nach ksause zurück. Inzwischen hatte der Geheimrat aber den
Brief seiner treulosen Gattin entdeckt und gelesen und schickte
sich eben an, der Flüchtigen nachzusetzen, als er sie so un-
vermutet wieder zurückgekehrt fand. Gerührt schloß er sie in
seine Arme, und sein zur Nachsicht geneigtes Gemüt drängte
ihm die Morte auf die Lippen: „Gott sei Dank, daß Du noch
rechtzeitig zur Linsicht und Umkehr gelangt bist, Du mein
geliebtes, irrendes, törichtes Aindl"

Und nicht minder gerührt über so viel Güte schluchzte die
Rätini „D, Du guter, einziger Mann! Aber eigentlich hatte
ich nur meine Modezeitungen vergessen!"

jKegegnuug.

M)ie Gemaldegalerie
^ Mählt' ich jüngst zum Ziele,
Denn dort gibt es, wie man weiß,
Meisterwerke, viele.

Alle wollt' ich mir besehn,

Vder doch die meisten —

Seiner Bildung muß der Mensch
Schon einj Gpfer leisten i

Aber ach, ein hübsches Aind
Macht' zur gleichen Stunde
Durch die Bildergalerie
Die Besicht'gungsrunde.

Und die süße Aleine huscht
NAe ein milder Schimmer,
wie ein goldner Sonnenstrahl
Durch die ernsten Zimmer;

Daß ich in dem Labyrinth
Nicht den lveg verfehle
Folg' ich ihr auf Schritt und Tritt
Nach durch alle Säle;

Aber soll ich ehrlich sein,

Muß ich es gesteheni
von den vielen Bildern hab'

Lins ich nur gesehen;

Nicht ein werk von Rubens' ksand,
Rembrandts oder Dürers —

Nur das holde Mädchenbild
Meines blonden Führers.

E. W.

Mlliges Vergnügeu.

— „Wollen die kferrschaften mit dem Fernrohr nicht den herrlichen Sternenhimmel sehen?
Ls kostet pro Person nur eine Mark."

veilchenblaui „Sarah, schaun mer nei, da kommt a Stern nichtseinmal auf an Pfennig."

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für üserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in NAen I.
Verlag von I. F. Schrriber in Wünchrn und Etzlingrn.
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
Billiges Vergnügen
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Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Wollen die Herrschaften mit dem Fernrohr nicht den herrlichen Sternenhimmel sehen? Es kostet pro Person nur eine Mark." / Veilchenblau: "Sarah, schaun mer nei, da kommt a Stern nicht einmal auf an Pfennig."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mandl, Max
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Fernrohr
Sternhimmel
Stern
Nacht
Mann
Frau
Verkäufer

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Aufbewahrungsort (GND)
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Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 671, S. 60
 
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