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Zeitschrift für Lfuinor und Kunst

U9


bar und er trat etwas beruhigter den tfeimweg an, wobei ihm
die beiden tferren in gemessener Lntfernung folgten. Die soeben
gehörten grausigen Unglücksfälle wollten ihm aber nicht aus
dem Aoxs; immer wieder mußte er daran denken, wie schrecklich
es wäre, wenn auch er zu einer formlosen Nasse zusammen-
geknetet nach ksause käme . . . Plötzlich ertönte knaxp hinter
ihm ein scharfes „Rrrringl" Lntsetzt sxrang er zur 5eite, doch
abermals erscholl der schrille Alang einer Signalglocke noch viel
stärker hinter seinem Rücken und verzweiftungsvoll flüchtete er
m den Straßengraben, wo er so lange zusammengeduckt liegen
blieb^ bis die Gefahr vorüber sein mußte, und von serne her
nur mehr ein ausgelassenes Gelächter hörbar war.

Lchimpfend und brummend kroch er dann wieder aus die
5traße und setzte seinen Meg fort. Aaum war er aber erst
wenige Schritte weit gekommen, als ihm schon wieder ein
„Rrrring!" beiseite springen ließ, abermals noch lauter ertönte
und erst verstummte, bis er ksals über Aoxf in den 5traßen-
graben plmnpste.

Aeuchend vor Mut und Angst, schweiß- und schmutzbedeckt,
sprang so kserr Brummer an diesem Abend wohl mehr als
^"szigmal in den nassen Graben, und als er endlich den
iDiesenpfad erreichte, der zu seinem Landhaus sührte, atmete
er erleichtert auf: bsieher wird ihm doch kein Radfahrer solgen
und das verhaßte „Rrrringl" nicht mehr in seine Vhren gellenl

Und so war es auch — wenigstens so lange als er im
weichen Grase dahinschritt — und er beruhigte sich nach und
nach so weit, daß er wieder schimpfen konnte. Aber als er den
schmalen, geländerlosen Bachsteg überschritt, der ihn noch von
seinem Landhaus trennte, und eben in der Ulitte desselben an-
gelangt war, durchbebte ihn abermals ein schrilles „Rrrringl"
und im ersten Schreck sprang er — nein! — warf er sich der
§änge nach in den Bach. —

Pudelnaß, im Austande höchster Lrregung, betrat Lserr
Rrummer wenige Minuten sxäter sein lsaus.

„Aber Mann, um lsimmels wisten, wie schaust Du denn
aus l" empfing ihn seine Frau.

„Diese — verdammten — Radlerl" schimpfte kserr Brummer,
„Immer — Rrrringl — Rrrringl — Nudelteig — Graben-
springen — Bachsxringenl — Gh, wenn ich diese elenden Aerle
nur alle crsäufen könntel"

„Aber Theobald —"

„Aa, ersäufen!" Und nun wollte er sciner Gattin eben
ausführlich über die heutigen schrecklichen Lrlebnisse, welche
er gehabt, berichten, als ihn dieselbe unterbrach:

„Ia, was hast Du denn da hinten sür ein Glöckerl
hängen, Theobald?"

„Glöckerl? . . ."

„Na ja, Du ziehst da ein an einem langen Bindfaden
befestigtes Glöckerl nach; das muß Dir wohl jemand an Deinen
rückwärtigen Rockknoxs gebunden haben?I"

„Glöckerl — Rockknopf? . . ." N?ie der lVind suhr kserr
Brummer aus seinem Rock und sand die Angaben seiner Frau
bestätigt: da hing vom Rockknopf ein langer Bindfaden herab, an
dessen Lnde-das Läutwerk einer alten lveckeruhr baumelte!

Dieses Läutwerk mußte wohl nicht mehr recht funktionieren;
es klingelte stoßweise, je nachdem es gerade einen Ruck bekam
und an diesen ruckweisen Anregungen hatte es auf der steinigen
5traße und beim Ueberschreiten des Bachsteges wahrlich nicht
gdsehlt.

Zjll das fand kjerr Brummer noch begreislich; wie aber kam
denn das Glöckchen überhauxt an seinen Rockschoß? ... Da
fiel sein Bl'ck auf ein Zettelchcn, welches am andern Rockknopf
hing und er i^s:

„Um Jhr kostbares Leben besorgt, erlaubten wir uns,
Ihnen dieses warnungssignal anzuhängen. Ls ist immer
besser, man sxringt zehnmal zuviel als einmal zuwenig
beiseite; man hat dann wenigstens keine veranlassung, in
derart gemeiner lveise, wie 5ie es heute getan, über die
Radsahrer zu schimpfen.

All heill

Die beiden lherren."

5eit jenem Abend hütet sich lherr Brummer je wieder
ösfentlich über die edle Radfahrer-Gilde zu schimxfen — jetzt
schimpft er nur mehr leise, aber dafür um so krästigerl

Iumrer ärger.

ie Ulenschheit hatte gesündigt schwer,

Da sandte der 5chöxfer die 5intslut daher;

Man sündigte, als das lvasser verschwand;

Da sandte den modernen Arieg er ins Land;

Auch nun jedoch kannte das Laster kein Ziel;

Da — schuf der kserr das Automobill

V. Gicsier.

Der überlistete Vrofestor.

Bitte sich nur zu bedienen, ich weiß, es ist sehr unangenehm,
auf der Landstraße kein Feuer zu habenl"

— „lvenn 5ie erlauben, bin ich so sreil"--
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Der überlistete Professor
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Aha, der Mann dort scheint kein Feuer zu haben, na, dem kann ich ja helfen! // Bitte sich nur zu bedienen, ich weiß, es ist sehr unangenehm, auf der Landstraße kein Feuer zu haben!" / - "Wenn Sie erlauben, bin ich so frei!" ------

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Pommerhanz, Karl
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Hochschullehrer
Rauchen
Feuer
Hilfsbereitschaft
Landstraße
List

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 676, S. 119
 
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