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-^eggendc>rsür-B!ätler, IBtünchen
Das A'robeessen.
Humoreske von I. Merkl.
m Mirtshaus zum ^irschen sitzt der Forstgehilfe Andreas
Gallinger und der Großbauer Aurzmichel und rauchen
einander an, als wären sie zwei Neerschaumköxfe, die
in möglichster Lile schön braun werden sollen. Geredet wird
nicht viel. Der Bauer wenigstens fühlt hiczu kein Bedürfnis.
Der Aurzmichel hat einen großen schuldenfreien bsof und den
dazu gehörigen Stolz und steht nicht ein, warum er sich eine
besondere Mühe geben sollte, den Forstgehilfen zu unterhalten,
vor dem er gerade keine allzu bedeutende Lsochachtung emxfindet.
ver Forstmann aber würde die Gelegenheit, die sich ihm
bietet, sehr gerne benützen
und dem Bauern wieder ein-
mal energisch auf den dürren
Leib rücken. Nur weiß er
nicht recht, wie er es am
besten anxacken soll und da-
rüber besinnt er sich jetzt
schon eine geranme Weile,
ohne zu einem Entschluß
kommen zu können. Ls steckt
ihm nämlich die Resel, die
älteste Tochter des Aurz-
michel, ein festes, dralles
lNädel, im Aoxf. Der ist er
schon seit einem Iahr zu
Gefallen gegangen und nicht
ohne Lrfolg. Die Resel mag
ihn gut leiden, und wenn es
stch gerade schickt, so treffen
sich die beiden am liebsten
an einsamen Grten und
da schwatzen und schmatzen
sie wie junge Stareln und
gingen überhauxt nicht aus-
einander, wenn nicht der
Bauer ein so scharfes Auge
auf seine Tochter hätte und
von jeder viertelstunde, dis
sie vom ksofe weg ist, genaue
Rechenschaftforderte. Natür-
lich weiß der alte Schlau-
meier ganz genau, daß seine
Resel und der Forstgehilfe
zusammenspinnen, aber es
paßt ihm nicht recht. lVenn
er auf die Beamten zu
sxrechen kommt, ist er von
jeher der Meinung gewesen,
daß sie eine mindere lNen-
schengattung darstellen und
keinen vergleich mit einem
tüchtigen, grundständigen
Bauern auszuhalten ver-
möchten, der nach seiner
Schätzung alleweil ein rich-
tiger und wirklicher lserr
ist, während jene immer
nur Diener und Untergebene
seien.
Der Gallinger zum Bei-
sxiel war ja ein ganz sauberer
Bursch, das gab er schon zu,
aber er hegte die seste Ueberzeugung, daß er ihm in jeder Be-
ziehung über sei, und er verhehlte diese wenig schmeichelhafte
Ansicht durchaus nicht. lvenn er überhaupt wildern möchte, so
pflegte er zu sagen, würde ihn der Gallinger ganz gewiß nicht
abhalten können nnd seiner Lebtag nicht erwischen.
Und als nun der Forstgehilse im kjirschen wiederum ihn
anzapfte, was es denn mit der Resel sei, ob er die vielleicht
sürs Aloster aufheben wolle, da nahm der Aurzmichel bedächtig
seine Pfeife aus dem Mund, klopfte ste sorgsam aus und sprach:
„Gallinger," sagte er, „Du und mein Madl, ös zwei paßt's
Naheüegend.
Dame (den, vogeldändler einen Pnpagei zurnckbringend), „Sie haben mich da mit dem Vogel schöl!
angeführt; er spricht ja gar nichtl"
vogelhändler (bel-idigM „Na, Sie werden ihn halt nicht zu wort kommen laffen!
-^eggendc>rsür-B!ätler, IBtünchen
Das A'robeessen.
Humoreske von I. Merkl.
m Mirtshaus zum ^irschen sitzt der Forstgehilfe Andreas
Gallinger und der Großbauer Aurzmichel und rauchen
einander an, als wären sie zwei Neerschaumköxfe, die
in möglichster Lile schön braun werden sollen. Geredet wird
nicht viel. Der Bauer wenigstens fühlt hiczu kein Bedürfnis.
Der Aurzmichel hat einen großen schuldenfreien bsof und den
dazu gehörigen Stolz und steht nicht ein, warum er sich eine
besondere Mühe geben sollte, den Forstgehilfen zu unterhalten,
vor dem er gerade keine allzu bedeutende Lsochachtung emxfindet.
ver Forstmann aber würde die Gelegenheit, die sich ihm
bietet, sehr gerne benützen
und dem Bauern wieder ein-
mal energisch auf den dürren
Leib rücken. Nur weiß er
nicht recht, wie er es am
besten anxacken soll und da-
rüber besinnt er sich jetzt
schon eine geranme Weile,
ohne zu einem Entschluß
kommen zu können. Ls steckt
ihm nämlich die Resel, die
älteste Tochter des Aurz-
michel, ein festes, dralles
lNädel, im Aoxf. Der ist er
schon seit einem Iahr zu
Gefallen gegangen und nicht
ohne Lrfolg. Die Resel mag
ihn gut leiden, und wenn es
stch gerade schickt, so treffen
sich die beiden am liebsten
an einsamen Grten und
da schwatzen und schmatzen
sie wie junge Stareln und
gingen überhauxt nicht aus-
einander, wenn nicht der
Bauer ein so scharfes Auge
auf seine Tochter hätte und
von jeder viertelstunde, dis
sie vom ksofe weg ist, genaue
Rechenschaftforderte. Natür-
lich weiß der alte Schlau-
meier ganz genau, daß seine
Resel und der Forstgehilfe
zusammenspinnen, aber es
paßt ihm nicht recht. lVenn
er auf die Beamten zu
sxrechen kommt, ist er von
jeher der Meinung gewesen,
daß sie eine mindere lNen-
schengattung darstellen und
keinen vergleich mit einem
tüchtigen, grundständigen
Bauern auszuhalten ver-
möchten, der nach seiner
Schätzung alleweil ein rich-
tiger und wirklicher lserr
ist, während jene immer
nur Diener und Untergebene
seien.
Der Gallinger zum Bei-
sxiel war ja ein ganz sauberer
Bursch, das gab er schon zu,
aber er hegte die seste Ueberzeugung, daß er ihm in jeder Be-
ziehung über sei, und er verhehlte diese wenig schmeichelhafte
Ansicht durchaus nicht. lvenn er überhaupt wildern möchte, so
pflegte er zu sagen, würde ihn der Gallinger ganz gewiß nicht
abhalten können nnd seiner Lebtag nicht erwischen.
Und als nun der Forstgehilse im kjirschen wiederum ihn
anzapfte, was es denn mit der Resel sei, ob er die vielleicht
sürs Aloster aufheben wolle, da nahm der Aurzmichel bedächtig
seine Pfeife aus dem Mund, klopfte ste sorgsam aus und sprach:
„Gallinger," sagte er, „Du und mein Madl, ös zwei paßt's
Naheüegend.
Dame (den, vogeldändler einen Pnpagei zurnckbringend), „Sie haben mich da mit dem Vogel schöl!
angeführt; er spricht ja gar nichtl"
vogelhändler (bel-idigM „Na, Sie werden ihn halt nicht zu wort kommen laffen!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Naheliegend
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Dame (dem Vogelhändler einen Papagei zurückbringend): "Sie haben mich da mit dem Vogel schön angeführt;
er spricht ja gar nicht!" / Vogelhändler (beleidigt): "Na, Sie werden ihn halt nicht zu Wort kommen lassen!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)