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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0009
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Zeitschrift für Humor und Auusl

9


Der Vantoffelritter.

unterhielten uns wieder einmal über die Frauen.
Bei dieser Gelegenheit ergab es sich eigentlich ganz
von selbst, daß wir auch mit mitleidigen Morten
jener Armen gedachten, die unterm Joch der Ehe schwerer zu
seufzen haben, als es notwendig wäre, und noch dazu mit
Spott und Hohn überschüttet werden; es fiel manch scharfer
Hieb auf die traurigen Pantoffelritter, von denen wir als
Männer nicht allzu hohe Ach-
tung empfinden.
Assessor Friedrich hatte bisher
geschwiegen und still vor sich
hingelächelt, wie einer, der ein
Vergnügen daran hat, von er-
habener Marte herab auf das
Gewimmel zu schauen, das sich
zu seinen Füßen tummelt.
„Na, hör' 'mal," sagte einer
der Tischgenossen zu ihm, „gar
so hochmütig brauchtcstDu gerade
nicht auf uns heruntcrzuschauenl
Mer weiß?" ....
Alles lachte, denn wir kannten
Friedrich seit langen Jahren
und wußten, daß er als Student
ein ziemlich gefürchteter Schläger
war. Er sieht auch heute noch
schneidig genug aus.
Um so inehr erstaunten wir,
als er schmunzelnd den Aopf
schüttelte und sprach: „Ich hoch-
mütig? Müßte gar nicht warum.
Ich bin selber ein Mitglied
dieser Gilde?"
Das glaubten wir natürlich
nicht und meinten, er scherze
nur. Auf diese Meise gereizt,
erzählte er uns mit ebensoviel
Gffenheit wie launiger Genug-
tuung die Geschichte seines Falts.
„Paßt 'mal auf, bevor ihr
euch ein Urteil erlaubt, das
eurer Meisheit durchaus keine
Ehre machen würde. Es ist
euch bekannt, daß ich nun zwei
Jahre verheiratet bin und zwar
äußerst glücklich. Ich bin zu-
frieden mit meiner Frau und
wüßte nicht, was mir irgendwie
abginge. Ich fühle mich in
meiner Rolle als Pantoffelheld
so wohl, wie nur irgend ein
Mensch in einer Stellung, die
er sich kunstvoll selbst gebaut
hat, befriedigt sein kann.
Und zwar aus folgender Er-
wägung. Meine kleine Frau
ist die Gutmütigkeit selbst und
sehr vernünftig. Aber sie ist
jähzornig und in diesem Zustand
wie alle diese kleinen, leicht über-
sicdenden Töpfchen, arg ver-
blendet. Ist der Rummel vor-

Humoreske von I. Merkl.

über, so schämt sie sich und bereut ebenso leidenschaftlich, wie
sie sich früher aufgeregt hat. Man kennt sie ja genügend, diese
Sorte, und ich sage euch, sie ist wahrhaftig keine der schlechten.
Nun könnt ihr euch unschwer vorstellen, was es da täglich im
Anfang unsrer Ehe für dramatisch belebte Auftritte gab. Ich
bin zwar kühl wie auf der Mensur geblieben, da mich aber der
liebe Gott mit einem dicken Schädel gesegnet hat, so trutzte ich
(Fortsetzung Seite j(0)
Einfach.

— Du bast ja da einen Stock mit einem sehr schönen Griff; wie bist Du denn zu dem gekommen?"
— "Ebenfalls durch einen Fchönen Gr isst!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Einfach
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Du hast ja da einen Stock mit einem sehr schönen Griff; wie bist Du denn zu dem gekommen?" / - "Ebenfalls durch einen 'schönen Griff'!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Futterer, August
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Gespräch
Spazierstock
Diebstahl

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 771, S. 9
 
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