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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0019
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Zeitschrift für Humor und Run ft

i9

Das eminente Gedächtnis.

enn der Herr Studienrat und Rektor Neumann alle die
Schüler, die er im Verlauf seiner Lehrtätigkeit schon
unter den Fingern gehabt, einmal beisammen gesehen hätte,
so wäre das sicher ein stattliches Regiment gewesen. Ls ist
nun selbstverständlich, daß man von so vielen Menschenkindern
Namen und Gesicht nicht für immer im Kopf behalten kann;
aber der Studienrat tat sich etwas darauf zugute, trotz seiner
sonstigen typischen Vergeßlichkeit, für Gesichter namentlich ein
»ganz eminentes Gedächtnis" zu besitzen. Lr erkannte oft frühere
Lchüler wieder, welche die Jahre und die Verhältnisse in der
wunderlichsten weise verändert hatten, und groß war dann
sein Stolz und seine Freude, wenn er wieder einmal einen solchen
Schlager seiner Gedächtniskraft konstatieren konnte.
So geschah es eines Tages, daß Herr Rektor Neumann
gelegentlich eines Provinzschultages durch die Straßen des kleinen
Kongreßstädtchens schlenderte und auf einmal durch ein Gesicht
gefesselt wurde, das durch die Scheiben einer Apotheke sichtbar
wurde. „Holla," dachte Herr Neumann und blieb stehen, „das
Gesicht muß ich kennen I" Allerdings glich es durch seinen mächtigen
öchnurrbart und mit der kompletten Glatze nichts weniger als dem
eines Sekundaners, aber der Beobachter auf der Straße war

seiner Sache zu sicher. Wäre ihm der Name zu Hilfe gekommen,
so wäre die Sache sofort entschieden gewesen, aber der wollte
ihm nicht einfallen. Namen sind eben doch schwer zu behalten.
Vergebens spähte er an dem Haus in die Höhe; die Firmentafel
trug lediglich die Inschrift „Adlerapotheke", kündete aber nicht
den Namen des Besitzers.
Einem Schulmann wird man die kleine Pedanterie verzeihen,
wenn er, so belanglos die Sache auch war, darnach trachtete,
sich Gewißheit zu verschaffen, was konnte es denn verschlagen,
wenn er direkt in den Laden hineinging und den Apotheker
fragte, wer er wäre. Gedacht, getan! Lr öffnete die Tür, trat
auf den Herrn hinter dem Ladentisch zu und sagte: „Erlauben
Sie mir eine Frage, mein Herr, sind Sie nicht Apotheker?"
„Aber natürlich, mein Herr," antwortete verblüfft der
Angeredete.
„Sehen Sie, das wußte ich ja," fuhr der Studienrat
triumphierend fort, „es freut mich, Sie einmal wieder gesehen
zu haben. Nehmen Sie vielen Dank für die freundliche Auskunft!"
Dann schritt er befriedigt wieder zum Laden hinaus und
erzählte seinen Herren Kollegen glückstrahlend diesen neuesten
Fall von seinem „eminenten Gedächtnis".


Techtelmechtel.
— „Nun, Frau Rat, Ihr Herr Sohn scheint Absichten auf die
Tochter des reichen Fabrikanten Sternfeld zu haben? Schon
verschiedentlich habe ich davon reden hören!"
— „Ja, ja, seit letzten Sommer in Sylt ist das so 'n ernstes
.Töchter! möcht' i" geworden."

Empfindlich.
— „Saraleben, g'rad hat mer gesagt der Hersch, dieser Gauner,
daß ich bin ebbes e guter, e ehrlicher Mensch; so e'
Gemeinheit, was!?" —
-— „Wie haißt Gemeinheit?" —
— „Nu, will er ja doch nur sagen damit, daß ich bin e' dummer
Kerl!"

Ergo . . .
Hausherr: „Dem
Kanzleirat muß es gut bei
wir gefallen, denn er hat
wieder nicht gekündigt, trotz-
dem ich ihm nichts machen
lasse und die Wohnung so
feucht ist. . . also könnten
wir ihn auch 'mal
steigern!"

Schöner Äedanke.
Förster (in einem natur-
geschichtlichen Werke Abbildungen
betrachtend): „Donnerwetter,
wenn solche Viecher heute
"och in unfern Wäldern
lobten, was für Jagd aben-
leuer könnte man da — am
Stammtisch erzählen."

Äuf Umwegen.
fremder: „Haben Sie
vielleicht leere wein-
flaschen?"
Pausherr: „Die schwere
Menge; wollen Sie
welche kaufen?"
avemder: „Nein, aber ich
wollte mir erlauben,
Dfferte in weiß- und
Rotweinen zu machen!"

Häusliche Justh.


Kommissär (zu einem wegen Trunkenheit auf die Polizeiwache verbrachten Arrestanten): „Ja, was soll ich denn
mit Ihnen anfangen? Ich werde sie halt über Nacht einsperren!"
Arrestant: „Bitt' schön, Herr Kommissär, lassen S' mich laufen, ich krieg' von meiner Alten
z' Haus eh mein Teil!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Häusliche Justiz
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Kommissär (zu einem wegen Trunkenheit auf die Polizeiwache verbrachten Arrestanten): "Ja, was soll ich denn mit Ihnen anfangen? Ich werde sie halt über Nacht einsperren!" / Arrestant: "Bitt' schön, Herr Kommissär, lassen S' mich laufen, ich krieg' von meiner Alten z' Haus eh mein Teil!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Heilig, Karl
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Betrunkener
Trunkenheit
Polizeidienststelle
Polizeibeamter
Festnahme
Arrest
Strafarrest

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 772, S. 19
 
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