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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0021
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räulein Adelgunde hätte gar zu gerne geheiratet. Alle
^ ihre Freundinnen waren schon glücklich in den Hafen
der Ehe eingelaufen — nur sie,-warum konnte
denn gerade sie keinen Mann finden!
Hätte sie nur einmal die lieben Mitmenschen gefragt, o,
die hätten ihr gar viele Gründe genannt, aber sie selbst war
felsenfest überzeugt, daß das nur eine Bosheit des Schicksals sei.
Nun war es aber höchste Zeit, denn die Jahre flohen
pfeilgeschwind, und wenn sich nicht bald etwas finden ließ,
dann war es endgültig aus, — — für immer.
Ja, wenn Herr Friedjung sich erklären wollte, das wäre
eine Partie, wie man sie nur wünschen konnte.
Er war zwar nicht inehr ganz jung, nur spärliche Reste
legten noch Zeugnis ab von der
entschwundenen Pracht wallender
Locken, aber das machte ja gar
nichts. Lin junger Sausewind
hätte doch gar nicht mehr getaugt
für das alternde Fräulein. Frisch
war er ja doch noch, und stramm
und äußerst sympathisch.
Ls gibt Köpfe, die erst in
spätern Jahren interessant werden.
Der Kopf des Herrn Friedjung
schien dem Fräulein Adelgunde
von May ganz besonders interessant,
vielleicht wohl deshalb, weil be-
sagter Herr sich in der letzten Woche
ganz besonders viel mit ihr be-
schäftigt hatte.
Sie verriet es natürlich keiner
Seele, aber sich selbst gestand sie
es in einsamen Stunden: Ls war
Aussicht vorhanden, sie schien diesem
Herrn durchaus nicht gleichgültig
zu sein.
Heute war der große Tag,
heute sollte die Entscheidung fallen.
Lr hatte um eine Unterredung
gebeten, und sie hatte ihm eine
Stunde genannt, da sie niemand
stören sollte.
Adelgunde schritt unruhig in
der schönen Stube auf und nieder
und schien mit sich selbst zu sprechen.
Die Lippen bewegten sich, ohne daß
inan einen Laut vernahm; sie kämpfte
mit der Aufregung, die ihr diese
Stunde bereitete. Als sie so eine
Weile in innerlicher Zwiesprache
auf und ab geschritten war, warf
sie sich in einen Stuhl und sah
träumend vor sich hin.
Wenn nicht alles täuschte,
konnte man mit ihm ein trauliches
Familienleben führen. — Das viele
Gasihausbcsuchen, das hörte dann
freilich auf. — Alle Abend bis
Zwölf Uhr beim Bierglase sitzen,
das wollte sie ihm schon abgc
wohnen — in aller Liebe und — Die
Sanftmut natürlich und wenn — „Die

Äer Nnirag.
es durchaus nicht in Güte ginge, nun dann — energisch.
Sonst hatte er ja keine besonders Übeln Eigenschaften. Daß
er gerne rauchte, — je nun — das ist doch kein Perbrechen.
Lr mußte ja nicht gerade immer zu Hause rauchen. Nach Tisch
eine Stunde spazierengehen und dabei eine billigere Zigarre
rauchen, das konnte immerhin durchgehen, und wenn er es am
Ende gar bunt treiben sollte mit dem Tabakdampf, nun dann
wollte sie ihn schon kirre machen.
Adelgundens Hand kramxfte sich unwillkürlich bei diesem
Gedanken um die Stuhllehne und mit zusammengekniffenen
Lippen bot sie ein Bild unbesieglicher Energie.
Mit dem Gelds zu schalten, das verstand Adelgunde herrlich,
das durfte sich auch natürlich in der Ehe nicht ändern. Sie

Schlau herausaeholfen.




Köchin behauptet, Du hättest ihr einen Kuß geraubt, Hans!"
lügt, Frauchen! ... Die hat mir gegenüber behauptet, Du könntest nicht kochen !
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Schlau herausgeholfen
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Die Köchin behauptet, Du hättest ihr einen Kuß geraubt, Hans!" / - "Die lügt, Frauchen!...Die hat mir gegenüber behauptet, Du könntest nicht kochen!..."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mukarovsky, J.
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Ehepaar
Frau
Mann
Speisezimmer
Lüge
Mahnwort
Tisch

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 772, S. 21
 
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