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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0022
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22

AI eggendorfer-Blätter, AIü n ch e n

Der ^dringliche (Kigerl.
l


4


war die vorsichtige Frau, die zwischen Einnahmen und Ausgaben das
richtige Verhältnis herzustellen wußte. Die Männer taugen dazu nicht, die
sind säst alle Verschwender. Friedjung war gewiß eine Ausnahme, aber
kurz halten, das war immerhin geraten.
Es läutete.
Adelgunde nahin ein Album zur Hand und versuchte gleichgültig
zu erscheinen.
Das Dienstmädchen trat zwischen die Türe.
„Lin Herr läßt bitten —"
„Fragen Sie nach dem Namen l"
„Friedjung/' tönte eine feste, muntere Stimme aus dem Vorzimmer.
Adelgunde stand auf und trat an die Türe, in der der Gemeldete
auch schon erschien.
„verzeihen Sie, mein Fräulein, daß ich Ihren häuslichen Frieden störe I"
„Bitte, bittel" unterbrach Adelgunde mit freundlichem Ton.
Ihr Herz pochte ein wenig, denn in dieser Stunde sollte über ihr
ferneres Leben entschieden werden.
„Nehmen Sie Platz."
Friedjung legte jene Unbefangenheit an den Tag, welche sich
aus dem steten Verkehr mit vielen Menschen ergibt.
„Sie werden fragen, Fräulein, was mich denn eigentlich heute in
Ihr Haus führt."
Adelgunde wurde bei diesen Worten beinahe verlegen, bemühte sich
aber, die Befangenheit zu verbergen.
„Ls ist das eine Sache," fuhr Friedjung fort, „welche sich vor der
Deffentlichkeit nicht gut besprechen läßt."
„Gewiß, es gibt Dinge, die am besten unter vier Augen ausgetragen
werden."
Aus den Augen Adelgundens blitzte es bei diesen Morten beinahe
schelmisch.
„Mas ich heute mit Ihnen zu besprechen habe, würde wohl auch
andre Leute wenig interessieren."
„Sie meinen?" Adelgunde fühlte es, jetzt mußte es kommen, das
große Wort.
„Es handelt sich um Ihre Zukunft, mein Fräulein!"
Da war es gesprochen, das große, entscheidende Wort. „Um Ihre
Zukunft!" — Mas sollte sie antworten? Sollte sie ihm stumm an die Brust
sinken? — Er saß dazu äußerst unbequem da. — In ihrem Kopfe drehten
sich die Gedanken wie im Wirbelsturme.
Sie hatte sich alles so schön durchdacht und jetzt war sie doch beinahe
überrascht. Sie senkte verwirrt den Kopf und lispelte:
„Und was wollen Sie über meine Zukunft sagen?"
„Ich will Sie der Sorge für spätere Tage überheben. — Sie sind
noch jung."
Noch jung! Das Mort tat wohl. Das war schön gesprochen. Ti»
Mann, der so sprechen konnte, war gewiß ein guter Mann, und ei»
ausdrucksvoller, langer, dankbarer Blick lohnte ihm die schöne Rede.
Er schien den langen, dankbaren Blick nicht zu verstehen und fuhr fort:
„Man muß in jüngeren Jahren schon an das Alter denken. 5ie
haben keine näheren verwandten, Sie werden allein stehen" —
Adelgunde überkam eine tiefe Rührung. Seine Rede hatte ihr ans
Herz gegriffen: er wollte für sie sorgen, ihr Trost und ihre Stütze sein.
„Sie haben einige tausend Kronen vermögen" — —
„Jawohl," sagte sie etwas befremdet, vom Gelds hätte sie in diesem
seligen Augenblicke lieber nicht gesprochen, aber es war ja doch ehrlich »»^
klug von ihm, die Situation in jeder Hinsicht klar zu stellen.
„von den Zinsen Ihres Kapitals können Sie unmöglich leben, es
ist zu wenig."
Diese Stelle des Gesprächs war ihr peinlich, sie paßte so gar nicht
zu der schönen Stimmung des Augenblicks.
„Und da komme ich nun zu meinem eigentlichen Anträge."
Antragl jubelte es in ihr und wie einen elektrischen Schlag fühlte
sie es vom Scheitel bis zur Sohle. Der Antragl Jetzt sollte er komme»-
Seit den ersten Mädchenjahren hatte sie davon geträumt, von der märchen"
(Fortsetzung Seite 23.)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Der zudringliche Gigerl
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meggendorfer, Lothar
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
See
Frau
Mann
Steg
Voyeurismus
Streich <Scherz>
Brett
Wasser

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 772, S. 22
 
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