Meggendorfer-Blätter (63.1905 (Nr. 771-783))

Zeitschrift für Humor und Run st

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Die Samariter.

Nacht Wächter (der mit seinem Kollegen einen beiruntenen öludenteie im öl rnßengrnbrn temclk^ : „Du,
es ist kalt diese Nacht . . . wir wollen ihn wenigstens in den Mondschein legen!"

hin und vergaß cs sogar, ein paar Fragen der erstaunten Hausfrau
zu beantworten — er war augenscheinlich in tiefer Ueberlcgung
begriffen.
Auf cinuial schien er im reinen mit sich zu sein und
wandte sich an das Ehepaar.
„M . . . meine verehrten Herrschaften, ich habe Ihnen ein
Herzcnsauliegcn auszusprcchen — darf ich?"
Mama Hahncmann wurde ganz blaß und dann nickte sie
— der Gemahl „echote" auch im Nicken.
„Um k . . . kurz zu sein ... i ... ich bitte Sie u . . .
um die Hand Ihrer Fräulein Tochter und zugleich d . . . darum,
es ihr bei ihrem Micdcrerscheinen sofort s. . . sagen zu d . . .
dürfen."
Die Mama streckte ihm mit einem strahlenden Blick

als Antwort einfach die
Hand über den Tisch ent-
gegen und der Hapa „echote"
ebenfalls ... da kam auch
schon Magda mit dem Mäd-
chen, das den braunen Trank
servierte, sobald dieses ab-
getreten war, wandte sich
der Assessor, an seine schöne
Nachbarin, und wenn er
jemals gestottert hatte, so
übertraf er sich bei seiner
Anrede an diese nun selbst.
„I . . . i . . . ich h...
habe s . . . s . . . s . . .
soeben bei Ihren Eltern
u . . . um Ihre Hand a . .
angchaltcn, m .. mein Fr ...
Fräulein und diese s . . .
sagen nicht n . . . nein —
w . . . w . . . was sagen
5 5 ic ?"
„Ach Gott," sagte der
hilflose Blick, den sie ihm
unter tiefem Erröten zu-
sandtc, „er nimmt mich
sicher nur, weil er erkannt
hat, daß ich doch tadellos
kochen kann!"
„G, nein!" antwortete
der sciuigc, „Deine Person
ist's, Du bisi's um derent-
willen cs geschieht!"
Da sagte sic mit fester
stimme: „Auch ich sage:
Ja! In alle Ewigkeit Ja!"
Da hatte er auch schon
ihren schönen Kopf mit aller
Zartheit zwischen den Hän-
den und drückte Kuß um Kuß
auf die entgegenkommenden
Lippen und dazu sagte er in
tiefer Bewegung:
„Und ich will Dich auf
den Händen tragen all'
meiner Lebtage, das Höchste
und Liebste sollst Du mir
sein auf der lvelt, Du,
Du ..." und in diesem
Tone ging cs hastig und fließend noch eine lange Meile fort.
Magda hatte sich frei gemacht, je länger er sprach, um so leuch-
tender wurde ihr Blick.
Da hielt er inne und lächelte: „Ach so, Du wunderst Dich,
daß ich nicht stottere?"
Sie nickte.
„Ja, das Hab' ich mir so vorgenommcn: wenn Dir 'mal
eine über alles gefällt, Hab' ich mit mir selbst aus-
gemacht, dann stotterst Du! Nimmt sie Dich dann doch
-na dann hat sie Dich sicher von Herzen gerne!
Denn von Hause aus habe ich keinen Sprachfehler,
Herzensschatz!"
„Nein, so was!" hauchte Mama Hahncmann.
„Nein, so was!" kam der Papa hinterher.