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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0114
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Meggendorfer-Blätter, München

UL


Jimmerbewohner (zum Einbrecher): „Ich glaube da drunten wer'n Se nich liegen bleiben können . . . die
Matratze drückt sich nämlich arg durch."

Gemütlich.

Immer Kaufmann.
Prinzipal (als der Lehrling am Bahnhof durch Nnvor-
sichtigkeit eine Riste zerbrochen): „Wart' nur Du Lausbub,
wenn wir nach Hause kommen, .. da hast Du unterdessen
eine Watsche a kontol"

(Lin Kleiner Irrtum.
^l n einer Kreishauptstadt lebte ein Gerichtspräsident,
der neben vielen guten Eigenschaften die für ihn
selbst unangenehmste Schwäche besaß, die Akten, mit
denen er sich zu befassen hatte, oft in heillose Un-
ordnung zu bringen. Trotzdem er sich dieses Fehlers
bewußt sein mußte, hegte er ein tiefes Mißtrauen gegen
Richterkollegen und Anwälte, welche einen Akt von
ihm zur Durchsicht begehrten. Und stets schob er diesen
die Schuld zu, wenn sich bei einer Verhandlung irgend-
ein wichtiges Schriftstück nicht finden ließ. „Wer hat
mir denn da schon wieder den Akt in Unordnung ge-
bracht?" pflegte dann der Gerichtspräsident regelmäßig
zu sagen. Diese Apostrophe war man schon so gewöhnt,
daß sie nur mehr ein verständnisvolles Augenzwinkern
zwischen den beifitzenden Richtern und Anwälten zur
Folge hatte.
Faßte man diese amtliche Schwäche des Vorgesetzten
lediglich von der heiteren Seite auf, so war den Gerichts-
beamten eine in ihr Privatleben eingreifende Eigenschaft
desselben weit unangenehmer.
Der Gerichtspräsident, selbst Vater mehrerer er-
wachsener Töchter, war nämlich eine gefällige Natur
und legte in der kleinen Stadt Wert darauf,
den kollegialen Zusammenhalt zwischen den
Beamten seines Gerichtshofes und deren
Familien in jeder Richtung zu fördern. Der
Fasching bot hiezu stets die beste Gelegenheit,
und es ging zum Verdruss? manches sparsamen
und lauten Vergnügungen abholden Ehe-
mannes nie ohne ein Maskenkränzchen oder



Lin kleiner Irrtum.
ein Wohltätigkeitsfest ab, zu welchem der Präsident durch
Bildung des Komitees und Aussendung eines Einlade-
bogens den Anstoß gab. Db man dann wollte oder
nicht — es fand sich jeder mit mehr oder weniger
:: Behagen bemüßigt, den seiner Rangstellung angemessenen
größeren oder geringeren Beitrag zu zeichnen, wobei
der Präsident, im voraus ausmunternd, mit einer an-
sehnlichen Spende an der Spitze schritt.
Die Vorbereitungen für den Heuer geplanten Wohl-
tätigkeitsball waren gerade im Zuge, als eines Tages
der Gerichtspräsident in der Verhandlung gegen einen
wegen Diebstahls, Landstreicherei und Bettelns ver-
hafteten armen Teufel den Vorsitz führte. Dem An-
geklagten, der vollkommen geständig war und offensichtlich
ein warmes Winterquartier nicht allzusehr verabscheute,
wurde insbesondere aus seinem Arbeitsbuch? vorgehalten,
daß er so lange müßig herumgezogen sei und die Mild-
tätigkeit der Leute durch selbstgeschriebene Zeugnisse
mit Empfehlungen und Bestätigungen über durchgemachte
Krankheiten mißbraucht habe. Indem der Präsident
wieder eines dieser Schriftstücke entfaltete, rief er zu
dem Angeklagten unmutig:
„Sie scheinen überhaupt das Sammeln milder Bei-
träge schon im großen Stil und gewerbsmäßig betrieben
zu haben. Hier heißt es ,Subskriptionsbogen'."
-Weiter las der Gerichtspräsident nicht, sondern
faltete rasch den Bogen wieder zusammen und legte
ihn beiseite mit den Worten: „Nun, das würde uns
zu weit führen."
Den scharfen Augen der beisitzenden
Richter war es aber nicht entgangen, daß
der Präsident diesmal mit dem .Subskriptions-
bogen für den Wohltätigkeitsball' den Akt
in Unordnung gebracht hatte. Und ihr Augen-
zwinkern und Schmunzeln hatte ausnahms-
weise einen Anflug von boshafter Schaden-
freude. ir—r.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Gemütlich; Ein kleiner Irrtum
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Zimmerbewohner (zum Einbrecher): "Ich glaube da drunten wer'n Se nich liegen bleiben können ... die Matratze drückt sich nämlich arg durch."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Zwintscher, Oskar
Hass, Fritz
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Bett
Einbrecher
Versteck
Mann
Persönlicher Rat
Stechmücke

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 780, S. 114
 
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