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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0152
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152

Meggendorfer-Blätter, München


meinen, eine wahrhaft
geniale Frau wird niemals
einen geistlosen Mann hei-
raten!"
„Ls hat jeder einmal
eine kleine Anwandlung von
Schwäche!" antwortete sie
schnippisch.
„Na, siehst Du!" lachte
er. „Da sind wir ja glücklich
bei der Friedenseiche ange-
langt. Deine Vhnmacht ist
der Herr Wesseling und meine
Schwäche ist ein Zigärrchen.
Uebrigens haben viele
geniale Männer geraucht,
oder willst Du in Abrede
stellen, daß starke Raucher
wie Milton, Voß, Walter
Scott, Lord Byron, Herder,
Kant Geistesgrößen waren?"
„Meinetwegen! Ich möchte
Dich nur bitten, die Stärke
Deiner Rauchwolken mit
Deiner Geistesgröße ins
rechte Verhältnis zu setzen,
ich werde dann nicht viel
Ursache zu bösen Worten
haben!" Damit eilte sie
hinaus, befriedigt von dem
kleinen Trumpfe, den sie
eben ausgespiclt hatte.
Wesseling erwiderte nichts.
Lr zündete sich eine frische
Zigarre an und schrieb weiter.
Frau Anny überlegte in-
zwischen in der Rüche, ob
sie auch nicht zuviel gesagt
habe. Wenn ihr Mann nichts
mehr entgegnete, so war
damit die äußerste Grenze
zwischen Krieg und Frieden
gegeben. Sie fühlte sich
schuldig, den Lhehimmel
bewölkt zu haben. Das
Schlimmste war, daß sie noch
immer nicht wußte, was sie
ihrem Gemahl schenken
sollte. Dder sollte sie ihm
wirklich nichts geben?
Am andern Tage besprach
sie sich mit einer Freundin,
einer sehr klugen Frau. Sie
riet zum guten. „Das
Klobenstein durch zwanzig Jahre Nörgeln," sagte sie, „ist den
Männern angeboren und die
.Gelehrten' sind erst recht
aus lauter Kritik zusammen-
gesetzt. Du mußt Deinen
Gatten mit einer Gabe ver-
söhnen, die ihm gerade in seiner Eigenschaft als Raucher
willkommen sein muß!" —
Anny beschloß, dem Lheherrn einen Zigarrenkasten zu
verehren, den sie eigenhändig mit Brandmalerei zieren wolle.

Herausgeplaht.

Kastellan- „In diesem Turm hielt der Raubritter Kunz von
hindurch seine Schwiegermutter gefangen!"
Schwiegersohn: „Ach ja, die guten alten Zeiten . . .1"

Der Professor war von der kleinen entschiedenen Wendung
belustigt.
„Nur der Herr Wesseling!" wiederholte er mit Humor.
„Denke nur, welcher Lichtglanz dabei auf Dich fällt! Ich sollte
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Herausgeplatzt
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Kastellan: "In diesem Turm hielt der Raubritter Kunz von Klobenstein durch zwanzig Jahre hindurch seine Schwiegermutter gefangen!" / Schwiegersohn: "Ach ja, die guten alten Zeiten...!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hass, Fritz
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Kastellan
Turm
Geschichte
Erzählung
Sage
Schwiegersohn

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 783, S. 152
 
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