Meggendorfer-Blätter (86.1911 (Nr. 1071-1083))

Unerwartet

Verleumdung

Ueber den wippenden Pfad durch das Moor
Bin ich vor Tag geritten.
Gellender Kiebitzruf klang aus dem Rohr,
Um mich die Schwalben glitten.

Sumpfwaſſ[er quollen gurgelnd empor,
Rauhreif lag auf den halmen,
Tief in den Brüchen und über das Moor
Schleichende Nebel qualmen.

Schleichende Nebel und mooriger Grund
Brachten gar oft Verderben
Vor der Verleumdung vergiftetem Mund
Schütze dich Gott bis zum Sterben !

Elimar von Monſterberg

Im kiker

~ „Das iſlt der reine Schwindel mit
Inrem Neffen, dem jugendlichen Klavier-
virtuoſen; der Junge ilt angeblich
zehn Jahre alt, ich ſah ihn aber neu-
lich beim Barbier ſizen, wo er ſich
ralieren ließ!“ ra)
~ „Das iſt eine Lüge, er raſiert ſich
ja ſelbſt !“



V MR Err .

~® „Mein Fräulein, Innen zuliebe könnte ich die größte Dummheit machen.“

~ „Bitte, ſprechen Sie mit Mama!“

Mißver»ſtändnis

Fremder: „Sind Sie Eingeborener ?“
~ „Nein, ich bin ein Zwilling.“

Boshafte Frage

Dame: ,„Alſo Sie malen auch, liebſter
Herr Doktor ?“ [
- „Ja, nur, um die Zeit zu toten.

- „HabenSiedennkeinePatientenmehr?“

Doch etwas

Reiſender: „Sie verſprachen mir doch
ſchon öfters, Sie wollten Ihr Bureau
moderniſ»ieren.“

~ „Na, ſchauen Sie nur hinaus vor die
Tür. Was ſtand da früher? Bureau!
Und was ſtehnt jezt dort? Büro!“

Rückgang

~ „Jett haben wir eine Zeitung am Ort
mit fünk Lokalberichterſtattern. Und
wenn wirklich einmal was palliert, er-
fährt man's erſt am nächſten Tag. Früher,
wie d’ Huberkathl noch g’lebt hat, hat's
die ganz’ Stadt in zwei Stunden gewußt,
was vorgekommen ilt,“

[D

Abendhgolcl

Traumſchwer ſenken Jſich die Zweige
Mit den vollen Blütendolden.
Reichbekränzt und ſonnengolden
Geht der ſchöne Tag zur Neige.

Eh’ die blauen Schatten ſinken,
Laßs uns eng umlſchlungen ſ[chreiten
In die goldverklärten Weiten
Und den Glanz der Sonne trinken.

Mag die Nacht dann [ternlos dunkeln! —
Durch die bunten Traumgetilde
Wird uns lange noch das milde
Gold des reichen Tages funkeln.
Thusnelda Wolff-Kettner

Zultimmung

Richter:
fleiige Frau mit den gemeinſten
Schimpfworten belegt, ſie ſogar miß-
handelt. .. das läßt auf einen
rohen, niedrigen Charakter ſ»chließen!“
~ ,Ja, den hat ſie!“

„Sie haben Ihre brave,