GH . ; Zeitſchrift für Humor und Ku n ' COT TO TOGO FI HOO 247
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Feierlich
~ „Das war wirklich ergreifend, als mir der Witwer leine Liebes-
erklärung machte; alle ſeine lieben Kinder knieten mit nieder.“
Der Schwammerling
Mein erſter Lehrer war der Sdwammelin. dgq9
Das war ein gutmütiger, kleiner Herr, der den Geſang über
alles liebte und bis in die tiefe Nacht »lißen konnte, wenn
irgendwo gelungen wurde. []
Weil er wie ein Scwammerling auf feuchtem Grunde gar
ſo beharrlich ſtillſizen konnte, hatten ihm ſeine Freunde und
Sangesgenoſſen dieſen Namen verliehen. [©]
Wir Kinder hatten den Schwammerling alle gern, wenn auch
ſein Stok manchmal gar unſanft auf unleren Holenböden
herumtanzte, und wo wir ihn auf der Straße ſahen, da
liefen wir auf ihn zu und freuten uns, daß wir ihm die
Hand geben konnten.
Er hatte ungefähr achtzig Schüler zu unterrichten, die in lieben
Klaſſen geteilt, aber alle in einem Schulzimmer untergebracht
waren. Wenn er allo mit einer Klaſſe die wiſlſenſchaftliche
Unterhaltung eröffnet hatte, mußten die andern für ſich
arbeiten und ſtilllisen. Bei der großen Sehnſucht, die uns
in dieſen Jahren zur Wilſſenſcchaft hingezogen hatte, war
dieſes Syſtem für unvollendete Hausaufgaben ebenſ»o günltig
wie für eine Verſtändigung bezüglich anderweitiger Unter-
nehmungen. [D
Von 0sc. Hardim
_ Aber trotz dieler Rie»enarbeit erzielte der Schwammerling
gute Reſultate, er iſt auch nicht nervös geworden, ſ»ſondern
hat bis an ſein Lebensende an ſeinem Berufe Freude gehabt.
2 Ein chöner Zug von ihm war, daß er den „Peter“ nicht
leiden mochte. Wir gewöhnten uns dadurch früh an, unſere
Angelegenheit ſelbſt zu ordnen, und wenn irgendein gräm-
licher Bürger in der Schule erſchien, um unſer =ſittliches Ver-
halten anzuzweifeln, ſo konnten wir dem Verlaufe der Unter-
haltung meilt ruhig entgegenſ»ehen. [©]
„San halt Buam.“ [2
Wenn nicht wirklich ein böſer Streich vorlag, hat uns der
alte Herr ſtets mit dieſen Worten in Schuß genommen. s
Dafür waren wir aber auch zur Stelle, wenn es galt, ihm
einen Gefallen zu tun. Oft, wenn aus einem ſ»einer Bienen-
ſtöcke „eine Imp“ abging und ſich an der unrichtigen Stelle
niedergelaſſen hatte, beſorgten wir die damals übliche Katzen-
mulik; wenn er Holz bekam, »chafften wir es in die Remiſe,
und wenn in ſ»einem Garten die Johannisbeeren „Zeitig“
waren, gab es keine arbeitsfreudigeren Erntearbeiter, als
wir es waren. [©
Unruhig habe ich den Schwammerling nur immer vor der
Schulprüfung geſehen, weil er bei den Verhältniſ»ſſen, die
länglt einen zweiten Lehrer notwendig gemacht hätten, oft
nicht mit »einem Penſum fertig geworden war. Er war
dann aufs Einpauken angewieſen. [©)
Bei ſo einer Gelegenheit konnte der Gramminger Hans eine
Kopfrecmnung, die von einem Kaufmanne handelte, der ganz
verzwickte Einkäufe gemacht hatte. Ich aber beſaß die Wiſſen-
ſchaft eines Tiefbauunternehmers, der einen Arbeiter einen