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Meggendorfer-Blätter, München
Aha! Vater: „Das ist ja großartig, ihr wißt alle nichts! Wer
von euch hat denn nun diesen Abend etwas gelernt?"
Frih: „Der Waldl... der kann jetzt über'n Stock springen!"
Die Nägel Von C. A. Lennig
Kropfmaiers sind aus der Provinz in die Nesidenz
gezogen, weil sie geglaubt haben, hier wachsen die „Schman-
kerln" wild und die Vergnügungen kommen ihnen ins Äaus
wie das Lochwafser im Frühjahr zur Kellertttr herein.
Es ist aber nichts damit gewesen, im Gegenteil, sie haben
sich recht ungemtttlich gefühlt zwischen den vielen fremden
Leuten, und was sie haben Gutes gewollt, haben sie recht
teuer bezahlen müssen. „Also gehen wir wieder heim," hat
Lerr Kropfmaier zu seiner Frau gesagt und hat sie zum
Lausherrn geschickt, damit sie die Wohnung kündigt.
Selbiger Lausherr ist aber ein recht schikanöser Lerr
gewesen, der am liebsten auf die Miete noch ein Trinkgeld
möcht und den Mietern dabei kaum das Schnaufen
in der Wohnung vergönnen tät.
Am Tage nun, ehvor der Möbelwagen gekommen
ist, um die Kropfmaierfchen Labseligkeiten wieder
in die Provinz zu überführen, ist der Lausherr zu
Kropfmaiers hinaufgestiegen, um zu fchauen, wie
fehr die Wohnung ruiniert ist.
And kaum, daß er durch die Tür getreten ift, hat
er auch schon die Lände über dem Kopf zusammen-
geschlagen und alle Leiligen angerufen.
„Limmelsakra," hat er geschrien, „wie habt
denn ihr die Wohnung z'fammeng'richt. War alles
so fchön nei, wie ihr ein'zogen feid und jetzt — die
Löcher in den Wänden. Steht nicht extra im Ver-
trag drin, daß fämtliche Nägel in den Wänden zu
verbleiben haben? Warum habt ihr diese also
herausgezogen? Ietzt hab ich einen Schaden von
sechzig Mark, und den müßt ihr mir ersetzen."
Da sind nun freilich Kropfmaiers arg erschrocken.
Denn der Lausherr hat recht gehabt, das mit den
Nägeln ist wirklich im Vertrag gestanden. Aber —
vielleicht gehts nicht fo genau, hatten Kropfmaiers
gedacht, und die schönen Nägel, von denen einige
Wli'lcher pakt
Mcht wshr, mein Ich — nun jinä wn wok> joweill
So gonr gejcheilett, — Zchulclen, egsl Schuläen! —
llerjchsieb msn lonjt lich gute, slte 2eit! -
llem Lottleibeiuns lür ein Laulencl Kulcien.
rich, beutrutage gibt Uer Leulel nichts
llul Leib uncl Seele, nicht ctie kleinlte lisle.
Lies, wettes Ich, veiksteiten Lelichts,
2u lolchem 2weck' Uie heisstrinlei'sie.
Lanns Adam Faerber
Märchen
Iemand bekam cinen Orden, ließ sich aber nie
damit photographieren.
sogar Messingknöpfe gehabt haben, haben sie
doch gereut, und fo haben sie sie ganz heimlich
und stad ausgezogen.
Wer hätte denn gedacht, daß der Lausherr
in der letzten Minute nachschauen kommt?
Doch nun war das Elend fertig und sechzig
Mark waren fällig.
Aber die Frau Kropsmaier war nicht auf
den Kopf gesallen.
„Wenns ihm bloß wegen den paar Nägeln
ist-" hat sie gedacht und ist in eine
Eifenhandlung gegangen und hat um drei Mark Bilderstifte,
Laken, Schrauben usw. gekauft und kalkuliert: „Drei Mark
sind immer noch weniger als sechzig, und was man kann,
soll man wieder gut machen. Lieber mehr als zu wenig."
And dann haben sie wieder heimlich und stad zu hämmern
angefangen, bis kein einziger Nagel mehr übrig gewefen
ist, sogar die alten haben sie generöser Weise wieder dazu
genommen.
Slnd wie dann der Lausherr nochmals nachschauen ge-
kommen ist — kruziadachsl — wie hat der da geschautl Jn
eine richtige Ohnmacht ist er gefallen wie eine vornehme Gräfin
oder so, und mittlerweile sind Kropfmaiers ausgezogen und
haben ihn in der Wohnung mitten unter seinem Neichtum
von Nägeln liegen gelassen.
Nicht einsam ^ „Schmeckt Ihnen denn der
Sekt so ganz alleine?"
-- „Ich eß' ja Austern dazu!"
Oop^riAirt 1914 dzt ,7. Lelireibsr
Meggendorfer-Blätter, München
Aha! Vater: „Das ist ja großartig, ihr wißt alle nichts! Wer
von euch hat denn nun diesen Abend etwas gelernt?"
Frih: „Der Waldl... der kann jetzt über'n Stock springen!"
Die Nägel Von C. A. Lennig
Kropfmaiers sind aus der Provinz in die Nesidenz
gezogen, weil sie geglaubt haben, hier wachsen die „Schman-
kerln" wild und die Vergnügungen kommen ihnen ins Äaus
wie das Lochwafser im Frühjahr zur Kellertttr herein.
Es ist aber nichts damit gewesen, im Gegenteil, sie haben
sich recht ungemtttlich gefühlt zwischen den vielen fremden
Leuten, und was sie haben Gutes gewollt, haben sie recht
teuer bezahlen müssen. „Also gehen wir wieder heim," hat
Lerr Kropfmaier zu seiner Frau gesagt und hat sie zum
Lausherrn geschickt, damit sie die Wohnung kündigt.
Selbiger Lausherr ist aber ein recht schikanöser Lerr
gewesen, der am liebsten auf die Miete noch ein Trinkgeld
möcht und den Mietern dabei kaum das Schnaufen
in der Wohnung vergönnen tät.
Am Tage nun, ehvor der Möbelwagen gekommen
ist, um die Kropfmaierfchen Labseligkeiten wieder
in die Provinz zu überführen, ist der Lausherr zu
Kropfmaiers hinaufgestiegen, um zu fchauen, wie
fehr die Wohnung ruiniert ist.
And kaum, daß er durch die Tür getreten ift, hat
er auch schon die Lände über dem Kopf zusammen-
geschlagen und alle Leiligen angerufen.
„Limmelsakra," hat er geschrien, „wie habt
denn ihr die Wohnung z'fammeng'richt. War alles
so fchön nei, wie ihr ein'zogen feid und jetzt — die
Löcher in den Wänden. Steht nicht extra im Ver-
trag drin, daß fämtliche Nägel in den Wänden zu
verbleiben haben? Warum habt ihr diese also
herausgezogen? Ietzt hab ich einen Schaden von
sechzig Mark, und den müßt ihr mir ersetzen."
Da sind nun freilich Kropfmaiers arg erschrocken.
Denn der Lausherr hat recht gehabt, das mit den
Nägeln ist wirklich im Vertrag gestanden. Aber —
vielleicht gehts nicht fo genau, hatten Kropfmaiers
gedacht, und die schönen Nägel, von denen einige
Wli'lcher pakt
Mcht wshr, mein Ich — nun jinä wn wok> joweill
So gonr gejcheilett, — Zchulclen, egsl Schuläen! —
llerjchsieb msn lonjt lich gute, slte 2eit! -
llem Lottleibeiuns lür ein Laulencl Kulcien.
rich, beutrutage gibt Uer Leulel nichts
llul Leib uncl Seele, nicht ctie kleinlte lisle.
Lies, wettes Ich, veiksteiten Lelichts,
2u lolchem 2weck' Uie heisstrinlei'sie.
Lanns Adam Faerber
Märchen
Iemand bekam cinen Orden, ließ sich aber nie
damit photographieren.
sogar Messingknöpfe gehabt haben, haben sie
doch gereut, und fo haben sie sie ganz heimlich
und stad ausgezogen.
Wer hätte denn gedacht, daß der Lausherr
in der letzten Minute nachschauen kommt?
Doch nun war das Elend fertig und sechzig
Mark waren fällig.
Aber die Frau Kropsmaier war nicht auf
den Kopf gesallen.
„Wenns ihm bloß wegen den paar Nägeln
ist-" hat sie gedacht und ist in eine
Eifenhandlung gegangen und hat um drei Mark Bilderstifte,
Laken, Schrauben usw. gekauft und kalkuliert: „Drei Mark
sind immer noch weniger als sechzig, und was man kann,
soll man wieder gut machen. Lieber mehr als zu wenig."
And dann haben sie wieder heimlich und stad zu hämmern
angefangen, bis kein einziger Nagel mehr übrig gewefen
ist, sogar die alten haben sie generöser Weise wieder dazu
genommen.
Slnd wie dann der Lausherr nochmals nachschauen ge-
kommen ist — kruziadachsl — wie hat der da geschautl Jn
eine richtige Ohnmacht ist er gefallen wie eine vornehme Gräfin
oder so, und mittlerweile sind Kropfmaiers ausgezogen und
haben ihn in der Wohnung mitten unter seinem Neichtum
von Nägeln liegen gelassen.
Nicht einsam ^ „Schmeckt Ihnen denn der
Sekt so ganz alleine?"
-- „Ich eß' ja Austern dazu!"
Oop^riAirt 1914 dzt ,7. Lelireibsr