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Nr. 1209

Zeitschrift für Humor und Kunst

175

Das verlorene Gedächknis

haltung anzuknüpfen versuchte. Aber er schwieg beharrlich.
„Ich werde mich hüten," dachte er, „und mir irgend eiile
Falle stellen lassen. Das Dasein ist hier so angenehm, daß
ich vor mindestens vierzehn Tagen mein Gedächtnis nicht
wieder zu erlangen wünsche."

Dann tauchte der freundliche kleine Arzt wieder auf.
„Lat's geschmeckt?"

„Danke, sehr gut."

„Nicht wahr, der Kalbsbraten war vortrefflich?"

„Ausgezeichnet," lobte Oskar.

Der Arzt holte ein Zigarrenetui heraus. „Darf ich
Ihnen eine Zigarre anbieten? — Sie können rauchen, das
schadet Ihnen nichts," setzte er hinzu, als Oskar zvgerte.
„Ich bin selbst leidenschaftlicher Raucher, aber leider komme
ich wenig dazu, nur wie jetzt, über Mittag, und am Abend.
Ich komme kaum über drei Zigarren pro Tag hinaus. Sie
rauchen jedenfalls mehr?"

„O, mindestens zehn bis zwölf Zigarren pro Tag."

„Donner, so viel! Ilnd wo kausen Sie denn Ihre
Zigarren."

Oskar ärgerte sich. Da hatte er schon wieder zu viel
geredet. Der verdammte Kerl hatte sicher etwas Verdacht
und wollte ihn jetzt in aller Gemütlichkeit ganz sacht hinein-
legen. Aber er wollte sich schon in acht nehmen. Er
schüttelte den Kops. „Keine Ahnung."

„Nun, vielleicht hatten Sie gar keine regelmäßige Be-
zugsquelle sür Ihre Zigarren. Aebrigens, — die Schwester
hat mir erzählt, daß Sie das Fleisch und die Preiselbeeren
zusammen gegessen haben. Ich schließe daraus, daß Sie
Norddeutscher sind."

Oskar wiegte zweifelnd das Laupt.

„Nun, jedensalls sind Sie Deutscher, das steht fest."

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„Das glaube ich auch. Aebrigens hat mir schon der
Schutzmann gesagt, daß ich mich in Deutschland befinde."

Der Arzt lächelte. „Sind Ihnen Einzelheiten aus der
deutschen Geschichte bekannt?"

Oskar tat, als zermarterte er seinen verunglückken
Schädel. Er murmelte: „Karl der Große — — Kaiser
Notbart — dreißigjähriger Krieg — —"

„Vortrefflich! Aber damit wlll ich Sie nicht weiter
quälen. Bleiben wir lieber bei mehr alltäglichen Dingen.
Ich konstatiere: Sie sind sich beim Essen dessen bewußt
gewesen, daß Sie Kalbsbraten nnd Preiselbeeren vor sich
hatten, in Bezug anf diese beiden Dinge hat Sie also Ihr
Erinnernngsvermögen nichk im Stich gelassen, ebenso wenig
wie in Bezug daraus, daß Sie täglich bis zu zwölf Zigarren
zn rauchen Pflegen. Damit sind wir schon ein ganzes Stück
vorwärts gekommen."

„Der Teusel soll den Kerl holen!" dachte Oskar.

„Ietzt aber möchte ich Sie um eines bitten: schauen
Sie doch einmal in Ihr Portemonnaie hinein!"

„Was will er denn?" ttberlegte Oskar und kam zu der
Meinung, daß es am besten wäre, sich jetzt möglichst blöde
zu stellen. „Portemonnaie?" wiederholte er.

Der Arzt holte das seine herans. „Ia, so ein Ding
hier. Ich hoffe nämlich, wenn <^ie Ihren momentanen
Kassenbestand Prüfen, wird Ihnen vielleicht diese oder jene
Erinnerung kommen. Vielleicht entsinnen Sie sich einer
Ausgabe, die Sie heute morgen gehabt haben oder gestern."

Oskar schüttelte den Kopf. Er hatte mechanisch sein
dünnes Portemonnaie hervorgezogen. Aber da waren ja
nnr fünfundnennzig Psennige darin, — das konnte er doch
nicht sehn lassen. !Ind entschlossen steckte er das Porte-
monnaie in die Tasche zurück.

Der kleine Arzt klopfte ihm auf die Schulter. „Das


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