Nr. 1211
Zeitschrift sür Humor und Kunst
209
DaS neue LauS
fiir den Treppenflur geliefert hatte, vom ersten Stock ins
Erdgeschoß gefallen? Für tot hatten sie ihn aufgehoben,
und jetzt mußte er sich in einem Wägelchen herumfahren
lassen.
Leinrich Sandvoß wanderte in fein einsames Schlaf-
zimmer zurück — seine Frau, die durch fein Schnarchen
gestört wurde, schlief am andern Ende des Flurs — zog
sich an, nahm die dicke Ioppe, pfiff leife dem Lund und
wanderte zu feinem neuen Laufe hinüber. Der Mond
spiegelte sich verzerrt in den bauchig geschweiften Fenster-
gläsern. Es war Frau Beates Wunsch gewesen, solche
Fenster zu haben; sie sähen vornehm aus, meinte sie. Aeb-
rigens erschwerten sie auch den Einblick in das Laus.
Leinrich Sandvoß mußte das Gesicht dicht gegen eines der
Fenster des Staatszimmers legen, um etwas im Innern
unterscheiden zu können. Wahrhaftig — die sechs Sessel
waren dicht an die Wand gerückt. !lnd in der Mitte des
Zimmers, Lerrgott noch mal — aber nein, Blödsinn, das
war ja doch kein Sarg, das war ja nur die alte Futter-
kiste, die der Klempner sich da hingestellt hatte, weil seine
koddrige Leiter zu kurz war, als er den schönen neuen
Kronleuchter anmachte. Leinrich Sandvoß hatte sich heute
vormittag schon darüber geärgert und gewußt, daß der
verdammte Kerl natürlich die Kiste nicht wieder fort-
schaffen würde.
Der Lund, dem die Geschichte langweilig wurde, und
der sich vielleicht auch ärgerte, daß er nicht so groß war
wie sein Lerr und nicht auch durch das Fenster ins Laus
hineinschauen konnte, hatte sich auf die Linterbeine gesetzt
und heulte den Mond an. Sandvoß gab ihm einen Fuß-
tritt. Widerliches Geheul! Allerlei Anheil zieht solch ein
Köter damit heran. Von drüben, über den See her, kam
aus dem schwarzen Walde scheußlich unheimliches Naunen.
Pfui Teufel, was für eine Nacht! Leinrich Sandvoß
machte, daß er ins alte Laus zurück kam. Aus seinem
Pult — natürlich hatte ihm die dumme Gesellschaft allerlei
Kram darauf gelegt — wühlte er einen Zettel heraus, auf
den er mit Blaustift schrieb: Es wird nicht umgezogen!
Diese Botschast hängte er auf den Türdrücker am Schlaf-
zimmer seiner Frau; er wußte, er würde lange schlafen.
!lnd richtig wurde es zehn Ahr, bis er endlich aufftand,
mit wirrem Kopf und leichtem Fieber. Denn natürlich
hatte er sich einen Schnupfen geholt.
Es wurde nicht umgezogen. Frau Beate jammerte.
Aber warum denn nun auf einmal nicht? Ganz einfach,
weil man nicht Lals über Kopf in ein eben sertig ge-
wordenes Laus einzieht, und weil es überhaupt noch Zeit
damit hat. Das war alles, was Leinrich Sandvoß angab.
Viel fprach er ja ohnehin nicht. Das hatte er sich so
angewöhnt, als er noch selbst in der Werkstätte stand. Da
hatte das Sprechen ja sowieso keinen Zweck; wenn die
Lämmer auf das Kupfer fchlagen, versteht man ja doch
kein Wort. Schade, daß nicht alle menschliche Tätigkeit
so beschaffen ift.
Leinrich Sandvoß vermied es, nach feinem neuen
Lause hinüber zu schauen. Es schien ihm so ein fatales
lauerndes Aussehen zu haben. Ia, ja, wir wissen schon,
woraus du lauerst! Einen Toten möchtest du sehen. Viele
neue Läuser haben diesen Wunsch. Wenn erst einmal ein
Mensch in seinen Mauern gestorben ist, dann ist folch ein
Laus zufrieden, dann gibt es Ruhe. Wir haben aber gar
Man begreife das im- ^
gemein Bedeutsame der merk- >.
würdigen Wirkungsweise des >. >
Odols. Während andere Mnnd- >.
und Zahnpslegemittc-l, soweit sie für
die tägliche Zahnpflege überhaupt in Ve-
tracht kommen, lediglich während der wenigen
Sekunden des Mundreinigens ihre Wirkung aus-
^ üben, wirkt das Odol noch stnndenlang, nachdem
A man sich die Zähne geputzt hat, nach. Durch
i-i diese ganz eigenartige Dauerwirkung des Odols
P; werden die zahnzerstörenden Gärungs- und
ff'. Fäulnisprozesse im Munde stundenlang ge-
s ' hemmt bezw. unterdrückt.
Preis: '/i Flasche (Monate ausreichend) M. 1.50,
V- Flasche M. —.85.
L-IIsiuiAg lusgrLksriLunkipmg: lluöolt s/Io8se, L.nuonosu-I!xxsäitiou.
Zeitschrift sür Humor und Kunst
209
DaS neue LauS
fiir den Treppenflur geliefert hatte, vom ersten Stock ins
Erdgeschoß gefallen? Für tot hatten sie ihn aufgehoben,
und jetzt mußte er sich in einem Wägelchen herumfahren
lassen.
Leinrich Sandvoß wanderte in fein einsames Schlaf-
zimmer zurück — seine Frau, die durch fein Schnarchen
gestört wurde, schlief am andern Ende des Flurs — zog
sich an, nahm die dicke Ioppe, pfiff leife dem Lund und
wanderte zu feinem neuen Laufe hinüber. Der Mond
spiegelte sich verzerrt in den bauchig geschweiften Fenster-
gläsern. Es war Frau Beates Wunsch gewesen, solche
Fenster zu haben; sie sähen vornehm aus, meinte sie. Aeb-
rigens erschwerten sie auch den Einblick in das Laus.
Leinrich Sandvoß mußte das Gesicht dicht gegen eines der
Fenster des Staatszimmers legen, um etwas im Innern
unterscheiden zu können. Wahrhaftig — die sechs Sessel
waren dicht an die Wand gerückt. !lnd in der Mitte des
Zimmers, Lerrgott noch mal — aber nein, Blödsinn, das
war ja doch kein Sarg, das war ja nur die alte Futter-
kiste, die der Klempner sich da hingestellt hatte, weil seine
koddrige Leiter zu kurz war, als er den schönen neuen
Kronleuchter anmachte. Leinrich Sandvoß hatte sich heute
vormittag schon darüber geärgert und gewußt, daß der
verdammte Kerl natürlich die Kiste nicht wieder fort-
schaffen würde.
Der Lund, dem die Geschichte langweilig wurde, und
der sich vielleicht auch ärgerte, daß er nicht so groß war
wie sein Lerr und nicht auch durch das Fenster ins Laus
hineinschauen konnte, hatte sich auf die Linterbeine gesetzt
und heulte den Mond an. Sandvoß gab ihm einen Fuß-
tritt. Widerliches Geheul! Allerlei Anheil zieht solch ein
Köter damit heran. Von drüben, über den See her, kam
aus dem schwarzen Walde scheußlich unheimliches Naunen.
Pfui Teufel, was für eine Nacht! Leinrich Sandvoß
machte, daß er ins alte Laus zurück kam. Aus seinem
Pult — natürlich hatte ihm die dumme Gesellschaft allerlei
Kram darauf gelegt — wühlte er einen Zettel heraus, auf
den er mit Blaustift schrieb: Es wird nicht umgezogen!
Diese Botschast hängte er auf den Türdrücker am Schlaf-
zimmer seiner Frau; er wußte, er würde lange schlafen.
!lnd richtig wurde es zehn Ahr, bis er endlich aufftand,
mit wirrem Kopf und leichtem Fieber. Denn natürlich
hatte er sich einen Schnupfen geholt.
Es wurde nicht umgezogen. Frau Beate jammerte.
Aber warum denn nun auf einmal nicht? Ganz einfach,
weil man nicht Lals über Kopf in ein eben sertig ge-
wordenes Laus einzieht, und weil es überhaupt noch Zeit
damit hat. Das war alles, was Leinrich Sandvoß angab.
Viel fprach er ja ohnehin nicht. Das hatte er sich so
angewöhnt, als er noch selbst in der Werkstätte stand. Da
hatte das Sprechen ja sowieso keinen Zweck; wenn die
Lämmer auf das Kupfer fchlagen, versteht man ja doch
kein Wort. Schade, daß nicht alle menschliche Tätigkeit
so beschaffen ift.
Leinrich Sandvoß vermied es, nach feinem neuen
Lause hinüber zu schauen. Es schien ihm so ein fatales
lauerndes Aussehen zu haben. Ia, ja, wir wissen schon,
woraus du lauerst! Einen Toten möchtest du sehen. Viele
neue Läuser haben diesen Wunsch. Wenn erst einmal ein
Mensch in seinen Mauern gestorben ist, dann ist folch ein
Laus zufrieden, dann gibt es Ruhe. Wir haben aber gar
Man begreife das im- ^
gemein Bedeutsame der merk- >.
würdigen Wirkungsweise des >. >
Odols. Während andere Mnnd- >.
und Zahnpslegemittc-l, soweit sie für
die tägliche Zahnpflege überhaupt in Ve-
tracht kommen, lediglich während der wenigen
Sekunden des Mundreinigens ihre Wirkung aus-
^ üben, wirkt das Odol noch stnndenlang, nachdem
A man sich die Zähne geputzt hat, nach. Durch
i-i diese ganz eigenartige Dauerwirkung des Odols
P; werden die zahnzerstörenden Gärungs- und
ff'. Fäulnisprozesse im Munde stundenlang ge-
s ' hemmt bezw. unterdrückt.
Preis: '/i Flasche (Monate ausreichend) M. 1.50,
V- Flasche M. —.85.
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