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Nr. 1211

213

ZeitschrifL für Hurnor und Kunst

Anknüpfung bei Glatteis - „Mein gnädiges Fräulein, -

darf ich Fhnen vielleicht meinen
Laternenpfahl anbieten?"

Das ncuc Laus

wnrde: Kupferschmiedemeister Sandvoß hatte sich des
obdachlosen Ehepaares Plaeschke angenommen nnd
sie behaglich nnd angenehm nntergebracht. ünd wo
hatte er sie untergebracht, Lerrschaften, wo? Äört
es und fallt anf denNücken: in seinem neuen Äause!

Zwei Parterrezimmer hatte er ihnen eingeräumt, und
das eine war jenes große Zimmer, das Äeinrich
Sandvoß als Staatsraum in Llussicht genommen hatte,
das Zimmer mit den Flügeltüren nnd dem Parkett-
boden und den herrlichen Stnckverzierungen an der
Decke. Äatte man je so etwas erlebt! Wer hätte
das für menschenmöglich gehalten!

Am wenigsten Frau Beate Sandvoß. Sie er-
lanbte sich eincn Widerspruch: das wäre doch keine
2lrt, das neue Äaus einzuweihen. Aber Äeinrich
Sandvoß erklärte kurz und bündig: dreißig Iahre
lang hätte sie nun gesehen, daß alles nach seinein §kopf
gegangen und daß man ganz vortrefflich dabei gefahren
wäre. Im übrigen wünschte er, daß über die Sache
nicht weiter geredet würde, und daß man Plaeschkes
gefälligst in Ruhe ließe. Das tat Frau Sandvoß
denn auch; sie war sroh, wenn sie von Plaeschkes möglichst
wenig zu hören und zu sehen bekam. Was würde man von
dieser schönen Nachbarschaft noch alles erleben müssen!

Aber es wnrde nicht so schlimm. Nach dem Einzug
in das neue Quartier war löerr Plaeschke zu Keinrich
Sandvoß gekommen, geziemenden Dank abzustatte». Sein
Dank war so anfrichtig, daß er sich sür diesen Besuch sogar
mit Aufbietnng anerkennenswerter Willenskraft nüchtern
gehalten hatte. Leinrich Sandvoß schien sein Mitleid sogar
in der Nichtung ausdehnen zn ivollen, Lerrn Plaeschke
aus diesem ungewohnten und deshalb ihm auch wohl
nnangenehmen Zustand zn befreien. „Na, es ist schon gut,
Plaeschke," sagte er, „da, trinkt mal eins auf mein Wohl!"
ünd damit gab er ihm einen Talcr, einen richtigen Taler.

Für einen Taler gibt es mächtig viel Kümmel, so viel,
daß man damit auf das Wohl von ganz Müskenbnrg
trinken könnte. In einem Freudentaumel wanderte Plaeschke
zu seinem Kümmellieferanten. Aber vielleicht war es die
ungewohnte Nüchternheit, die auch ungewohnte Gedanken
in ihm auslöste. Fllr einen Taler Kiimmel? Donnerwetter
noch mal, das gehörte sich ja garnicht. Ein Lerr, der
reichste Lerr der Stadt, läßt uns in seinem Lause, in seinem
neuen Prachthanse ivohnen, und da wollen wir nun sofort
nichts anderes tun, als uns wieder einen anzntrinken! Das
schöne Lans dieses anständigen Lerrn wollen wir gleich
damit schimpfieren? Rein, so viel Zncht und Disziplin hat
man doch noch im Leibe; man ist anch einmal Soldat
gewesen. Oho, ma» weiß, was sich schickt!

In raschem Siegeslauf hat sich der
echte Kathreiners Malzkaffee den ganzen
Erdball erobert. Er wird täglich von
vielen Millionen Menschen getrunken.
Der Gehalt macht's!
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