Nr. 1211
Zeitschrift für Humor und Kunst
215
Das »cue Laus
Plaeschke kaufte nur für fünf Groschen Kümmel. Seine
Frau war damit einverstanden. Den 2test des Talers
konnte man vortrefflich gebrauchen. Sie hatte sich in ihren
neuen Näumen umgeschaut. Die krumme Bettstelle, der
wackelige Tisch und die zwei Stühle, die man mitgebracht
hatte, wahrhaftig, das paßte schlecht zu den seincn Zimmern.
Eines brauchte man ja überhaupt nur. Wenn man in
diesem wenigstens Vorhänge an den Fenstern hätte, aus
schönem roten Kattun. Das konnte doch nicht alle Welt
kosten. Man hatte doch der neuen Wohnung gegen-
über gewiffe Verpslichtungen. Lerr Plaeschke war ganz
der Meinung seiner Frau. Für den liederlichsten Galgcn-
strick kann es eine Situation geben, die ihm des Festhaltens
und des ausbauenden Verbesserns wert scheint, nur gerät
mancher leidcr sein Leben lang nicht in solche Lage hinein.
Plaeschkes waren hineingeraten. Plaeschkes besserten sich.
Ein Vierteljahr später erzählte Doktor Veerland seinem
Freunde Sandvoß: „Der Kerl, der Plaeschke, säuft ja nicht
mehr. Der erholt sich ja, der kommt ja zu Kräften." --
Am selben Tage noch gab ein Kupferschmiedslehrling bci
Plaeschkes eine große Flasche Kümmel ab, - von Kerrn
Sandvoß. Plaeschke ließ sich vielmals bedanken. Nun ja,
etwas Kümmel mußte schon sein, und wenn man ihn
geschenkt bekam, konnte man sein Geld vortrefflich ander-
wärts anwenden. Ietzt wollte man sich eine Lampe an-
schaffen, eine richtige Lampe, wie sie Lerrschaften in ihrem
Zimmer aufstellen. Ia, man hatte große Pläne.
Frau Beate Sandvoß sah mit Kummer, daß ihrer
schönen Einrichtung sür das Staatszimmer der Aufenthalt
Kritik
— „Wie hat Ihnen der Klaviervortrag gefallen, Baron?"
— „Fabelhafte Fingersertigkeit! Den Kerl würde ich beim
Ieu niemals die Bank halten lassen."
»" S p? o S IV)/^I o o
6(17665.
^.Ilsinigs lussr-utsuuriuLUms: kuäoll kHgsse, ^.nnonesn-üxxsclitjon.
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Di kiOi? mcä /^1p
Oiiä LolelZlPiiii^. eirie
LrrieniÄNO. - OLMOLÄ
Voivvtzliclie Ztllion VOII161^11^ cin..
Zeitschrift für Humor und Kunst
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Das »cue Laus
Plaeschke kaufte nur für fünf Groschen Kümmel. Seine
Frau war damit einverstanden. Den 2test des Talers
konnte man vortrefflich gebrauchen. Sie hatte sich in ihren
neuen Näumen umgeschaut. Die krumme Bettstelle, der
wackelige Tisch und die zwei Stühle, die man mitgebracht
hatte, wahrhaftig, das paßte schlecht zu den seincn Zimmern.
Eines brauchte man ja überhaupt nur. Wenn man in
diesem wenigstens Vorhänge an den Fenstern hätte, aus
schönem roten Kattun. Das konnte doch nicht alle Welt
kosten. Man hatte doch der neuen Wohnung gegen-
über gewiffe Verpslichtungen. Lerr Plaeschke war ganz
der Meinung seiner Frau. Für den liederlichsten Galgcn-
strick kann es eine Situation geben, die ihm des Festhaltens
und des ausbauenden Verbesserns wert scheint, nur gerät
mancher leidcr sein Leben lang nicht in solche Lage hinein.
Plaeschkes waren hineingeraten. Plaeschkes besserten sich.
Ein Vierteljahr später erzählte Doktor Veerland seinem
Freunde Sandvoß: „Der Kerl, der Plaeschke, säuft ja nicht
mehr. Der erholt sich ja, der kommt ja zu Kräften." --
Am selben Tage noch gab ein Kupferschmiedslehrling bci
Plaeschkes eine große Flasche Kümmel ab, - von Kerrn
Sandvoß. Plaeschke ließ sich vielmals bedanken. Nun ja,
etwas Kümmel mußte schon sein, und wenn man ihn
geschenkt bekam, konnte man sein Geld vortrefflich ander-
wärts anwenden. Ietzt wollte man sich eine Lampe an-
schaffen, eine richtige Lampe, wie sie Lerrschaften in ihrem
Zimmer aufstellen. Ia, man hatte große Pläne.
Frau Beate Sandvoß sah mit Kummer, daß ihrer
schönen Einrichtung sür das Staatszimmer der Aufenthalt
Kritik
— „Wie hat Ihnen der Klaviervortrag gefallen, Baron?"
— „Fabelhafte Fingersertigkeit! Den Kerl würde ich beim
Ieu niemals die Bank halten lassen."
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