Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 1212

Zeitschrift für Humor und Kunst

229

Nätselfilms

Auf dem Filmmarkt ist eine Neuheit aufgetaucht,
die zuerst in Wien ihre Wirksamkeit erproben svll.

Der Film bringt eine spannende Landlung, die jäh
mit der Entdeckung eines Verbrechens abschließt.

Fm Gegensatz aber zu dicsem Verbrechen wird der
Täter nicht entdeckt; das Publikum selbst soll ihit
unter den verschiedenen Personen des Films her-
ausfinden. Für die richtige Lösung sind Preise aus-
gesetzt. Ein zweiter Film soll einige Wochen später
diese Lösung im spannenden Rahmen der schwierigen
Entdeckung und Aeberfllhrung des Täters bringen. —

Etwas ähuliches haben wir vor nicht zu langer
Zeit aus eiuem andern Marktgebiet kennen gelernt,
dem der Literatur. Für die Filmbranche ist die
Sache neu, aber zweisellos aussichtsreich. Sie hat
hier viel mehr Reiz sür das Publikum, denn auf
einem Film lernt man die Personen doch ganz anders
und mit viel mehr Anteilnahme kennen als in einem
Preisrätselroman. Außerdem schlägt der Kientopp dadurch
zwei Fliegen mit einer Klappe, denn alle Leute, die sich
den ersten Film angesehen haben, werden natürlich auch
den zweiten, der die Lösung bringt, nicht versäumen. Ia,
vielleicht wird es sogar eine sörmliche Fliegensalle, wenn
viele Leute den ersten, den Nätselfilm, stch nicht einmal,
sondern zwei, drei, ja ein dutzendmal ansehen, um den
gesuchten Täter auch ganz gewiß herauszufinden. —

Einen Äaken aber hat die Sache. Die Zensur ver-
bietet zu leicht Films, aus denen ein Verbrechen vorkommt.

— „Obacht! -- sonst kommt uns der Apparat auf den Kopf."

— „Am Gottes Willcu mein neuer Reiher!"

Aber das System läßt sich ja leicht aus andere Gebiete
übertragen. Wie wäre es mit solgenden Rätselfilms:

Die Tochter des Milliardärs. Miß Maud, die einzige
Tochter des amerikanischen Milliardärs Ieremias Cricklc-
wood, hat eine Europareise gemacht. Nachdem sie noch in
Paris bei Paquin einige Toiletten gekaust hat — reizende
Modeschau — tritt sie von Cherbourg aus die Äeimreise
an. Lluf dem majestätischen Schiff — vier Schornsteine —
befinden sich auch zwölf Äerrcn von hohem Adel — teils
echt, teils uuecht —, die sämtlich der Wunsch, eiue reiche

^.iisiui^s lussratsuLuuabms: kuiiüis lilosse, ^.uuouoeu-bixxeciitiou.
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen