248
>E> Meggendorfer-Blätter, München
Jtl fo! ^ „Warum wollen Sie gehen, Minna?"
- „Es is mir zuviel Arbeit, Madam, ich bin's gewohnt, daß sich die Frau mehr betätigt —
aber Sie lassen sich ja bedienen, als wenn Sie früher selber Dienstbote gewesen wären!"
Der habglerige Eseltreibsr
Es war ihm auch richtig gelungen, den Braten nahezu
bis auf die Knochen zu verzehren, als es an die Tür klopste.
Eilig legte er die Reste wieder ans Feuer und öffnete.
Mit heuchlerischer tlnbefangenheit und triesender Freundlich-
keit hieß er die beiden Männer willkommen.
„Wir sind zwei verirrte Wanderer und haben groß-
mächtigen Kunger", sagte der Kalif. „Kannst du uns was
zu essen geben, guter Mann?"
„O weh, o weh", jammerte der Eseltreiber, „ich habe
nur ein wenig Knochenfleisch am Feuer, das mir ein mit-
leidiger Fleischer geschenkt hat, wie kann ich solches so vor-
nehmen Lerren, wie ihr seid, zum Mahle anbieten?"
„Das macht gar nichts aus", erwiderte gerührt Abdul
Lamanid, „aber es geht doch nicht an, daß wir dir deinen
kargen Bissen vom Munde stehlen?"
Aber da ward der gemütvolle Eseltreiber dramatisch.
„Nie, nie wieder", rief er und seine Stimme bebte in edler
2lusrichtigkeit, „will ich einen Bissen über meine Lippen
gleiten lassen, so ich etwas von diesem bescheidenen Mahle
anrühre, bevor nicht meine Gäste sich daran gesättigt
haben."
>E> Meggendorfer-Blätter, München
Jtl fo! ^ „Warum wollen Sie gehen, Minna?"
- „Es is mir zuviel Arbeit, Madam, ich bin's gewohnt, daß sich die Frau mehr betätigt —
aber Sie lassen sich ja bedienen, als wenn Sie früher selber Dienstbote gewesen wären!"
Der habglerige Eseltreibsr
Es war ihm auch richtig gelungen, den Braten nahezu
bis auf die Knochen zu verzehren, als es an die Tür klopste.
Eilig legte er die Reste wieder ans Feuer und öffnete.
Mit heuchlerischer tlnbefangenheit und triesender Freundlich-
keit hieß er die beiden Männer willkommen.
„Wir sind zwei verirrte Wanderer und haben groß-
mächtigen Kunger", sagte der Kalif. „Kannst du uns was
zu essen geben, guter Mann?"
„O weh, o weh", jammerte der Eseltreiber, „ich habe
nur ein wenig Knochenfleisch am Feuer, das mir ein mit-
leidiger Fleischer geschenkt hat, wie kann ich solches so vor-
nehmen Lerren, wie ihr seid, zum Mahle anbieten?"
„Das macht gar nichts aus", erwiderte gerührt Abdul
Lamanid, „aber es geht doch nicht an, daß wir dir deinen
kargen Bissen vom Munde stehlen?"
Aber da ward der gemütvolle Eseltreiber dramatisch.
„Nie, nie wieder", rief er und seine Stimme bebte in edler
2lusrichtigkeit, „will ich einen Bissen über meine Lippen
gleiten lassen, so ich etwas von diesem bescheidenen Mahle
anrühre, bevor nicht meine Gäste sich daran gesättigt
haben."