Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zeitschrift für Hurnor und Kunst

127

D!e Pelze

„Da is Nlchs Nlch von an demch
wehrte Lein entrüstet ab, „es stank mich
zu doll auf den alten Kasten, und was
ich auch schönes kochte, es schmeckte alles
nach Guanako oder wie der Mist auf
lateinisch heißt, und das war mich doch
zu nahe. Na. was ich sagen wollte,
seitdem interessiere ich mir aber iimmer
noch stark vor die Seefahrt."

Wieder unterbrach Fietje Köhmhals
den Redner.

„Ich weiß lvohst §>ein, die mehrste
Zeit liegst du mit deine Schute iil' Priel
auf'r Lauer, ob von die großen Dampser
nich was brauchbares iiber Bord kömmt."

Argwöhnisch betrachtete der Fischer
den Quartermeister, der sich mit der
§>and gerade durch die, schon etwas
angeschimmelte Käserinde seines ge-
lvaltigen runden Gesichtes fuhr und mit
den grogseligen Aeuglein vergnügt
zwinkerte. Da fuhr Lein Wattenworm
bernhigt fort, ohne auf die letzten Worte
Fietjes einzugehen:

„And da frag ich denn den Ianmaat
an den Ladebaum, was hier ausgeladen
wird, und der erzählt mir, daß das
kanadische Pelze sind, die von hier aus nach Bremerhaven
und von da nach Nußland gehen. Ich konnte mir das erst
nich recht denken, daß die den teuren Kram so leicht hin-
stauen, aber dann erinnerte ich mir: wir hatten damals an
Bord noch allerhand Fellballen und so verabscheubar wie

— „Was meinst du, Magda: kann ich meinen Vortrag,Die ideale GattiiL so halten?"

- „Anter keinen Umständen! Du mußt ihn umarbeiten, — ich habe keinen Zug
von mir darin entdecken können."

die, so stanken auch die kleine Packjes bei euch. Als ich
runterging, da hab ich stark geschüttkoppt: Lein Watten-
worm, hab ich zu mich selbst gesagt - - -- —"

Fictje Köhmhals, der zuerst die Augen erstaunt aus-
gerissen hatte, kniff nun das eine zu, und seine dicke Nase
zitterte ein wenig, als er einen leisen Pstff ausstieß nnd
vor sich hinmurmelte. „So, so, die Pelze meinst du."

„Ia, und da hab' ich zu mich selbst gesagt, Lein, hab'
ich gesagt, es ist doch ei» Leichtsinn von die Reederei, das
teure Gut so obenhin zu stauen, es is zu viel Schlechtigkeit
in'r Welt in. Ich mein, da brauch' ja bloß ein Ianmaat,
der in die Woche einmal mehr blauen Kieinrich zu Mittag
gekriegt hat, als er mag, der brauch' bloß hinzugehen in
seiner Wut und ein, zwei Packjes einfach über Bord keilen,
kein Satan merkt da was von."

„Tschä," meinte Köhmhals mit einer Miene grüb-
lerischen Nachdenkens, „srüher is das vor Cuxhaven gang
und gebe gelvesen, man jetzt erlaubt die Polizei das nich
mehr, aber -- —

„Fietje," unterbrach Äein den Quartermeister ärgerlich,
„ich seh' das wohl, du hast dir ein paar zu viel unter die
Nase geschüttet, dein Brägen is schon ein büschen was
blutberig heute abend. Ich will man sagen, ich glaub' das
ganz sicher, daß da allerhand mit passiert, und wenn das
teure Gut doch 'mal in' Wasser liegt, denn wär mich das
nich gegen den Strich, wenn ich das 'mal bei wegelang
finden täte, Tade Puttenkleier, der Plüntenkrämer, bezahlt
für son's 'ne Menge Geld."

Fietje Köhmhals pfiff wieder.

„§>ein Wattenworm, wenn jemand von die Maatens
besoffen von slrlaub kömmt, dcnn sagt unser Erster, was
ein Neserveleutnant sein tut: Sie haben kein' Moor — Aal.
Ich weiß nu zwarsten nich, was das fiir'n Beest is, aber
ich glaub' allemal, Lein Wattenworm, du hast auch keinen
Moor — Aal."

„Was schert mich deinen Ersten sein slngezieser," brauste
nun Lein aus. „Wenn du für meine Geschichtcn keinen
Verstand hast, denn so - —"

— „Stört's den Maler nicht, wenn wir zusehn, Vater?"

— „Da sollst erst mal in die Pinakothek kommen, Taverl,
wo die Maler die Bilder nachmalen, — wie da manch-
mal um eincn die Leut' blöd herumstehen."
 
Annotationen