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210

Krieqschronik der Meggendorfer-Bkätter, München

Weihnacht

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Oer Orile ctsukt. U/ie seltssm cluufi,
Osk er siufi ctseu sufgesufiu/uugeu.

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Oem gelbeu lieri üie 5tie!el leukeu.

Oer u/eike üsukl üem geibeu stlscm!
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Oer Osuk für uile 2eileu slefieu.
Oiu u/srmer Osuk isl eiu Leu/eis
2umeisl vuu Oustsuü uuü vuu 3iIIeu.

Ouefi üieser merkeusu/erle Ouuk,
Oer ist, — uuu eüeu: Osuk ües Lrileu!

k'ii-o

I» dieser bewegten Zeit ist iiatiirlich der Krieg das bestän-
dige Thenia im Laus und auf der Straße. Man spricht
von Offensive und Desensive, von Taktik und Strategie,
von Front und Deroute und von Verwundeten und Ge-
fangenen. Wenn man Kinder hat, jo wird man gut tun,
sich über solche kriegstechnische Ausdrücke gut zu informieren,
damit man sie ihnen genau erklären kann.

Was nun unsern siebenjährigen Anton betrifft, so inte-
ressieiten ihn einzig und allein die Gefangenen. Er konnte
es nicht recht sassen, daß doch Leute, die Sübel und Gewehr
hätien, sich fangen ließen, außer durch Aiiwendung ganz
außergewöhnlichcr Mittel. Meines Amtes war es nun,
Anton darüber aufzuklären.

„Das ist nicht so schwer, als du dcnkst," sagte ich.
„Wenn der feindliche Soldat eben in eine Lage kommt, wo
er sich nicht mehr wehren kann, so hebt er beide Arme hoch
in die Luft. Das ist das Zeichen. daß cr von seinen Waffen
keinen Gebrauch mehr niachen und sich ergeben will. Dann
ist es natürlich leicht, ihn gefangen fortzuführen."

„Ah fo!" erwiderte Anton verständnisvoll.

In diese Zeit fiel der Vesuch unserer Tante aus Ost-
preußen, die sich eine Zeitlang von den Schrecken dcr
russischen Znvasion bei uns erholen wollte.

Tante war eine piaktische Frau und da sie jeden Tag
nach dem Aufstehen eine halbe Stunde zu „müllern" pflcgtc,
so hatten wir ihr zuliebe unsere Frühstückszeit um diese
verlegt.

Eines Morgens aber war sie zur gewohnten Slunde
nicht erschiencn. Wir wartelen und warteten, aber dic
Tante erschren nicht. Da sagte meine Frau zu unserm
Iungen: „Geh doch mal an die Tür von Tantchcnü Zimmer
und horche, ob sich nichts regt."

Anton schickte sich auch an, den erhaltenen Austrag
auszuführen war aber etivas fürwitziger, als dieser es ihm
gestattet hatte und öffnete die Türe ein winziges Spältchen,
um sich durch den Augenschein von dem Stande der Dinge
zu überzeugen. Dieser aber war dcr, daß die Tante gerade
bei ihren gewohnten Morgenübungen war: „Arme streckt
hoch! Sieben Sekunden lang."

Völlig genug sür Antonchens Wißbegierde. Denn mit
einer etwas bestürzten und dabei geheimnisvollen Miene
kehrte er zurück und fiüsterte: „Denkt euch, die Tante steht
in einem Schlafrock mitten im Zimmer und will sich ge
sangen nehmeii lassen." C. A. Lennig

— „Dahoam a Viechtreiber, im Krieg a
Vieckitreiber — dös G'schäft laßt mi nct aus!"
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